Kreis Pinneberg. Arbeiten an Bahnstrecke von Eidelstedt nach Kaltenkirchen verzögern sich weiter. AKN-Strecke schon wieder lange gesperrt. Die Gründe.
- Ausbau der S-Bahn-Strecke nach Quickborn verzögert sich um Jahre
- AKN: Lieferzeiten verlängert, Oberleitungen konnten nicht gebaut werden
- Jahrelange Einschränkungen für Fahrgäste aus den Kreises Pinneberg und Segeberg
Das ist ein Schlag ins Kontor für die Anlieger-Kommunen und eine Hiobsbotschaft für alle Bahnpendler nach Hamburg: Die Bauarbeiten für die Elektrifizierung der heutigen AKN-Strecke A1 zwischen Hamburg-Eidelstedt – Quickborn und Kaltenkirchen verzögert sich, räumt die AKN auf Nachfrage des Abendblatts ein. Über die Dauer schwieg man sich zunächst aus.
Nun heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens, die Arbeiten für die S21/S5 würden voraussichtlich bis Ende 2028 dauern. Vor allem die Errichtung des Umrichterwerks werde sich demnach verzögern. Dies sei aber die Hauptenergiequelle für die S-Bahn. Grund für die Verzögerungen sind nach AKN-Angaben verlängerte Lieferzeiten. Eigentlich sollte die S-Bahn bereits im Dezember 2025 den Bahnverkehr auf dieser Strecke von der AKN übernehmen.
HVV: S21 fährt erst 2028 nach Quickborn und Hasloh
Vor allem die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine hätten demnach die Lieferketten beeinträchtigt. In der ersten Bauphase hätten laut AKN keine Oberleitungen gebaut werden können, weil sich kein Unternehmen gefunden habe, das diese Arbeit übernahm. Die Überleitungen sollen nun im dritten Bauabschnitt gesetzt werden. Das hat wiederum Folgen für AKN-Fahrgäste. Rund 10.000 Menschen nutzen die Strecke nach Hamburg täglich.
„Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, die mit der Verlängerung der Bauzeit einhergehen“, sagt AKN-Geschäftsführer Matthias Meyer. „Wir sind bemüht, die Unannehmlichkeiten für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten und das Projekt zügig und qualitativ hochwertig zu realisieren.“ Allerdings sind die Einschränkungen für Fahrgäste ohnehin groß.
September 2024 wird AKN-Strecke für Quickborn erneut gesperrt
Von September 2024 an wird die AKN zwischen den Haltestellen Burgwedel in Hamburg über Bönningstedt, Hasloh und Quickborn bis Ellerau erneut ihren Betrieb monatelang einstellen, weil weitere Gleisbau- und Oberleitungsarbeiten notwendig sind. Das Online-Portal DT5 gibt dafür sogar ein Jahr Verzögerung an.
Dabei war diese Strecke gerade erst von Mitte Januar bis Mitte Juli komplett gesperrt. Die zahlreichen Bahnpendler in Bönningstedt, Hasloh, Quickborn und Ellerau mussten auf Ersatzbusse umsteigen und Zeitverluste von etwa einer halben Stunde in Kauf nehmen.
AKN-Sprecherin lässt Zeitraum der Sperrung noch offen
AKN-Sprecherin Maren Brandt begründet diese plötzliche Verzögerung der Bauarbeiten so: „In der dritten Bauphase, ab September 2024, werden die Stellwerke Bönningstedt und Quickborn erneuert sowie die Oberleitungsarbeiten durchgeführt, es werden Oberleitungsanlagen installiert und die Masten gesetzt. Dafür wird der Abschnitt Burgwedel – Ellerau nochmals gesperrt.“
Zusätzlich müsse dann der Bahnübergang an der Bahnstraße in Ellerau zweigleisig ausgebaut werden, sagt sie und erklärt: „Aktuell wird die Gesamtprojektplanung überarbeitet. Sobald die Planungen für die einzelnen Gewerke abgeschlossen und final mit den beteiligten Akteuren abgestimmt sind, werden wir dazu informieren.“
Beckmann: Während der Sperrung müssen mehr Ersatzbusse fahren
Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann ist alarmiert. Erst vor etwa vier Wochen standen die Züge der AKN ein ganzes Wochenende lang still zwischen Quickborn und Eidelstedt, weil zu viele Lokführer erkrankt waren. Und nun diese „Katastrophen“-Meldung, dass in einem Jahr womöglich die AKN ein ganzes Jahr lang nicht mehr die Fahrgäste von Ellerau, Quickborn, Hasloh und Bönningstedt bedienen kann. „Es muss sichergestellt sein, dass die Menschen mit dem Öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit, Uni oder Schule nach Hamburg kommen können“, sagt er. „Nicht jeder verfügt ja über ein Auto.“
Darum fordert er die AKN auf, den Schienenersatzverkehr während der erneuten Sperrung in einem Jahr besser zu regeln als von Januar bis Juli in diesem Jahr. Die AKN müsse mehr Ersatzbusse einsetzen, fordert Beckmann. Vielleicht auch Reisebusunternehmen und Taxibetriebe miteinbeziehen. Das habe er auch dem AKN-Geschäftsführer Matthias Meyer in einem längeren Telefongespräch deutlich gemacht und der habe zugesagt, sich darum kümmern zu wollen.
Sind bessere Busverbindungen oder nur eingleisige Sperrungen möglich?
Vielleicht wäre es auch möglich, dass zeitweise nur ein Gleis zwischen Ellerau und Burgwedel gesperrt werden müsste, habe der AKN-Chef ihm dazu gesagt, so Beckmann. Auch über zusätzliche Busfahrten nach Norderstedt oder Niendorf-Nord sollte für diesen Zeitraum der AKN-Streckensperrung nachgedacht werden.
„Wir haben jetzt vereinbart, uns wöchentlich auszutauschen“, erklärt Beckmann. „Wir wollen da konstruktiv zusammenarbeiten. Wir unterstützen die AKN und sind bereit, neue Wege zu gehen“, sagt er und betont: „Die AKN hat erneut bekräftigt, diese Wege mit uns gehen zu wollen – doch muss jetzt Taten sprechen lassen.“ Die Pendler müssten auch während der Bauphasen schnell und zuverlässig nach Hamburg und zurück kommen können.
120 Millionen Euro teure Elektrifizierung hat im Januar begonnen
Wenn sich tatsächlich die Elektrifizierung dieser AKN-Strecke bis Ende 2028 verzögert, wäre das nicht gut für die Zukunft des Öffentlichen Nahverkehrs, warnt der Quickborner Bürgermeister. Bis dahin wären noch dreieinhalb Jahre. „Hoffentlich gehen dann dem Öffentlichen Nahverkehr nicht so viele Fahrgäste verloren“, sagt Beckmann.
Erst im Januar dieses Jahres sind die Bauarbeiten für die Elektrifizierung dieser meistbefahrenen AKN-Strecke nach jahrelangen Verzögerungen begonnen worden. „Für die Fahrgäste wird es bequemer. Sie müssen nicht mehr in Eidelstedt umsteigen“, sagte da der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen. „Und sie kommen schneller zur Arbeit nach Hamburg und wieder nach Hause zurück.“
Pendelzüge im Zehn-Minuten-Takt sind ersatzlos gestrichen
Und Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks sagte im Januar: „Mit der neuen S-Bahnverbindung dauert es 55 Minuten von Kaltenkirchen zum Hamburger Hauptbahnhof.“ Mindestens 120 Millionen Euro investieren die beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in dieses Projekt. Ende 2025 sollte die S-Bahn auf dieser Strecke fahren, hieß es da noch.
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Dieser Termin ist nun wohl nicht mehr zu halten. Gerade erst hatte die AKN die Taktung ihrer A1-Linie erneut angepasst. Demnach gibt es jetzt zwischen Burgwedel und Quickborn montags bis freitags einen durchgängigen 20-Minuten-Takt. Die Pendelzüge im Zehn-Minuten-Takt sind ersatzlos gestrichen worden.