Uetersen. Eine Polizistin, die Kinder hütet, ein junger Mann, der die Kita stärkt und eine Köchin, die umschult. Diese Wege führen in den Beruf.
Sie wollte so gern Polizistin werden, andere schützen, etwas Gutes für Menschen tun. Doch schnell stellte die Cynthia Morosch fest: Bei der Polizei ist Kreativität und ein eigener, individueller Weg, nur schwer durchzusetzen. Deshalb brach sie die Ausbildung ab und schwenkte um in die Kinderbetreuung, erst als sozialpädagogische Assistentin und anschließend sofort als Erzieherin.
Inzwischen gibt es mehrere Wege, Erzieherin oder Erzieher zu werden. Eine Berufsgruppe, die nach wie vor extrem stark gefragt ist. Im Gegensatz zu früher müssen angehende Erzieher mittlerweile ihre Ausbildung nicht mehr selbst bezahlen, es gibt auch Wege in den Beruf, die entlohnt werden. Ein deutlicher Anreiz für viele, wie einige Beispiele aus dem Kreis Pinneberg zeigen.
Den alten, selbstzahlenden Weg ist Cynthia Morosch gegangen. Sie ist 24 Jahre jung und strahlt, wenn sie über ihr noch kurzes berufliches Leben erzählt. Seit dem Sommer ist sie staatlich anerkannte Erzieherin und darf gemeinsam mit einer jungen Kollegin eine neue Gruppe in einem neuen Kindergarten aufbauen: in der Außenstelle der Kindertageseinrichtung „Hus Sünnschien“ in Uetersen.
Das alte klassische Modell: Junge Erzieherin muss erstmal ihre Kredite abarbeiten
Natürlich ist nicht alles Gold, das nur glänzt und auch Kinder sind anstrengend. Die junge Frau hat bereits ihre Grenzen kennen gelernt und musste mal kräftig weinen. Doch zum Glück hat sie mit Evelina Gierloff eine Chefin, die sich kümmert, die ihre Nachwuchskräfte auch mal in den Arm nimmt und stärkt und stärkt.
Denn die Aufgabe als Erzieherin ist herausfordernd. Und kostete Cynthia bislang viel Geld. Diese Lasten schultern nur diejenigen, die völlig überzeugt sind, dass der Beruf genau richtig für sie ist. So wie für Cynthia Morosch, die nach ihrer „tollen Ausbildung“ an einer kleinen privaten Erzieherschule in Hamburg erstmal ihre Kredite abarbeiten muss.
Neu seit 2020: Die praxisintegrierte Ausbildung wird mit 1200 Euro vergütet
Da geht es den Neulingen in der sogenannten praxisintegrierten Ausbildung, kurz PiA, deutlich besser. Sie verdienen etwa 1200 Euro, sind von Anfang an mit einer Kindertagesstätte verbunden. Vor allem Quereinsteiger sollten so motiviert werden.
Bei Mandy Priebe hat das Finanzierungsmodell den Ausschlag gegeben. Die 41-Jährige ist zweifache Mutter, verheiratet und ausgebildete Köchin. Erst hatte der Familienvater sich bis zum Handwerksmeister in der Sanitär-, Heizung- und Klimabranche hochgearbeitet. Jetzt schult die Frau um, und dank Ausbildungsvergütung ist das Familienleben weiterhin finanziell gut abgesichert.
Köchin schult als Erzieherin – finanziert übers PiA-Modell
„Ich bin von der klassischen Gastronomie über die Gemeinschaftsverpflegung in der Schulkinderbetreuung gelandet“, erzählt sie. Dort kümmerte sie sich anfangs vor allem um die Versorgung. „Dann habe ich gemerkt, dass mir auch die sonstige Arbeit mit Kindern Freude macht“, erinnert sich Mandy Priebe.
Doch ohne Ausbildung konnte sie in der Kinderbetreuung nicht vorankommen. Nach dem erfolgreichen Abschluss muss sie mindestens zwei Jahre für den privaten Träger ihres Kindergartens in Pinneberg arbeiten. Doch danach kann sie sich gut vorstellen, wieder in den schulischen Bereich zu wechseln.
„Arbeitgeber müssen stärker auf Bedürfnisse der Erzieher eingehen“
Mandy Priebe ist sich sicher, dass die Arbeitgeber künftig noch mehr auf die Bedürfnisse der Erzieherinnen und anderen Berufsgruppen im sozialen Bereich eingehen müssen. Teilzeitmodelle würden in vielen Einrichtungen verstärkt entwickelt werden.
Diese Work-Life-Balance, also das Ziel, Arbeit und Rest des Lebens ins Gleichgewicht zu bringen, ist für viele Kindertagesstätten ein Problem. Denn viele Eltern erwarten, dass ihre Kinder möglichst immer von den gleichen Erzieherinnen betreut werden.
Männliche Erzieher: Von der Ausnahme zum Regelfall
Oder auch von einem Erzieher. Die männliche Rolle im Erziehungssystem bekommt langsam einen neuen Stellenwert. In den Ausbildungsklassen der Beruflichen Schulen des Kreises Pinneberg wächst der Anteil der jungen Männer.
Jan-Ole Zube ist einer von ihnen. Der Wedeler Jung hatte sich als Teamer in seiner Kirchengemeinde ausbilden lassen und Konfirmandengruppen betreut. Da er selbst von der Schulsozialarbeit stark profitiert habe, entschied er sich schließlich mit der Fachhochschulreife für die Ausbildung als Erzieher.
Kreis Pinneberg finanziert Fachkräfte über Stipendien
Anfangs hatte sich Jan-Ole für ein duales Studium an der Internationalen Universität in Hamburg beworben. Doch dort mangelte es an Kooperation. An der Berufsschule in Pinneberg fühlte sich der Wedeler von Abteilungsleiterin Julia Rogge „sehr gut beraten“.
Dank eines Stipendiums des Kreises Pinneberg bekommt Jan-Ole Zube ebenfalls eine Vergütung. Diese Summe entspricht mit etwa 550 Euro allerdings nur knapp der Hälfte der Summe, die für diejenigen bezahlt wird, die bereits fest bei einem Kita-Träger unter Vertrag sind.
Kreis Pinneberg bindet angehende Erzieher übers Stipendium an die Region
Doch immerhin trägt der Kreis Pinneberg dazu bei, die einst für die Kandidatinnen und Kandidaten teuren Ausbildungen künftig zu vergüten. Aktuell bearbeitet der Kreis Pinneberg 60 Stipendien in drei Jahrgängen.
Ganz ohne Gegenleistung gibt es das Geld aus der Kreiskasse nicht. Alle angehenden Erzieher und Erzieherinnen in der herkömmlichen dreijährigen Ausbildung verpflichten sich, für drei Jahre mindestens 25 Stunden pro Woche in einer Einrichtung im Kreis Pinneberg zu arbeiten.
Turbo-Ausbildung zur Erzieherin: Doppelbelastung durch Praxis und Schule
Ungefähr in der Mitte der Ausbildungshöhe zwischen PiA und Stipendium landen diejenigen, die nach zweijähriger Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin nun den Schritt zur Erzieherin machen. Sie gehören zu den Turbo-Klassen, die in zwei statt drei Jahren die Ausbildung durchlaufen.
„Das kann manchmal ganz schön stressig sein“, erzählt Annalina Henne. Denn der Gesetzgeber, der den Frauen und Männern dafür eine Vergütung gewährt nach dem Bundesausbildungs-Förderungsgesetz, manchem besser als BAFöG bekannt, setzt enge Grenzen.
Von der Babysitterin zur qualifizierten Fachkraft
Zum Teil ist der theoretisch notwendige Anteil des Unterrichts nur vor oder nach der Praktikumszeit in der Einrichtung zu erfüllen. „Dann beginnen wir morgens um 6.30 Uhr noch müde, oder abends nach 20 Uhr wieder müde mit der Online-Lerneinheit“, erzählt die 22-Jährige.
Für Annalina Henne ist die Aufgabe als Erzieherin eine Berufung, die sie ihr ganzes Leben lang schon begleitet. Sie hat als Babysitterin gejobbt, war mit 16 Jahren überzeugte Patentante. Sie arbeitet in der Praktikumszeit genauso gern mit Krippenkindern wie mit Jugendlichen.
Abschluss als Erzieherin als Zwischenschritt zum Studium für Psychologie
Auch schwierige junge Menschen schrecken sie nicht ab. Die 22-Jährige war im Schultraining mit den Jugendlichen im Einsatz, die sich kaum in einem Klassenverband bewegen können. Deshalb glaubt sie, dass sie nach der Ausbildung eher mit älteren Kindern umgehen wird, da die Älteren schon besser erzählen können, wo ihnen der Schuh drückt.
Für einige junge Leute ist die Laufbahn als Erzieher nur eine Zwischenstation. Laura, die wie Annalina in der Turboklasse lernt, will später Psychologie studieren, um dann noch besser auf Jugendliche eingehen zu können. Auch Jonna Folger (23) will studieren, und zwar soziale Arbeit.
Abschluss gilt als Bachelor Professionell auch international
Alle jungen Frauen und Männer dürfen sich mit ihrem erfolgreichen Abschluss als Erzieherin auch über den ersten Hochschultitel freuen. „Sie alle haben dann den international anerkannten Bachelor Professionell“, erläutert Ulrich Krause, der die Beruflichen Schulen in Pinneberg leitet. Dieser Titel zahlt sich am Ende in barer Münze aus. Trotzdem bleibt der Beruf der Erzieherin oder des Erziehers auch immer eng mit der inneren Einstellung verbunden.
Mkit dem Meister-BAFöG die zweite Ausbildung finanzieren
„Ich habe etwa zehn Jahre als Hörgeräte-Akustikerin gearbeitet. Ausbildung und Aufgabe sind spannend. Aber nach der Ausbildung ging es immer mehr darum, auch genug zu verkaufen, damit das Geschäft läuft“, erzählt Natascha Kruse. Die 28 Jahre alte, zweifache Mutter merkte, wie es ihr stattdessen Spaß machte, selbst junge Menschen auszubilden und Praktikanten zu betreuen.
Jetzt schult die Wahl-Quickbornerin, die übers Meister-BaföG finanziert wird, auf Erzieherin um. Bislang ist sie in dem Bereich noch völlig offen, kann sich auch gut vorstellen, irgendwo als Springerin zu arbeiten – ein Traum für viele Kita-Leiterinnen.
Dickes Lob für die praxisorientierte Ausbildung von Kita-Leiterin
Als Geschenk werten viele Verantwortlichen in der Branche die vor drei Jahren erstmals an den beruflichen Schulen im Kreis Pinneberg eingerichtete praxisintegrierte Ausbildung (PiA). „Die neuen Kräfte sind viel schneller in den täglichen Ablauf der Einrichtungen eingebunden“, sagt beispielsweise Petra Herrmann, stellvertretende Leiterin der AWO-Kita Lotte Lemke in Halstenbek.
Klar, dass Petra Herrmann und Kolleginnen Gina Glismann (23) nach der engen Praxis- und Ausbildungsphase gern komplett ins Team übernommen haben. Und Gina ist überzeugt vom AWO-Konzept, die Kinder eng am Leben in der Kita teilnehmen zu lassen.
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Und was muss eine angehende Erzieherin oder ein angehender Erzieher mitbringen? Gina Glismann: „Empathie, Verantwortungsbewusstsein sowie Team- und Kommunikationsfähigkeit.“ Denn gemeinsam sei jede Aufgabe zu lösen.