Quickborn. Alte Loren wurden gerettet und sollen bald durch das beliebte Ausflugsziel im Kreis Pinneberg fahren. Wann es mit den Touren losgeht.
Das Quickborner Himmelmoor entwickelt sich immer mehr zu einem wahrhaftigen Feldbahn-Museum. Jetzt haben Franziska und Dan Zelck von der Arbeitsgemeinschaft Torfbahn im Himmelmoor acht weitere historische Torfbahnloren erworben und vor dem drohenden Verfall gerettet, die sie bis zum Sommer wieder komplett aufbereiten und restaurieren wollen.
„Wir verstehen uns als eine Art Gnadenhof für alte Feldbahnen“, erklärt Dan Zelck die Leidenschaft und das ungewöhnliche Hobby des Quickborner Paares. „Ich kann solche alten Loren einfach nicht vergammeln sehen.“
Himmelmoor: Acht historische Loren aus dem Schülper Moor sind verfrachtet
Und so haben sie nun im sehr idyllischen Schülper Moor, zwischen Nortorf und Neumünster gelegen, die letzten acht längst ausgemusterten Torfbahnloren mit vereinten Kräften abtransportiert und nach Quickborn verfrachtet. Dort ist das Torfwerk bereits 2008 aufgegeben worden, also zehn Jahre früher als in Quickborn.
Ein Hotelier hätte noch versucht, die Feldbahn für seine Gäste und touristische Zwecke zu nutzen, erklärt Dan Zelck. Doch das hatte sich schnell zerschlagen – die Loren verfielen zusehends und wucherten zu, während zugleich das Schülper Moor wieder renaturiert und vernässt wurde – genau wie dies seit 2018 im Quickborner Himmelmoor aus Naturschutzgründen geschieht.
Mit der Wilden 13-Lok zogen sie die historischen Loren aus dem Moor heraus
Um an die historischen Loren in Schülp heranzukommen, die zum Teil aus den 1930er Jahren stammen, mussten sie den früheren Torfbahndamm auf 800 Metern freilegen, berichtet Zelck. Zum Glück waren die Gleise noch vorhanden, allerdings unter einer zehn Zentimeter dicken Erdschicht begraben, die sie erst abtragen mussten.
So konnten sie dann mit ihrer leichtesten, nur 1,2 Tonnen schweren Feldbahn-Lok die historischen Loren aus dem Moor herausziehen. Mit ihrer Diema DL 6, einer Schmalspur-Lok von 1958 mit sechs PS von der Diepholzer Maschinenfabrik, sind Franzi und Dan Zelck europaweit auf Moor-Feldbahnen unterwegs.
Himmelmoor: Einige Loren waren so morsch, dass sie erst zerlegt werden mussten
Sie waren mit der schon im Baltikum, in Tschechien oder Schweden, erzählt der Quickborner Feldbahn-Enthusiast. Auch das berühmte Dartmoor in Devon in Südwestengland haben sie schon feldbahnmäßig bereist. Die „Wilde 13“ nennen sie ihr Lieblingsstück – passend zu der Geschichte von Michael Ende „Jim Knopf und die Wilde 13) mit Lukas dem Lokomotivführer und ihren Abenteuern auf der Insel Lummerland.
Mit ihrer „Wilden 13“ gelang es ihnen dann, die zum Teil bereits baufälligen alten Loren weitgehend heil aus dem Moor zu ziehen. Einige mussten sich noch vor Ort mit einer Kettensäge in ihre Einzelteile zerlegen, weil sie durch die Witterung und den Verfall seit 16 Jahren schon zu morsch waren, erklärt Zelck. Zu Hause in Quickborn würden sie nun nach und nach wieder restauriert und mit Lärchenholz neu bestückt. Allerdings sollen sie auch künftig keinesfalls neu aussehen, sondern einen musealen Charakter behalten, betont er. Auch für die Entkusselungsarbeiten könnten sie die neu erworbenen Loren gut als Transportmittel gebrauchen.
Restaurierung einer Lore kostet 400 Euro und 20 Arbeitsstunden
Allein die Restaurierung einer Lore koste etwa 400 Euro an Holz und Material, sagt Zelck. Selbst im schlechten Zustand hätte eine historische Lore heutzutage einen Sammlerwert von rund 350 Euro. „Wir haben sie aber erheblich günstiger erwerben können“, sagt er und betont: „Das hat nicht der Verein, das haben wir aus unserer eigenen Tasche bezahlt.“
Das Ehepaar Zelck arbeitet hauptberuflich in der Verkehrsleitstelle und Disponenz der Hamburger Hochbahn und verbringt praktisch jede freie Minute im Quickborner Himmelmoor. „Gerade haben wir die Traubenkirsche aus dem Moor entfernt, eine invasive Art aus den USA.“
Im Sommer 2024 soll der alte Torfbahnzug durchs Himmelmoor tuckern
Bevor die historischen Loren über die etwa fünf Kilometer langen Gleise im Quickborner Himmelmoor tuckern können, müssen sie also noch aufwendig restauriert werden. Neben den Materialkosten rechnet Zelck mit 20 Arbeitsstunden je Lore. Vorher müssten aber noch acht Loks durch den TÜV gebracht und bei zweien der Motor und das Getriebe ausgetauscht und repariert werden.
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„Im Sommer werden auf jeden Fall die ersten alten Loren im Himmelmoor zu sehen sein“, verspricht der gebürtige Rostocker. Insgesamt gehörten inzwischen 18 Loks und 150 Loren zu ihrem großen Feldbahn-Fuhrpark.
Besucher im Himmelmoor können sich jetzt schon auf Touren freuen
Auch die Besucher des Himmelmoores könnten sich in der neuen Saison wieder auf zahlreiche Feldbahntouren durch das Himmelmoor freuen, kündigt der Quickborner an. „Ostersonntag geht es wieder los.“ Das ist im nächsten Jahr bereits der 31. März. Dann wird die Torfbahn AG wieder an den Wochenenden und zu Sonderfahrten auch werktags die Besucher durch das größte Hochmoor Schleswig-Holsteins gondeln –was nicht nur für eingefleischte Feldbahn-Fans ein einmaliges Erlebnis sein dürfte.
BU: Mit vereinten Kräften und ihrer „Wilden 13“ haben Franziska und Dan Zelck von der Torfbahn AG aus dem Schülper Moor bei Nortorf acht historische Feldbahnloren vor dem Verfall gerettet und ins Quickborner Himmelmoor transportiert. Fotos: Zelck