Tornesch. Beide Parteien setzen auf Erfahrung in Wirtschaft und Kommunalpolitik. Ann-Christin Hahn verzichtet sogar auf ihr Mandat im Rat.

Nun ist es noch etwas offizieller: Mindestens zwei Kandidaten bewerben sich um die Führung der Stadtverwaltung in Tornesch. Die CDU hat ihren Fraktionschef Christopher Radon als Bürgermeisterkandidat nominiert. Die Grünen schicken ebenfalls die Fraktionsvorsitzende ins Rennen: Ann-Christin Hahn. Gewählt wird ein neuer Rathauschef am 4. Februar.

Die amtierende Bürgermeisterin, Sabine Kählert (62) hatte im September angekündigt, nicht wieder kandieren zu wollen. Ihre Amtszeit endet am 30. Juni 2024. „Ich habe 43 Jahre und drei Monate gern für die Stadt Tornesch gearbeitet“, erklärte die Verwaltungschefin. Jetzt wünsche sie sich mehr Zeit für „Privatleben, Familie, Freunde und andere Aufgaben“.

Radon: „Gemeinsam können wir in Tornesch Projekte wieder schneller umsetzen“

Einstimmig kürten vor Kurzem die Christdemokraten ihren Kandidaten in geheimer Abstimmung. Christopher Radon versprach, dass er sich als Bürgermeister dafür einsetzen werde, die Politik untereinander, aber auch das Verhältnis zwischen Verwaltung und Politik näher zusammenzuführen. Radon: „Nur so können wir in Tornesch Projekte wieder schneller umsetzen.“

Alle Kommunalpolitiker verbinde das gemeinsame Ziel, mehr Kita- und Schulplätze zu schaffen, die Verkehrssituation zu verbessern und die Innenstadt attraktiv zu gestalten. „Nach jahrelangen Diskussionen müssen Projekte auch mal zum Erfolg geführt, ansonsten drehen wir uns noch die nächsten zehn Jahre im Kreis“, äußerte der Kandidat.

Ein Ziel: Schnell neues Gewerbe in Tornesch ansiedeln

Christopher Radon geht es darum, dass die Verwaltung die Politik gut berate. In der Verwaltung säßen die Profis, die, wenn eine Entscheidung getroffen wurde, diese auch zügig umsetzen müssten, sodass die Menschen in Tornesch merken würden, dass etwas vorangehe.

Darüber hinaus verwies Christopher Radon darauf, dass alle Aufgaben und Projekte auch finanziert werden müssten. Die Wirtschaftsförderung gehöre zu einer der wichtigsten Aufgaben der Stadtverwaltung, um die Einnahmen aus der Gewerbesteuer weiter zu erhöhen. Dazu zähle, schnell die Voraussetzungen für die Ansiedlung von neuem Gewerbe in Tornesch und somit auch weitere Arbeitsplätze zu schaffen.

Kölbl (CDU): „Ich schätze Deine ausgleichende und moderierende Art“

Radon hat in Tornesch fast sein ganzes Leben verbracht. Er ist bereits seit 20 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv, davon mehr als die Hälfte als stellvertretender Bürgermeister. Christopher Radon ist verheiratet, hat einen kleinen Sohn und arbeitet als Verlagskaufmann.

CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Daniel Kölbl lobte bei der Wahlversammlung: „All die Jahre, die wir zusammenarbeiten, schätze ich deine ausgleichende und moderierende Art in Verbindung mit dem inneren Antrieb, Tornesch noch lebenswerter zu gestalten.“ Anerkennung zollte Kölbl auch, dass Radon trotz des Wahlkampfs die Doppelbelastung in der Ratsversammlung tragen und so gut in den Themen bleiben werde.

Sie stehen voll hinter ihrer Kandidatin Ann-Christin Hahn: Jonas P. Pröger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender , und Grünen-Vorstandssprecher Arne Brockstädt.
Sie stehen voll hinter ihrer Kandidatin Ann-Christin Hahn: Jonas P. Pröger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender , und Grünen-Vorstandssprecher Arne Brockstädt. © Michael Rahn | Michael Rahn

Hahn: „Ich verschaffe mir Freiraum für die Wahlkampagne“

Die Grünen haben sich gegen diese Doppelbelastung für ihre Kandidatin entschieden. „So verschaffe ich mir den Freiraum, mich vollständig auf meine Wahlkampagne und das von mir angestrebte Amt der Bürgermeisterin von Tornesch zu konzentrieren“, erläuterte Ann Christin Hahn diesen Schritt.

Ann-Christin Hahn war 2018 Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt geworden. In den vergangenen fünf Jahren, so berichtete sie, sei die Entscheidung in ihr gereift, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.

Als Neubürgerin Tornesch schnell lieben gelernt

Ann-Christin Hahn ist in Rendsburg geboren und in Neumünster aufgewachsen. Sie schloss das duale Studium an der Nordakademie in Elmshorn 2002 als Wirtschaftsingenieurin ab, arbeitete anfangs im väterlichen Betrieb und machte sich dann wie ihr Vater mit einem Betrieb aus der Lasertechnik selbstständig.

„Da mein größter Kunde aus Tornesch kam, habe ich den Ort schnell lieben gelernt. Ich fühlte mich hier von Anfang an willkommen“, erinnert sie sich an ihren ersten Besuch an ihrem heutigen Wohnort. In Tornesch gründete sie ihren Betrieb mit zurzeit zehn Arbeitsplätzen. Gemeinsam mit ihrem festen Lebenspartner zieht sie eine fünf Jahre alte Tochter groß.

Brockstädt (Grüne): „Tornesch bürgernah, zielorientiert und wirtschaftlich leiten“

Als besondere Schwerpunkte nannte Ann-Christin Hahn während der Wahlversammlung das Voranbringen der Innenstadtgestaltung, die Wärmeplanung für Tornesch und vor allem die Sicherung einer ausreichenden Anzahl von KiTa- und Schulplätzen.

Als Bürgermeisterin habe sie mehr Hebel in der Hand, um die Stadt weiterzuentwickeln. „Ann Christin Hahn ist hervorragend geeignet, unsere Stadtverwaltung im konstruktiven Zusammenwirken mit der Ratsversammlung bürgernah, zielorientiert und wirtschaftlich zu leiten und für transparentes und nachvollziehbares Handeln zu sorgen“, sagt Grünen-Vorstandssprecher Arne Brockstädt.

„Bürger für Tornesch“ hoffen auf unabhängige Kandidaten

Die neue Fraktion „Bürger für Tornesch“ hofft derweil für die noch gut einen Monat dauernde Bewerbungsphase auf einen unabhängigen Kandidaten beziehungsweise eine Kandidatin mit Erfahrungen aus der Wirtschaft. Fraktionssprecher Bernhard Janz: „Unsere Meinung ist, dass – je nach Qualifikation – viele neue Impulse kommen könnten.

Gerade mit Blick auf Themen der vergangenen fünf Jahre gab es doch zum Teil gegensätzliche Meinungen zu wichtigen und richtungsweisenden Themen zwischen den beiden Parteien CDU und Grüne – sowohl kommunal, als auch darüber hinaus. Einerseits kann das sehr förderlich sein, da so ein sehr breites Spektrum an Ideen, Meinungen und Impulsen einfließen kann. Andererseits – Beispiel Thema Grundschule – kann es Fronten verhärten und bei anderen wichtigen Themen das aufeinander Zugehen sehr erschweren.“

Unabhängige Kandidaten und Kandidatinnen benötigen mindestens 115 Unterschriften

Ob SPD und FDP jemanden unterstützen oder eigene Kandidaten präsentieren, scheint noch offen. Unabhängige Kandidaten und Kandidatinnen, die nicht von einer Fraktion nominiert werden, benötigen in Tornesch mindestens 115 Unterschriften von wahlberechtigten Tornescherinnnen und Torneschern. Achtung: Jeder darf nur einen Wahlvorschlag unterstützen, alle weiteren Unterschriften werden nicht anerkannt.

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Am 4. Februar wird in Tornesch gewählt. Eine eventuell notwendige Stichwahl ist für den 25. Februar vorgesehen. Die Wahlvorschläge müssen bis zum 11. Dezember, 18 Uhr, bei der Gemeindewahlleiterin im Rathaus eingereicht werden. Die Wahl wird Sabine Kählert leiten.