Elmshorn. 100 Wohnungen und Kinderbetreuung seien gescheitert. Andere Projekte im Kreis laufen dagegen. Was das Aus für die Stadt bedeutet.

Es war ein ambitioniertes Vorhaben, dass der internationale Projektentwickler Bonava in Elmshorn plante. 39 Reihen- und Doppelhäuser, 70 Wohnungen mit mehr als 100 Wohneinheiten sowie eine Kita sollten am Erich-Ollenhauer-Weg entstehen.

Die Kita wäre von der Stadt betrieben worden. Wäre. Denn das Vorhaben unter dem Projektnamen Erichshöfe ist offenbar gescheitert. Geplant war, dass schon Ende 2024 die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ihr neues Zuhause beziehen sollten. Doch daraus wird nichts.

Bonava stoppt Bauprojekt in Elmshorn –Finanzierung unklar

Der Konzern hat das Neubauprojekt gestoppt, wie eine Unternehmenssprecherin dem Abendblatt bestätigt. „Es ist für uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, das gesamte Wohnquartier für alle späteren Bewohnerinnen und Bewohner bezahlbar und finanzierbar zu errichten. Das liegt uns jedoch sehr am Herzen.“

Das gelte sowohl für diejenigen Kunden, die Häuser kaufen, als auch für diejenigen, die sich für eine Mietwohnung entscheiden, so eine Unternehmenssprecherin weiter. „Wir könnten die Häuser und Wohnungen in der aktuellen Situation nicht zu einem marktgerechten Preis anbieten.“

Elmshorn braucht dringend mehr Kita-Plätze

Vor allem der Wegfall der auf dem Areal geplante Kita dürfte der Stadt Elmshorn ziemliche Sorgen bereiten. Denn Kita-Plätze sind in Elmshorn rar. Bei den Krippenplätzen hat die Stadt nur einen Versorgungsgrad von etwas mehr als 30 Prozent, bei den Kitaplätzen sieht es dagegen besser aus, hier erreicht Elmshorn eine Abdeckung von mehr als 70 Prozent. Dennoch wären die Betreuungsplätze wichtig für die Planung der Stadt gewesen.

Es sei derzeit nicht absehbar, ob oder wann das Bonava-Projekt wieder reaktiviert werde, heißt es von Bonava. Man sei aber im engen Austausch mit der Stadt Elmshorn. Bestehende Reservierungen würden aufgelöst. Andere Vorhaben in der Region seien nicht betroffen und würden wie geplant fortgeführt.

Bonava baut auch in anderen Orten im Kreis Pinneberg

Die Erichshöfe sind nämlich nicht das einzige Bonava-Projekt im Kreis Pinneberg. In Uetersen sind an der Alsenstraße unter dem Projektnamen Rosenredder 36 Eigentumswohnungen entstanden, mit einer Wohnfläche von 58 bis 110 Quadratmeter. Der Kaufpreis liegt zwischen 219.000 und 439.000 Euro. Elf verfügbare Wohnungen listet Bonava aktuell auf der Webseite.

Musterwohnung von Bonava im Quartier Rosenredder in Uetersen.
Musterwohnung von Bonava im Quartier Rosenredder in Uetersen. © Thomas Pöhlsen | Thomas Pöhlsen

Mit einem weiteren Vorhaben in der Rosenstadt ist der Projektentwickler im vergangenen Jahr gescheitert. Bei einem Bürgerentscheid im Mai 2022 stimmten fast 70 Prozent gegen das Bauvorhaben an der kleinen Twiete. Dort hätten nach Plänen von Bonava 87 Reihenhäuser, acht Doppelhäuser und elf Einfamilienhäuser entstehen sollen.

In Wedel baut Bonava 100 Wohnungen direkt an der Rissener Straße

In Wedel hatte das Unternehmen, dessen deutscher Ableger zum schwedischen Mutterkonzern Bonava AB gehört und seinen Hauptsitz in Fürstenwalde hat, ebenfalls große Pläne. Ursprünglich sollten an der Rissener Straße (B431) bis zu 250 Wohnungen entstehen.

Ende 2018 stellte der Projektentwickler dann deutlich abgespeckte Pläne für das rund 5700 Quadratmeter große Areal vor, auf dem vorher unter anderem eine Tankstelle stand. Die Zahl der geplanten Wohnungen wurde auf 100 reduziert, die Bebauung sollte deutlich luftiger gestaltet werden.

Wohnungsbauprojekt in Wedel nimmt Formen an

Mittlerweile nimmt das Wohnquartier, das den Namen Wedeler Tor trägt, bereits Formen an. Der Rohbau soll in diesem Monat fertiggestellt werden, die Gestaltung der Außenanlagen soll im Dezember beginnen. Das Projekt umfasst 61 Eigentumswohnungen, 62 Mietwohnungseinheiten sowie eine Kita.

Die Wohnflächen variieren von 40 bis 100 Quadratmetern für die Eigentumswohnungen und 24 bis 97 Quadratmetern für die Mietwohnungen. So sollen in dem neuen Wohnquartier Singles und Familien aller Generationen ein Zuhause finden. Ein begrünter Innenhof mit Spielflächen soll als Nachbarschaftstreffpunkt dienen.

Die Visualisierung des Bonova-Bauprojekts Rissener Straße 99-101 in Wedel. Warburg hat das Projekt übernommen
Die Visualisierung des Bonova-Bauprojekts Rissener Straße 99-101 in Wedel. Warburg hat das Projekt übernommen © Bonova | Bonova

Fertigstellung des Quartiers Wedeler Tor für 2024 geplant

Aktuell stehen laut Bonava noch 31 Wohnungen zur Verfügung, der Rest ist reserviert oder verkauft. Die endgültige Fertigstellung ist für das zweite Quartal 2024 geplant. Die Eigentumswohnungen im Quartier Wedeler Tor haben ein bis dreieinhalb Zimmer sowie eine Terrasse, einen Balkon, eine Loggia oder Dachterrasse.

Das Projekt umfasst neben begrünten Dächern, Fahrradreparaturstationen und Car-Sharing-Angeboten auch eine E-Auto-Ladestation in der Tiefgarage. Die Gebäude werden nach KfW-55-EE-Standard errichtet, die Wärmeversorgung soll zu mindestens 55 Prozent mit Biogas erfolgen.

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In Hasloh werden ebenfalls Eigentumswohnungen durch Bonava vermarktet. Das Objekt ist allerdings im Verhältnis zu den anderen Projekten im Kreis Pinneberg etwas kleiner. 13 Eigentumswohnungen zwischen zwei und vier Zimmern stehen noch zum Verkauf, der Rest der 36 Wohneinheiten ist bereits reserviert oder verkauft.

Zwischen 289.000 und 539.900 Euro kosten die Wohnungen, Ende 2023 sollen diese bezugsfertig sein. Das Objekt wird unter dem Titel Quittenknick vermarktet und liegt zwischen Ladestraße und Alwin-Brandt-Stieg. Auch hier sind die Dächer begrünt und mit Photovoltaikanlagen versehen.