Prisdorf. Der Caterer des Jahres aus dem Kreis Pinneberg akzeptiert in seinem Restaurant kein Bargeld mehr. Warum? Das erklärt er hier.

Das Restaurant Goldschätzchen wagt einen großen Schritt, der aber schon seit einigen Jahren in den Gedanken von Geschäftsführer Patrick Diehr eine große Rolle spielt. Nach dem Weihnachtsgeschäft und dem Ende der Betriebsferien wird seine Gastronomie im Kreis Pinneberg deutlich digitaler.

Möglicherweise ist es sogar ein echtes Novum. Denn: Die Bezahlung im beliebten Prisdorfer Restaurant am Peiner Hag 7 ist ab Mittwoch, 10. Januar, nur noch ausschließlich bargeldlos möglich. „Es gibt viele Faktoren, warum wir diesen Schritt nun gehen. Einer ist zum Beispiel die Minimierung von Fehlerquellen“, erklärt Diehr.

Kein Bargeld mehr: Restaurant Goldschätzchen stellt auf digitale Bezahlung um

So manches Mal würden seine festangestellten Servicekräfte gemeinsam mit den Aushilfen nach anstrengenden Bewirtungsabenden bis tief in die Nacht hinein noch unterschiedliche Belege, die vorhandene Menge des Bargeldes und die digitalen Zahlungsweisen prüfen, weil es finanzielle Unstimmigkeiten gibt. „Und das sprengt dann um 1 Uhr nachts einfach das Gehirn, wenn insgesamt fünf Kassen passen sollen“, sagt er.

Goldschätzchen: Geschäftsführer Patrick Diehr betreibt das Restaurant mit seinem Catering-Unternehmen Kochfabrik.
Goldschätzchen: Geschäftsführer Patrick Diehr betreibt das Restaurant mit seinem Catering-Unternehmen Kochfabrik. © Kochfabrik | Kochfabrik

Es sei einfacher, künftig einzig den digitalen Geldstrom noch in seinen unterschiedlichen Varianten im Blick zu behalten. Auch bei den regelmäßigen behördlichen Prüfungen des Betriebes habe die transparente, digitale Variante nur Vorteile. Wenn man so will, ein Schritt in Richtung Bürokratieabbau.

Das Thema Sicherheit spiele laut Diehr ebenfalls eine Rolle. Niemand müsse mehr die Tageseinnahmen durch die Gegend transportieren, darauf achten, dass ausreichend Wechselgeld in den Kassen im Restaurant vorhanden ist – oder im Notfall eben für Nachschub sorgen. Den positiven Hygiene-Aspekt einer digitalen Bezahlung, schließlich sei Bargeld oftmals ein wahrer Keimherd, führt der Goldschätzchen-Geschäftsführer auch als Argument ins Feld.

Auch Bezahlung per Paypal soll noch möglich werden

Die Rechnungen über konsumierte Getränke und Speisen können im Prisdorfer Restaurant künftig mit EC- oder Kredit-Karte, Europay, Apple Pay oder Giro Pay beglichen werden. „Auch Paypal soll noch dazukommen, da sind wir gerade in der Klärungsphase“, sagt der Inhaber des Catering-Unternehmens Kochfabrik, das in diesem Jahr als Caterer des Jahres (Kategorie: „Mitarbeiter-Entwicklung“) ausgezeichnet worden ist. Schon 2019 erhielt Diehr diese Auszeichnung in der Kategorie „Green Catering“.

Ein reich gedeckter Tisch im Restaurant Goldschätzchen.
Ein reich gedeckter Tisch im Restaurant Goldschätzchen. © Kochfabrik | Kochfabrik

Für die meisten Restaurant-Gäste dürfte die Umstellung kein großer Kulturschock werden: „Von den Gästen, die a la Carte im Restaurant essen, zahlen 80 Prozent bereits mit Karte und 20 Prozent bar. Im Biergarten zahlen schon noch ein paar mehr Gäste bar.“ Investitionen für die technische Ausrüstung stehen nun ebenfalls an. Im Biergarten werden WLAN-Verstärker installiert, um das Internet-Signal für den Bezahlvorgang zu stabilisieren.

Kein Bargeld mehr: Auch das Trinkgeld soll digital übertragen werden

Auch das Trinkgeld soll komplett in den digitalen Bereich abwandern und nicht mehr bar von den Gästen ausgehändigt werden: „Es gibt Tasten, mit denen der zufriedene Gast 5, 10, 15, 20 oder auch 30 Prozent Trinkgeld geben kann“, erklärt Diehr.

Die Goldschätzchen-Mitarbeiter selbst erhalten dann einen Trinkgeld-Betrag steuerfrei auf ihr Konto. Schließlich sei das Geben von Trinkgeld auch immer eine Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern in der Gastronomie. Das will er selbst auch vorleben: Bei ihm würden etwa auch die Aushilfen mit Spannen zwischen 14 und 18 Euro pro Stunde weit über dem Mindestlohn verdienen. Das Goldschätzchen hat 25 feste Mitarbeiter und 40 Aushilfen.

Mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent habe die Umstellung nichts zu tun

„Mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent hat die Umstellung nichts zu tun. Wer essen geht, wird auch die zehn Euro mehr pro Person übrig haben“, hofft Diehr. Über mangelnden Zuspruch seines gastronomischen Angebots kann sich das Restaurant Goldschätzchen zumindest über die Weihnachtstage nicht beklagen. Gut 600 Gäste haben dort gespeist und getrunken.

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Und sie konnten letztmalig im Goldschätzchen die Scheine zücken und mit Kleingeld klimpern. „Vor Corona habe ich erstmalig darüber nachgedacht, die Bezahlweise komplett umzustellen. Aber da war Deutschland meiner Meinung nach noch nicht so weit“, meint Diehr.

Privat ist Diehr auch gegen die Abschaffung der Bargelds

In Deutschland erfreut sich das Bargeld als Zahlungsmittel immer noch einer sehr großen Beliebtheit. In einer Ende Oktober veröffentlichten Statista-Umfrage gaben 73 Prozent der Befragten an, Bargeld als erste Option für das Bezahlen von Rechnungen unterwegs, etwa im Restaurant, in den vergangenen zwölf Monaten genutzt zu haben. 2020 waren es allerdings noch 84 Prozent.

Demgegenüber steht allerdings auch der wachsende Trend, die digitalen Bezahlmethoden zu nutzen. In der Statista-Umfrage, in der Mehrfachnennungen möglich waren, liegt der Anteil von Mobile Payment bereits bei 18 Prozent. Eine von Mastercard in Auftrag gegebene Studie besagt: 89 Prozent der Befragten bevorzugen mittlerweile das bargeldlose Bezahlen.

„Es ist aber tatsächlich auch ein Disput, den ich privat mit mir führe. Da finde ich dieses Gläserne auch nicht unbedingt gut. Und ich kann auch verstehen, wenn jemand sagt, dass er diese völlige Transparenz ablehnt“, erklärt Diehr. Auf beruflicher Ebene wolle er sich und seinem Team dagegen einfach ein Stück weit unnötigen Stress ersparen.