Pinneberg. Die beiden Bewerber um das Bürgermeisteramt lagen nur drei Stimmen auseinander. Wie sie nun die finale Entscheidung gewinnen wollen.

Um 19.40 Uhr waren alle Stimmen ausgezählt und damit auch klar: Keiner der fünf Kandidaten konnte die für den Wahlsieg erforderliche Mehrheit von mehr als 50 Prozent auf Anhieb erreichen. Marco Bröcker (CDU) und Thomas Voerste (parteilos) gehen damit am 29. Oktober in eine Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Pinneberg. Sie haben sich gegen die drei Einzelbewerber Jörg Heuer, Hauke Röben oder Paul Hoffmann durchsetzen können.

Die beiden Favoriten lagen mit drei Stimmen Unterschied beinahe gleichauf: Marco Bröcker, gemeinsamer Kandidat von CDU und Bündnis 90/Die Grünen, erreichte 34,6 Prozent (3578 Stimmen), Thomas Voerste, unterstützt von SPD und FDP, 34,5 Prozent (3575). Die drei anderen Kandidaten erreichten weit weniger Wähler – Paul Hoffmann 17,4 Prozent, Dr. Jörg Heuer 9,9 Prozent und Hauke Röben 3,5 Prozent.

Bürgermeisterwahl Pinneberg: Voerste und Bröcker in der Stichwahl

Alle Kandidaten hatten sich nach dem Schließen der Wahllokale um 18 Uhr im Rathaus eingefunden, um gemeinsam auf einem Monitor die Hochrechnungen zu verfolgen. 33.678 Pinneberger durften ihre Stimme abgegeben. Nicht einmal jeder dritte Pinneberger hatte davon Gebrauch gemacht. Die Wahlbeteiligung lag bei 31 Prozent.

Im Rathaus verfolgen Kandidaten und Parteimitglieder gespannt die Auszählung.
Im Rathaus verfolgen Kandidaten und Parteimitglieder gespannt die Auszählung. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Nach der Wahl ist vor der Wahl: In den kommenden drei Wochen wollen die beiden verbliebenen Kandidaten noch einmal Gas geben und haben mit ihren Wahlkampfteams schon ihr weiteres Vorgehen besprochen. „Es hat sich gezeigt, dass ich dort die meisten Stimmen erreichen konnte, wo ich intensiv mit den Menschen ins Gespräch gekommen bin“, sagt Thomas Voerste. Diesen Haustürwahlkampf will er in den kommenden drei Wochen noch mal verstärken. „Ich freue mich darauf.“ Dafür nimmt er auch einige Tage Urlaub.

Wahlkampf war fair, die Wahlversprechen ähnelten sich

„Das ist ein sehr knappes Wahlergebnis“, sagt Marco Bröcker. Nun sei er motiviert, noch einmal alles zu geben. Er werde sich ebenfalls mit seinem Wahlteam beraten und den direkten Kontakt zu den Bürgern suchen, unter anderem an den kommenden beiden Sonnabenden mit einem Wahlstand in der Innenstadt und am Kreisel bei Edeka Meyer. „Wir fangen quasi wieder bei null an“, sagte er. Beide Sieger waren sich einig, dass die anderen drei Kandidaten „ein respektables Ergebnis erzielt“ haben.

Hauke Röben und Jörg Heuer gaben sich zum Abschied die Hand.
Hauke Röben und Jörg Heuer gaben sich zum Abschied die Hand. © Pinneberg | Anne Dewitz

Der Wahlkampf war fair, die Wahlversprechen ähnelten sich. Alle wollten die Verwaltung modernisieren und digitalisieren und das Rathaus bürgerfreundlicher gestalten. Sie wollten die Finanzen der Stadt stärken, Klimaschutzziele anpacken, das Image der Stadt stärken, Kita und Schulen ausbauen und zukunftsfähig ausstatten. Am Ende konnten sich die beiden Kandidaten mit der größten Verwaltungserfahrung durchsetzen.

Bröcker und Voerste punkten mit Verwaltungserfahrung

Marco Bröcker ist Leiter des Büros der Bürgermeisterin und war zuvor Wirtschaftsförderer in Pinneberg. Er kennt die Stadtverwaltung von innen. Der 50-Jährige ist gemeinsamer Kandidat von CDU und Grünen. Bröcker saß von 2008 bis 2014 für die CDU im Pinneberger Kreistag. Sechs Jahre als Referent für Sozialpolitik in der CDU-Landtagsfraktion gehören ebenfalls zu seiner Vita. In Lübeck führte er als Referent die Geschäfte der Christdemokraten.

Die CDU Pinneberg feierte den Ausgang der Bürgermeisterwahl im Opposti.
Die CDU Pinneberg feierte den Ausgang der Bürgermeisterwahl im Opposti. © Pinneberg | Anne Dewitz

Thomas Voerste ist der einzige Kandidat, der nicht in Pinneberg wohnt. Der 53-Jährige hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Lebenspartnerin und ihren Töchtern in Altenholz bei Kiel. Das möchte er ändern, wenn er zum Bürgermeister gewählt wird.

Voerste ist seit 2018 Fachbereichsleiter in der Kreisverwaltung Rendsburg-Eckernförde, hat früher aber in Pinneberg gearbeitet. Er absolvierte eine Ausbildung zum Baumschulgärtner in Barmstedt und betreute bei der AWO in Pinneberg Jugendliche einer Wohngruppe. Daraufhin studierte er Sozialpädagogik und schlug im Bereich Soziales eine Verwaltungskarriere ein.

Di Racca-Bönigk: Zwei kompetente Kandidaten treten zur Stichwahl an

Die CDU-Vorsitzende und Bürgervorsteherin Natalina di Racca-Boenigk hatte mit einer Stichwahl gerechnet. „Natürlich hätte ich mir ein eindeutigeres Ergebnis gewünscht. Aber da stehen zwei kompetente Kandidaten zur Wahl.“ Die Frage, die sie sich angesichts der geringen Wahlbeteiligung stellt: „Wie kriegen wir die Menschen dazu, noch einmal zur Wahl zu gehen?“

Bürgermeisterwahl Pinneberg: Thomas Voerste (l.) und Paul Hoffmann warteten im Rathaus auf die ersten Ergebnisse.
Bürgermeisterwahl Pinneberg: Thomas Voerste (l.) und Paul Hoffmann warteten im Rathaus auf die ersten Ergebnisse. © HA | Anne Dewitz

SPD-Fraktionsvorsitzende Angela Traboldt: „Wir haben mit Thomas Voerste auf den richtigen Kandidaten gesetzt.“ SPD-Vorsitzender Kai Vogel fügt hinzu: „Herr Voerste ist der einzige Kandidat, der nicht aus Pinneberg kommt. Das Ergebnis zeigt, dass er mit seiner Kompetenz als Führungs- und Verwaltungsexperte überzeugt hat.“

Bürgermeisterwahl Pinneberg: Enttäuschung bei den Verlierern

FDP-Vorstandsvorsitzende Birgit Klampe: „Die Stichwahl ist ein tolles Ergebnis, auch weil Herr Voerste in Pinneberg noch nicht so bekannt ist. Jetzt liegen nochmal drei spannende Wochen vor uns.“ Und FDP-Fraktionsvorsitzender Lukas Alexander Ellgoth ergänzt: „Wir hoffen, dass die Bürger auch zur Urne gehen.“

Die fünf Kandidaten Paul Hoffmann (v.l.), Thomas Voerste, Marco Bröcker, Jörg Heuer und Hauke Röben mit der amtierenden Bürgermeisterin Urte Steinberg am Wahlabend im Rathaus.
Die fünf Kandidaten Paul Hoffmann (v.l.), Thomas Voerste, Marco Bröcker, Jörg Heuer und Hauke Röben mit der amtierenden Bürgermeisterin Urte Steinberg am Wahlabend im Rathaus. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Enttäuschung bei den drei ausgeschiedenen Kandidaten. Paul Hoffmann: „Ich habe mich selbst auf Platz zwei oder drei gesehen, aber natürlich hofft man zu gewinnen.“ Auch Dr. Jörg Heuer, der am Wahlabend mit Sohn und Frau ins Rathaus kam, zeigte sich enttäuscht. Er hatte auf die Stichwahl gehofft. „Im Nachhinein betrachtet, hätte man sicherlich einiges besser machen können“, sagt er. Heuer war als parteiloses Mitglied der Wählerinitiative Buntes Pinneberg ins Rennen gegangen.

Am 29. Oktober kommt es in Pinneberg zur Stichwahl

Hauke Röben, Vermessungstechniker im Pinneberger Rathaus und mit 27 Jahren jüngster Kandidat in der Runde, hatte gehofft, die fünf Prozent zu erreichen. Selbstkritisch merkt er an, dass er den Wahlkampf hätte etwas aktiver gestalten können. „Aber die familiäre Situation hat es nicht so zugelassen“, sagt Röben.

„Nun wird es am 29. Oktober eine Stichwahl geben“, sagt Bürgermeisterin Urte Steinberg, die auch Gemeindewahlleiterin ist. „Ich bitte deswegen alle Bürgerinnen und Bürger herzlich, dann noch einmal zur Wahl zu gehen. Zeigen Sie mit Ihrer Stimme, wer Bürgermeister von Pinneberg werden soll. “

Gemeindewahlausschuss tagt erst am 17. Oktober

Sie hatte am Wahlabend mit den Kandidaten im Rathaus mitgefiebert. „Ich identifiziere mich mit Pinneberg, bin mit der Stadt verwachsen und freue mich auf denjenigen, der diese Verantwortung übernehmen möchte. Ich weiß noch, wie kribbelig ich damals war und wie froh, als der Ergebnis so ausfiel, wie ich es mir erhofft hatte.

Und so geht es jetzt weiter: Der Gemeindewahlausschuss wird erst am 17. Oktober von 18 Uhr an im Pinneberger Rathaus (Rockville-Zimmer) und nicht wie angekündigt am 10. Oktober das amtliche Ergebnis des ersten Wahlgangs bekannt geben und beschließen. Nach dem Gemeindewahlausschuss werden für die Bürgerinnen und Bürger, die eine Briefwahl beantragt haben, die Briefwahlunterlagen für die Stichwahl am 29. Oktober versandt. Das Briefwahlbüro wird ab dem 19. Oktober wieder geöffnet.

Bürgermeisterwahl Pinneberg: So läuft die Stichwahl

Allen anderen Wahlberechtigten wurde die Wahlbenachrichtigung bereits im Wahllokal zurückgegeben oder sie haben sie diese noch, weil sie nicht zur Wahl gegangen sind. Diese Bürgerinnen und Bürger bringen die Wahlbenachrichtigung am Tag der Stichwahl wieder mit.

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Im Zweifel können die Pinneberger auch ohne Wahlbenachrichtigung in ihr Wahllokal kommen. Entscheidend sind die Ausweispapiere. Die Daten werden im Wählerverzeichnis vorgehalten und nach dem Wahlgang abgehakt, sodass eine mehrfache Stimmabgabe ausgeschlossen ist.