Uetersen. Alteingesessene Fleischerei Kilb soll am 31. Dezember geschlossen werden. Es gibt eine kleine Chance, dass es weitergeht.

Der Vater hat ihnen das Handwerk in die Wiege gelegt. Doch jetzt werden Wolfgang und Gabriela Kilb gemeinsam mit ihrer Schwester Angelika Schröder das Geschäft aufgeben. Am 31. Dezember schließen sie die von Otto Kilb vor 61 Jahren an der Lohe 15 in Uetersen gegründete Schlachterei, eine der letzten eigenständigen im Kreis Pinneberg.

Mit Leidenschaft hatten die Eltern die Firma aufgebaut, und mit der gleichen Energie und Freude haben die drei Geschwister Mitte der 90er-Jahre die Regie übernommen. Doch jetzt zwingen Gesundheit und andere persönliche Gründe, den Traditionsbetrieb einzustellen. Es sei denn, es geschieht noch ein kleines Wunder. Aber wie könnte das aussehen?

Übernimmt ein pfiffiger Fleischer im letzten Moment den gut laufenden Betrieb

Eigentlich ist es ganz einfach: Ein pfiffiger Fleischer und Kaufmann übernimmt im Januar den Traditionsbetrieb. „Er oder sie könnte ohne weitere Auflagen des Veterinäramtes weitermachen“, sagt Schlachtermeister Wolfgang Kilb. Betrieb und Gebäude stehen zum Verkauf. Auch eine Wohnung gehört dazu. Dort lebt noch Gabriela Kilb. Sie weiß: „Dann muss ich mir etwas Neues suchen.“

Die Bedingungen sind gut: Das Unternehmen läuft. Die Betriebsräume mit Produktionsräumen und Tiefkühlhaus sind top in Schuss. Das Grundstück mit 1200 Quadratmeter Fläche in der Altstadt ist hinten sogar noch neu zu bebauen.

Einige Kunden decken sich schon für die Zeit nach dem Ende der Firma ein

Derweil brummt das Geschäft wie eh und je. Hier kennt man sich. Viele Stammkunden und die zumeist seit Jahrzehnten treue Belegschaft duzen sich. Fast alles geht seinen gewohnten Gang. Nur eins ist anders: „Tatsächlich legt sich der eine oder andere schon mal Reserven an“, erzählt Angelika Schröder.

Bei der Arbeit für die leckeren Kutscher- und anderen Würste: Adrian Schwichtenberg (vorn) und Kilb-Urgestein Holger Rolle.
Bei der Arbeit für die leckeren Kutscher- und anderen Würste: Adrian Schwichtenberg (vorn) und Kilb-Urgestein Holger Rolle. © Michael Rahn | Michael Rahn

Da werden dann fünf, sechs Portionen Kohlwürste gekauft, von denen nur ein Paket geöffnet und der Rest eingefroren wird. Auch von den geliebten Kutscherwürsten und den einzigartigen, weil schnittfesten groben Teewürsten landen schon einige im Tiefgefrierer. Nur die frischen Salate und die Leberwurst, die es bei Kilb mit Erdbeer, Pflaume und Preiselbeeren verfeinert gibt, sollten lieber direkt verzehrt werden.

Auf dem Wochenmarkt am Rathaus ist am 8. Dezember Schluss

Auch auf dem Wochenmarkt in ihrer Heimatstadt heißt es, langsam Abschied zu nehmen. Dort wird das Kilb-Team am 8. Dezember das letzte Mal den Verkaufswagen aufbauen. Eine Mitarbeiterin wird dann bereits aus persönlichen Gründen Abschied nehmen, sodass das Team ihre Arbeit übernehmen muss. Und diese Aufgaben vor Weihnachten werden zum Finale noch einmal alle Kräfte erfordern.

Erinnerung: Als der Ochse über die Pinnau schwamm

Aber was immer auch danach bleiben wird, sind die schönen Erinnerungen der drei Geschwister, als kleine Kinder durch die Schlachterei getobt zu sein, mit dem Vater das ausgebüxte Schwein in der Nachbarschaft gesucht und den von Klevendeicher Seite über die Pinnau geschwommenen Ochsen wieder eingefangen zu haben.

Das Bild zeigt das Team der Schlachterei Kilb 1995: Roswitha und Holger Rolle (v. l.), Angelika Schröder, geborene Kilb, Anna, Gabriela und Otto Kilb, Azubi Benjamin, Wolfgang Kilb und Christine Lindemann. Nicht auf dem Bild und 2023 im Team: Anja Pracht und Adrian Schwichtenberg. Nur der Azubi ist zum Ende des Geschäfts nicht mehr dabei. Das Bild erhielt Firmengründer und Vater Otto Kilb zum 60. Geburtstag 1996. 
Das Bild zeigt das Team der Schlachterei Kilb 1995: Roswitha und Holger Rolle (v. l.), Angelika Schröder, geborene Kilb, Anna, Gabriela und Otto Kilb, Azubi Benjamin, Wolfgang Kilb und Christine Lindemann. Nicht auf dem Bild und 2023 im Team: Anja Pracht und Adrian Schwichtenberg. Nur der Azubi ist zum Ende des Geschäfts nicht mehr dabei. Das Bild erhielt Firmengründer und Vater Otto Kilb zum 60. Geburtstag 1996.  © Schwalm Foto | Schwalm Foto

Das historische Gebäude mit Firmenräumen und Wohnung ist übrigens 1890 gebaut worden. Vor Otto Kilb waren dort mindestens drei Schlachtereien ansässig: Röder, Prekow und Klüver. Anfang der 90er-Jahre wurden die letzten Tiere geschlachtet, da dann die Auflagen für so kleine Betriebe nicht mehr einzuhalten waren.

Regionale Schlachterei Fülscher beliefert die Firma

Zuletzt hatte Vater Otto und Sohn Wolfgang, der 1988 seinen Meister gemacht hatte, wöchentlich ein Rind und sieben Schweine geschlachtet. Alle Tiere damals und auch das heutige Fleisch für die Weiterverarbeitung kommen ebenfalls aus einem regionalen Betrieb, und zwar von Fülscher aus Seestermühe.

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Gelernt haben die drei Geschwister allesamt in anderen Unternehmen, und zwar bei Fock in Elmshorn sowie Dörling in Tornesch. Angelika Schröder: „Das war unserem Vater sehr wichtig, dass wir nicht nur den elterlichen Betrieb kennen, wenn wir allein die Verantwortung fürs Unternehmen müssen.“ Und dieser Plan des Firmengründers ging voll auf – mit tollem Zuspruch der Kunden bis zum Schluss.