Quickborn. Gutes tun und Menschen aus anderen Ländern kennenlernen. Ein internationales Workcamp im Kreis Pinneberg macht’s möglich.
Reisen, arbeiten und dabei andere Menschen und deren Lebensweise kennenlernen, ist für viele junge Menschen eine Alternative zum Pauschalurlaub. So ist zurzeit ein Dutzend junger Männer und Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren zu Gast im Gemeindezentrum der St. Gabriel-Kirchengemeinde Haseldorf, um dort in der Integrierten Station Unterelbe (ISU) zu arbeiten und im Quickborner Himmelmoor etwas für den Umwelt-und Naturschutz zu tun. „Ich möchte andere Lebensweisen kennenlernen und meinen Horizont erweitern“, erklärt Violeta Garralda-Sorolla ihre Motivation, warum sie aus dem spanischen Zaragoza für zwei Wochen in das kalte Norddeutschland gekommen ist.
Betreut werden die Workcamp-Teilnehmenden von Edelgard Heim vom Landesamt für Umwelt, das die ISU im Elbmarschenhaus betreibt. Auch sie erforschte die Welt als junge Studentin über ein solches Projekt, das der Verein Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) seit rund 75 Jahren weltweit anbietet, um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, relativ kostengünstig andere Kulturen kennenzulernen. Die Jugendlichen müssen nur den Flug selbst bezahlen. Für Unterkunft und Verpflegung werde jeweils vor Ort gesorgt. Wie in Haseldorf.
Beim Arbeiten im Himmelmoor Freundschaften fürs Leben schließen
„Wir kochen uns im Gemeindezentrum gegenseitig abwechselnd die Nationalgerichte“, berichtet Almut Prinz aus der Nähe von Freiburg, die zusammen mit Felix Kraye aus Düsseldorf die Gruppe leitet, zu der Studenten aus Spanien, Russland, Italien, Tschechei und sogar Mexiko gehören. Für einige von ihnen ist es überhaupt der erste Auslandsaufenthalt.
„Es macht Spaß und ist eine coole Erfahrung, weil man viele unterschiedliche Leute trifft“, sagt Almut Prinz, die schon oft an solchen Workcamps teilgenommen hat. „Es ist ein gemeinschaftliches Leben unterschiedlicher Charaktere und Kulturen“, ergänzt Kraye. „Manche nutzen die Gelegenheit auch, um ihr Englisch aufzubessern.“ Denn untereinander werde zumeist in Englisch gesprochen.
Himmelmoor: Die jungen Leute reparieren auch Torfbahnloren
Aber reine Erholung ist das internationale Arbeitscamp natürlich nicht, wie der Name schon sagt. So wartet reichlich Arbeit auf die jungen Leute im mit fast 600 Hektar größten Hochmoor Schleswig-Holsteins, das seit ein paar Jahren nach 150 Jahren industriellem Torfabbau wieder vernässt und renaturiert wird. So galt es, schwere Betonsteine aus dem Moor zu hieven und abzutransportieren, erklärt Dan Zelck von der Torfbahn AG.
Auch würden Zäune abgebaut, natürliche Benjeshecken angelegt und der überall wuchernde Knöterich – eine invasive, nichtheimische Pflanze – aus dem Moor entfernt. Und auch einige seiner Torfbahnloren würden von den jungen Leuten repariert. „Das ist alles richtig schwere Arbeit“, sagt Zelck.
Das Motto lautet: „Naturschutz trifft Geschichte“
Dass das internationale Workcamp das Quickborner Himmelmoor zum Ziel hat, sei ansonsten fast 20 Jahre her, erklärt Edelgard Heim. Im Jahr 2005 waren zuletzt Studenten aus aller Welt hier zu Gast, um Bäume und Büsche zurückzuschneiden und die Wege ins Moor freizuhalten. „Damals organisierten das die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, die das Naturschutzgebiet Himmelmoor heute an die Stiftung Naturschutz verpachtet haben“, erklärt Edelgard Heim.
Sie sagt: „Das internationale Jugendcamp steht dieses Jahr unter dem Motto: ‚Naturschutz trifft Geschichte‘ und verbindet auf einmalige Art ökologische mit historischen Zielsetzungen.“
Hier werden Freundschaften fürs Leben geschlossen
Neben ihrer Naturschutzpflege bei der Arbeit im Himmelmoor erführen die jungen Leute auch etwas über die Geschichte und Bedeutung des Moores für Mensch und Natur. Wie die Menschen hier jahrhundertelang den Torf abgebaut haben, um damit kostengünstig zu heizen. Und wie wichtig heute angesichts des galoppierenden Klimawandels das Moor als Speicher für CO2 geworden sei, erklärt die Biologin.
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„Dieses interkulturelle Lernen der jungen Menschen dient der Völkerverständigung und fördert ihr freiwilliges Engagement“, erklärt die Leiterin der Integrierten Station Unterelbe. Und meist entwickelten sich auf diese Weise fast nebenbei auch noch Freundschaften fürs Leben.