Helgoland. Die Insel-Apotheker suchen einen Nachfolger. Das Ehepaar Hase will zwar bleiben, hadert aber auch mit den Bedingungen vor Ort.
- Nach fast zehn Jahren will Ehepaar Hase die Insel-Apotheke aufgeben.
- Es ist die einzige Apotheke auf der Hochseeinsel.
- Der Job hat nicht nur den Vorteil der Insellage, er verpflichtet auch.
Die Geschichte auf Helgoland beginnt mit einem Saisonvertrag in der einzigen Apotheke des Eilands. Isolde Maiwald-Hase zieht es für ein halbes Jahr auf die Insel, ihr Mann Carsten Hase, ist häufig zu Besuch. Beide verlieben sich in den Ort und die Menschen. Natürlich kommen sie in diesen Monaten intensiv ins Gespräch mit dem alten Apotheker, Lutz Neumcke, damals 70. Vier Jahrzehnte hat er sich da schon um die Versorgung der Insulaner und ihrer Gäste gekümmert und will endlich in den Ruhestand wechseln.
Das Ehepaar Hase ergreift die Chance, kauft die Apotheke und legt 2014 los. „Wir lieben unseren Beruf, wir sind gern im Kontakt mit Kundinnen und Kunden“, erzählt Carsten Hase. Doch der heftige Wandel im Gesundheitssystem, gerade im Zuge der Pandemie, lässt ihn und seine Frau manches Mal verzweifeln. Deshalb suchen sie einen Nachfolger, der das Geschäft übernimmt.
Ehepaar Hase will gern angestellt weiterarbeiten
Der Vorteil zum Wechsel vor zehn Jahren: Der oder die Neue kann sich auf zwei versierte Angestellte verlassen. „Wir bleiben gern auf der Insel“, erzählt Carsten Hase. „Das Leben hier ist schön und entspannt. Wenn wir mal auf dem Festland waren, freuen wir uns immer, nach Helgoland zurückzukehren.“
Diese Ausflüge, um zum Beispiel ins Konzert zu gehen, aber auch um ein paar Wochen Urlaub zu machen, sehnt das Ehepaar herbei. Denn 365 Tage Notdienst rund um die Uhr schaffen am Ende auch den stärksten Mann und die stärkste Frau.
Ständig neue Auflagen im Gesundheitssystem machen mürbe
Und noch etwas macht mürbe: „Wir müssen jedes Jahr mit Saisonkräften arbeiten und sie immer wieder neu einweisen“, berichtet. Hase. Das koste Zeit und Kraft. Es fehle eine verlässliche Person, die auch mal für einige Zeit allein die Apotheke führen könne.
Die Zeit ist für Apotheker ohnehin sehr kostbar und werde durch die ständigen neuen Auflagen aus dem Gesundheitssystem immer knapper. Jüngstes Beispiel: das neue elektronische Rezept. „Ich muss künftig auch die Nummer der Verpackung einpflegen“, sagt Hase.
„Seit 20 Jahren bekommen Apotheker fürs Rezept das Gleiche“
Vergesse er diesen Arbeitsschritt, bekomme er kein Geld von den Krankenkassen. Das könne ihn im Ernstfall schon mehrere Hundert Euro kosten. Und einfach schon mal die Verpackung mitzugeben, wenn das Rezept noch geändert werden muss, funktioniere dann auch nicht mehr, da er die ja für die Abrechnung des Rezepts benötige. Hase: „Auch der Patient wird darunter leiden.“
Die Krankenkasse wollen im Zweifelsfall mit der genauen Seriennummer die Hersteller in Regress nehmen, erläutert der Apotheker. Er müsse dafür jedoch die Arbeit machen, ohne dafür bezahlt zu bekommen. Dieser Aufwand wachse durch beständig neue Dienstleistungen, die eine Apotheke erbringen müsse. „Seit 20 Jahren bekommen wir Apotheker mehr oder weniger das Gleiche für ein Rezept“, berichtet Carsten Hase.
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Trotz aller bürokratischer Hemmnisse laufe die Insel-Apotheke auf Helgoland wirtschaftlich in solidem Fahrwasser. 60 bis 80 Personen in der Neben- und gut 200 in der Hauptsaison bilden in etwa die täglichen, durchschnittlichen Patientenströme. Deshalb sind Carsten Hase und seine Frau optimistisch, rechtzeitig die Nachfolge zu regeln. Es muss nur ein Apotheker auf die Insel kommen und sich in Land und Leute verlieben, wie damals die Hases.
Was aber passiert, wenn sich kein Nachfolger findet? „Mir bricht es das Herz bei dem Gedanken, die Apotheke schließen zu müssen. Aber irgendwann geht die eigene Gesundheit vor“, sagt Hase. Mit dem Bürgermeister ist er in Kontakt, wie dann eine Versorgung der rund 1400 Insulaner aussehen könnte.