Quickborn/Ellerau. Landtagsabgeordnete Annabell Krämer aus Quickborn wollte wissen, welche Auswirkungen das Hillwood-Projekt hat. Das sagt das Land.

Die Quickborner Politik bleibt am Ball, um das Mega-Projekt des US-Logistik-Konzerns Hillwood in Ellerau zu verhindern. Wie berichtet, sind sich alle Fraktionen im Quickborner Rat einig, dass sie es nicht ohne eine Klage gegen die Bau- und Betriebsgenehmigung hinnehmen werden, wenn von 2025 an bis zu 1600 Lkw täglich zusätzlich die Bahn- und Friedrichsgaber Straße zwischen Bahnhof Tanneneck und A7-Auffahrt befahren sollten.

Jetzt hat die Quickborner Bürgervorsteherin Annabell Krämer, die zudem als FDP-Abgeordnete dem Kieler Landtag angehört, eine offizielle Anfrage an die schwarz-grüne Landesregierung dazu gestellt.

Mega-Projekt in Ellerau: Diese Bedenken hat das Ministerium

Die Antworten, die dem Abendblatt vorliegen, bestätigten ihr, dass die Errichtung der fünf jeweils einen Hektar großen Lagerhallen an der Werner-von Siemens-Straße in Ellerau für alle Anwohner in Quickborn und Ellerau keinen Sinn ergäben, so Krämer.

Vielmehr müssten die Bürger im Verkehrschaos versinken, schwer belastet mit Verkehrslärm, Abgasen, Stickoxiden und Feinstaub sein und um die Sicherheit ihrer Schulkinder fürchten, warnt die Quickborner Vorsitzende der Ratsversammlung und Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags.

Krämer erwartet, dass auch die AKN ihr Veto gegen das Bauvorhaben einlegen wird

„Die Verbesserung der Schulwegsicherung durch die geplante Fußgängerampel über die Bahnstraße am Bahnhof Tanneneck ist damit in weite Ferne gerückt“, kritisiert Krämer. „Das ist ein Rückschritt für alle Anlieger in Quickborn und Ellerau.“

Sie könne nicht nachvollziehen, warum der Kreis Segeberg bei seiner Erteilung der Baugenehmigung die Schulwegsicherung nicht berücksichtigt habe. Sie erwarte nun, dass auch die AKN ihr Veto gegen das „Mammut-Bauvorhaben“ einlegen werde.

Ministerium: Wegen Hillwood muss die fertige Planung verschoben werden

So teilt das Verkehrsministerium Krämer mit, dass sich das Hillwood-Projekt schon heute direkt und unmittelbar auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt habe. So habe allein die Ankündigung dieses Mammutvorhabens die komplett fertige Planung für eine neue, mit Lichtsignalanlagen gesicherte Fußgängerüberführung zwischen Bahnstraße und Buchenweg zum AKN-Bahnhof Tanneneck zunichtegemacht.

„Ende 2022 lag eine funktionsfähige Gesamtlösung vor, die auch mit den Projektbeteiligten abgestimmt war“, heißt es dazu vom Ministerium. Vor sechs Jahren hatte der damalige Verkehrsminister Bernd Buchholz auf Einladung Krämers die Verkehrssituation vor Ort inspiziert und dort ebenfalls bemängelt, dass Schulkinder die Bahnstraße ohne eine Ampelanlage überqueren müssten. Es sollte Abhilfe geschaffen werden.

Errichtung der Ampelanlage am Bahnhof Tanneneck so nicht mehr möglich

Doch „im Februar 2023 erhielt die AKN Informationen zum Bau des Hillwood-Logistikzentrums, insbesondere zum geplanten hohen Lkw-Aufkommen“, teilt nun das von Minister Claus Ruhe Madsen geführte Ministerium mit. „Aufgrund dieser veränderten Rahmenbedingungen ergeben sich erhebliche Kostensteigerungen, die Planung ist zu überarbeiten und auch die Eignung der benachbarten Straßen für den Schwerlastverkehr ist zu prüfen.“

Das bedeute, dass die für 2024 vorgesehene Errichtung der Fußgängerampel auf unbestimmte Zeit verschoben werden müsse, so das Ministerium. „Ein neuer Fertigstellungstermin kann frühestens im Verlauf der Umplanung genannt werden.“ Die Ampelanlage würde aber „die Straßenverkehrssicherheit in diesem Bereich, insbesondere für die Fußgänger, verbessern.“

Ministerium: Die L76 ist zwischen A7 und B4 sanierungsbedürftig

Auch der bauliche Zustand der Landesstraße 76 (von der B4 über die Bahnstraße und Friedrichsgaber Straße bis zur A7) wird in Krämers Anfrage vom Verkehrsministerium erörtert. Demnach sei die L76 zuletzt vor zwei Jahren vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) auf ihre Tragfähigkeit untersucht worden. Das Urteil laut Ministerium: „Die Landesstraße 76 ist zwischen der Bundesautobahn A 7 und der Bundesstraße B 4 innerhalb der Ortslagen in einem sanierungsbedürftigen Zustand.“

Trotz der Aufstockung der finanziellen Mittel für den Straßenbau könne in den nächsten vier Jahren keine Sanierung der L76 vorgenommen werden. Dies wäre frühestens vom Jahr 2028 an möglich.

Bei einer Sanierung müsste der Asphalt auf 30 Zentimeter Stärke erhöht werden

Die Frage Krämers, ob die L76 eine Erhöhung des Schwerlastverkehrsanteils am Gesamtverkehr um das Dreifache auf rund 30 Prozent aushalten würde, wird dagegen ausweichend beantwortet. „Grundsätzlich stellt jeder zusätzliche Verkehr eine Belastung für das Straßennetz dar“, heißt es dazu aus Kiel. „Da ohnehin mittel- bis langfristig eine tiefgreifende Sanierung der Strecke zwischen Bahnstraße und A7 ansteht, sind relevante Beeinflussungen von Gebrauchswert oder Substanzwert durch die Ansiedlung vernachlässigbar.“

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Denn bei der anstehenden Straßensanierung könne und solle die Asphaltdecke um vier Zentimeter erhöht werden, so das Ministerium. „In Folge der angegebenen zusätzlichen Schwerverkehrsbelastung wäre bei der kommenden Sanierung die Erneuerung der Asphaltschichten in einer Stärke von 30 statt 26 Zentimetern erforderlich.“ Dies würde nur „marginale Mehrkosten“ verursachen, „die im Hinblick auf die Gesamtkosten der Sanierung vernachlässigbar sind, weil sich gleichzeitig die Stärke der Frostschutzschicht entsprechend reduziert.“

Ministerium: Der Verkehrsfluss der L76 würde auf jeden Fall beeinträchtigt

Allerdings, so räumt das Verkehrsministerium ein, gelte dies nicht für die zu erwartende Staubildung auf der L76. „Dagegen sind Auswirkungen auf den Verkehrsfluss und die Verkehrsqualität zu erwarten, da die Kapazität der Strecke bereits stark ausgenutzt ist“, führt das Ministerium weiter aus. Grundsätzlich sei die L76 aber „geeignet, Umleitungsverkehre aufgrund einer vorübergehenden Sperrung der Bundesautobahn 7 aufzunehmen, allerdings mit Beeinträchtigungen des Verkehrsflusses.“