Ellerbek. Das bis Silvester dauernde Weihnachtsturnier des TCE wird das letzte sein. Warum auch für das Ferienturnier im Sommer das Aus kommt.
Zu Silvester am Vor- und -nachmittag wird voraussichtlich alles wie immer sein – zumindest wie in den letzten 15 Jahren der fünf vorangegangenen Jahrzehnte. In der Halle vom Tennisclub Ellerbek am Rugenbergener Mühlenweg werden die Jugendspielklassen U14 und U16 sowie die Damen- und Herrenkonkurrenzen ihre Finalspiele bestreiten. Geht es beim Nachwuchs um Pokale und Ranglistenpunkte, wollen Damen und Herren zusätzlich je 500 Euro Preisgeld unter sich aufteilen.
Tennis-Abschied: Das gehört zum Weihnachtsturnier dazu – Silvester gibt‘s Sekt und Berliner
Währenddessen werden die Organisatoren Jörg Hilpert und Steffi Schoop im Vorraum bei den Zuschauern immer wieder mal Berliner und Sekt verteilen, schließlich ist das neue Jahr nur noch wenige Stunden entfernt. Doch etwas ist nun doch anders. Jedes Anstoßen, jeder Schnack, jedes Tschüs – es wird ein Abschied auf Dauer. Sollte nicht doch etwas Unabsehbares passieren, wird dieses 48. Weihnachtsturnier des TC Ellerbek auch das letzte sein.
„Wir sind amtsmüde und finden keine Nachfolger für die Turnierausrichtung.“ Bei diesem Statement von Jörg Hilpert könnte man es eigentlich belassen. Der Tennislehrer hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten die Turnierorganisation im Winter und auch beim großen Ellerbeker Ferienturnier im Sommer mit Steffi Schoop geteilt. Das Duo ist perfekt eingespielt, Nachfolger müssten ungemein viel an Zeit und Arbeit investieren, um an diese Leistung ranzukommen.
„Der Spaß, die Freude, sie sind uns verloren gegangen.“
Doch die fehlende Nachfolge und Amtsmüdigkeit sind nur die eine Seite der Medaille. Die „Entscheidungshilfen“ für Hilpert, Schoop und die Vereinsführung des ausrichtenden TCE, sich die Zeit künftig anders als mit mitternächtlichen Turnierfeldauslosungen und Schlafentzug zu vertreiben, sind über die letzten Jahre peu à peu von ganz oben verabreicht worden. Hilpert: „Der Spaß, die Freude, sie sind uns verloren gegangen.“
Dabei sind das Turnier selbst mit seinen vielen Aktiven, dem Helferteam sowie den unterstützenden Vereinen SV Halstenbek-Rellingen und TC Pinneberg im Winter sowie beim HSV und in Quickborn beim Sommer-Ferienturnier explizit von dieser Ursachenfindung ausgenommen. „Die Hilfsbereitschaft unserer Clubmitglieder ist einfach irre“, sagt Steffi Schoop. „Ohne die großartige Unterstützung der vielen Helfer könnten diese Turniere gar nicht stattfinden.“
Treue Sponsoren haben geholfen, den Status der Turniere zu erhalten
Und auch, dass im Winter mit der Bönningstedter Immobilienmaklerin Christin Larisch und beim Ferienturnier Hermann Brodersen vom Vodafone Shop in der Frohmestraße seit Jahren verlässliche Partner dem Team zur Seite stehen, hat den Ellerbeker Turnieren geholfen, ihren Status zu wahren. „Larisch Immobilien sponsert jetzt zum Beispiel unsere Geldprämien sowie Pokale und Sachpreise für alle Konkurrenzen“, erläutert Jörg Hilpert. „So konnten wir bislang immer den Rang eines A7-Turniers für die Damen- und Herrenkonkurrenzen wahren.“
Doch im Ansporn, durch Preisgelder und Vergabe von DTB-Ranglistenpunkten sportlich attraktive Wettbewerbe auf die Beine zu stellen, liegt auch eine Ursache für den nahenden Abschied. Der Tennisverband hat sich nämlich seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht, der nationalen Turnierszene professionelle Strukturen aufzudrücken. Mit weitreichenden Folgen für die kleineren Ausrichter.
Strengere Auflagen für die Turnierausrichtung steigern die Kosten deutlich
„Eine Auflage ist zum Beispiel, dass wir mittlerweile pro Halle einen Oberschiedsrichter benennen müssen“, sagt Hilpert. „Allerdings gilt das pro Turnier – und weil die Jugendkonkurrenzen als eigenes Turnier ausgeschrieben sind, müssten wir genaugenommen sechs Oberschiedsrichter benennen. Zum Glück haben wir für dieses Weihnachtsturnier nochmal eine Ausnahme erwirken können; zwei Oberschiedsrichter genügen.“
Doch damit nicht genug der Auflagen. „Wir müssen nun auch für jedes Spiel neue Bälle ausgeben; das ist ebenso ein enormer Kostenfaktor, wie sich auch die Anmietpreise für zusätzliche Hallenplätze erhöht haben“, fährt Hilpert fort und erklärt, warum er diese Kosten als Ausrichter kaum kompensieren kann. „Von Verbandsseite her sind die Meldegelder für Jugendkonkurrenzen gedeckelt, wir können auf diesem Weg die Kostensteigerungen nicht auffangen.“
Strafgeld droht: Turniersoftware behindert unkomplizierte Regelungen
Damit nicht genug ermöglicht die obligatorische Turniersoftware der Organisatoren dem DTB auch einen umfassenden Einblick in alle Vorgänge. Und kleinste Abweichungen von der Norm werden nicht selten mit einem Strafgeld bedacht. „Dabei sind es doch oft diese kleinen, unkomplizierten Regelungen vor Ort, um auf Spielerwünsche einzugehen, die den Charakter eines Turniers und seine Beliebtheit ausmachen“, lässt Hilpert ein wenig Frust durchblicken.
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Mit all diesen Regelungen werden zwar professionelle Strukturen im deutschen Tennissport gefördert, aber der Grundgedanke der Ellerbeker Turniere wird in nicht mehr erträglicher Weise konterkariert. „Dies sollten Turniere für den Spaß und für die Kinder sein; und dabei haben wir in der Vergangenheit sogar internationale Gäste anlocken können“, sagt Hilpert. Er verweist stolz darauf, dass das Ellerbeker Weihnachtsturnier neben dem Wintercup Essen eines der zwei höchstklassigen und größten Turniere in Deutschland zu dieser Zeit im Jahr ist.
Rund 90 Jugendliche und 69 Erwachsene bestreiten das letzte Weihnachtsturnier
Doch einmal noch wollen Steffi Schoop, Jörg Hilpert und Oberschiedsrichter Christian von Grolmann den rund 90 Jugendlichen sowie 69 Damen und Herren ein Weihnachtsturnier bieten, das nichts zu wünschen übrig lässt. „Es ist schließlich etwas Besonderes für mich, zwei Turniere, an denen ich als Jugendliche noch selbst teilgenommen habe, über so viele Jahre organisieren zu dürfen“, sagt Steffi Schoop.
Die Organisatorin erinnert sich gern daran, was das Turnier so besonders gemacht hat: „Der persönliche Kontakt zu den Aktiven, die entspannte Atmosphäre – so ein Turnier kann so viel mehr sein als nur der Wettkampf“, sagt Schoop und erinnert sich besonders an einen Akteur gern: „Ein Highlight war im Sommer 2023 der Turniersieg von Silas Bittner bei den Herren. Als wir Silas kennenlernten, spielte er U12 und kam von da an Jahr für Jahr wieder nach Ellerbek, bis er schließlich die Herrenkonkurrenz gewann.“
Zumindest die Ellerbek Open als Mixed- und Doppelturnier sollen erhalten bleiben
Auch wenn solche Geschichten der Verbundenheit zu diesem Turnier nun der Vergangenheit angehören werden, dieses Jahr soll der Finaltag am Rugenbergener Mühlenweg (nur die U12 beendet bereits am 30. Dezember in der Pinneberger Halle ihr Turnier) noch ein letztes Mal alles bieten, was die Ellerbeker Turnier zu dem gemacht hat, was sie sind, bald waren – Sekt, Berliner und gute Laune. Und ein kleines Trostpflaster gibt es noch, sagt Steffi Schoop: „Die Ellerbek Open als Doppel- und Mixed-Turnier im Spätsommer bleiben uns erhalten.“
Zeitnahe Informationen zum Turniergeschehen sind auch auf der Internetseite des TC Ellerbek zu finden.