Rellingen/Halstenbek. Initiative bestückt das Dach der Caspar-Voght-Schule mit Photovoltaik. Genossenschaft plant weitere Projekte im Kreis.

Sie kommen aus Halstenbek und realisieren ihr erstes Projekt in Rellingen: Die Solarinitiative Halstenbek wird eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach der Caspar-Voght-Schule in Egenbüttel errichten und betreiben. Kürzlich unterzeichneten der Vorstand der genossenschaftlich organisierten Initiative und Bürgermeister Marc Trampe einen entsprechenden Vertrag.

Halstenbek: Solarinitiative baut Photovoltaikanlage in Rellingen

„Wir setzen damit einen Meilenstein“, freute sich Trampe. Die Gemeinde wolle mit dem Projekt den Anstoß „für eine lokale Energiewende“ geben. Trampe: „Wir wollen auf nachhaltige Energie umstellen.“ Als zweites größeres Projekt nannte er den Bau eines Rechenzentrums am Hermann-Löns-Weg, dessen Abwärme sinnvoll genutzt werden solle. Die Gemeinde wolle auf diese Weise „die Stromkosten reduzieren und uns unabhängiger machen von externen Einflüssen und von fossilen Energien“.

Wenn das „Sonnenkraftwerk“ an vier Stellen auf den Dächern des Schulgebäudes in Betrieb geht, kann die Caspar-Voght-Schule knapp ein Viertel ihres Stromverbrauchs selbst generieren. Die erzielte Leistung entspricht dem Jahresstromverbrauch von 15 Einfamilienhäusern. „Auch für uns ist das ein Meilenstein“, sagt Matthias Döring, der Vorstandsvorsitzende der Solarinitiative. 17 Gründungsmitglieder haben Ende Februar nach langer Vorbereitungszeit die Genossenschaft aus der Taufe gehoben, deren Ziel der Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen – meist auf öffentlichen Gebäuden – ist. Die Initiative ist 2019 aus dem Klimabündnis hervorgegangen und inzwischen im Genossenschaftsregister eingetragen.

Halstenbeker Genossenschaft hat zurzeit etwa 70 Mitglieder

„Wir sind voll rechtsfähig“, betont Döring. Aktuell verfüge die Genossenschaft über knapp 70 Mitglieder, die eine Mindesteinlage von 200 Euro geleistet haben. Vorstand und Aufsichtsrat arbeiten ehrenamtlich, bezahlte Mitarbeiter gibt es keine. Es handelt sich um die erste Energie-Genossenschaft, die von Engagierten im Kreis Pinneberg gegründet worden ist. In ihrem Heimatort sollen sechs Standorte auf öffentlichen Gebäuden verwirklicht werden – zwei Kitas, zwei Schulen, die Volkshochschule und das Rathaus.

Doch weil in Halstenbek Politik und Verwaltung weniger handlungsschnell sind als ihre Pendants in der Nachbargemeinde, hat die beim ersten Projekt die Nase vorn. Zu verdanken ist dies auch der Klima-AG der Caspar-Voght-Schule. Die Schüler hatten sich mit dem Wunsch an die Gemeinde gewandt, den Erweiterungsbau der Schule für Photovoltaik zu nutzen. Parallel dazu war die Gemeinde über einen Abendblatt-Artikel auf die Gründung der Genossenschaft und deren Ziel, öffentliche Dächer mit eben solchen Anlagen zu bestücken, aufmerksam geworden.

Halstenbek: Photovoltaikanlage in Rellingen soll 2023 fertig sein

Ein halbes Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme folgte nun die Vertragsunterzeichnung. Und weitere sechs Monate später, voraussichtlich im März 2023, soll das „Sonnenkraftwerk“ an den Start gehen. „Wir befassen uns derzeit mit zwei Varianten“, erläutert Döring. Die kleinere würde 100 kw/p Leistung bringen, die größere 135 kw/p. 400 Module seien geplant – auf dem Flachdach des Erweiterungsbaus sowie auf den Ziegeldächern der Sporthalle. 500.000 Kilowattstunden Strombedarf habe die Schule pro Jahr, maximal 21 Prozent könnten durch das „Sonnenkraftwerk“ gedeckt werden.

„Unser Ziel ist es, 100 Prozent der Kosten über eine Bürgerbeteiligung abzudecken und möglichst ohne einen Bankkredit auszukommen“, erläutert Stephan Philipps, der für die Finanzen der Solarinitiative zuständig ist. Aktuell kalkuliere man mit Anschaffungskosten in Höhe von etwa 300.000 Euro. „Wir werden offensiv Werbung machen und versuche, so viele Anteilseigner wie möglich zu finden“, berichtet Döring. Zielgruppe seien zunächst Eltern, Lehrer und Schüler der Einrichtung, aber auch alle Rellinger.

Laut Trampe kann die Solarinitiative bei der Suche nach weiteren „Genossen“ auf die Unterstützung der Gemeinde bauen. „Wir stehen hinter dem Modell und werden kommunalpolitisch prüfen lassen, ob sich die Gemeinde an der Genossenschaft beteiligen kann“, so der Bürgermeister. Ein Grundsatzbeschluss der Politik dazu werde voraussichtlich im September fallen. Zudem plane die Gemeinde gemeinsam mit der Initiative eine Infoveranstaltung an der Schule, um das Projekt und die Beteiligungsmöglichkeiten vorzustellen.

Halstenbeker Solarinitiative hat im Kreis Pinneberg viel vor

„Unser Ziel als Klima-AG ist es, einen ökologischen Fußabdruck unserer Schule zu erstellen“, sagt Aaron Stenhüser aus dem 13. Jahrgang, der Schülersprecher und Vorsitzender der Klima-AG ist. Er trug den Wunsch der Schüler an die Solarinitiative heran, bei der Errichtung der Solaranlage eine Anzeigetafel miteinzuplanen, auf der Leistung und Betriebszustand ablesbar ist. „Wir werden sicherlich auch dafür Sponsoren finden“, versprach Döring.

Laut Trampe biete die Zusammenarbeit mit der Solarinitiative für die Gemeinde den Vorteil, dass sie keine Investitionen und personelle Ressourcen für Bau und Betrieb der Anlage einsetzen müsse. Laut Vertrag erhalte die Initiative zunächst für 20 Jahre ein Nutzungsrecht für die Dächer und werde im Gegenzug das „Sonnenkraftwerk“ planen, bauen und finanzieren. Laut Trampe solle es nicht die einzige Zusammenarbeit mit der Initiative bleiben. „Wir prüfen derzeit, auf welchen weiteren öffentlichen Gebäude ähnliche Projekte möglich sind.“

Und auch die Initiative will hoch hin­aus, will die Energiewende nicht nur in Rellingen und Halstenbek, sondern auch darüber hinaus voranbringen. Das Premieren-Projekt soll der Startschuss für viele ähnliche Projekte in der Region werden.