Elmshorn/Hamburg. Aus den Radschnellwegen werden „Radrouten plus“. Was der neue Name und neue Schilder für das Pilotstück im Kreis Pinneberg bedeuten.
- Sieben Radschnellwege soll es künftig aus dem Umland nach Hamburg geben.
- Im Kreis Pinneberg startet der Pilotweg von Elmshorn in die Metropole.
- Alle komfortablen Radrouten erhalten jetzt neue Namen und neue Schilder.
Es ist zwar noch kein neuer Meter Radschnellweg zwischen Hamburg und Elmshorn gebaut, aber offenbar gibt es auch Wichtigeres: Einen passenden Namen für die komfortable, bis zu vier Meter breite Radwege-Verbindung aus dem Umland in die Stadt finden etwa. Zumindest das ist jetzt erledigt, wie die Metropolregion Hamburg und der Kreis Pinneberg mitteilen. Demnach sollen alle Wege im Radschnellnetz demnächst einheitlich „Radroute Plus“ heißen und eine eigene Beschilderung bekommen.
Wie mehrfach berichtet, sollen irgendwann insgesamt sieben Radschnellwege auf insgesamt 300 Kilometern aus dem Umland nach Hamburg führen, und zwar auf komfortablen, zügigen, sicheren Routen. In den Niederlanden oder in Kopenhagen gibt es solche „Alltagsrouten“, die sich an den Pendlerströmen orientieren, bereits. Rund um Hamburg sollen sie in Elmshorn, Bad Bramstedt, Ahrensburg, Geesthacht, Lüneburg, Tostedt und Stade starten.
Verkehrswende: Radschnellwege nach Hamburg heißen jetzt „Radrouten plus“
Begonnen wird im Kreis Pinneberg. Zwischen Elmshorn und der Landesgrenze ist ein 32 Kilometer langer „Radboulevard“ geplant, im Juni wurde immerhin schon das 26 Millionen Euro schwere „Trassenbündnis“ von Hamburg, Schleswig-Holstein, dem Kreis Pinneberg und den beteiligten Orten unterschrieben. „Dies ist ein Meilenstein für den Radverkehr und die Mobilitätswende“, sagte Pinnebergs Landrätin Elfi Heesch.
Zur Wahrheit gehört aber aber auch: Seit sechs Jahren wird allein an dem Projekt im Kreis Pinneberg geplant. Konkret gebaut wurde bisher nichts. Nun, drei Monate nach dem Schluss des Trassenbündnisses, ist immerhin ein einheitlicher Name für das Radwegenetz gefunden.
Neue Schilder sollen norddeutschen Charakter haben
Der Mitteilung nach sollen alle Wege im Radschnellnetz bald einheitlich „Radroute Plus“ heißen. Das Plus stehe dabei „für die hohe Qualität der geplanten Infrastruktur, für mehr Sicherheit, Platz und Fahrspaß“. Dazu gehöre auch eine klare, eigene Beschilderung zur besseren Orientierung. Erstmalig vorgestellt wird die neue Beschilderung zwar erst am Tag der Deutschen Einheit am Stand der Metropolregion Hamburg auf der Reesendammbrücke.
Eine Anmutung hat die Metropolregion aber bereits anfertigen lassen. Demnach erinnere die Stele zur Beschilderung der Radrouten Plus mit ihrer Schräge an ein Segel oder eine Fahne. Dadurch bekomme sie einen norddeutschen Bezug. Sie könne an zentralen Orten wie Haltestellen oder auch Start- und Endpunkten der Radrouten Plus den Weg weisen und den Routenverlauf zeigen.
Grün sei die Orientierungsfarbe der Zukunft
Farblich leite sich die Beschilderung vom grün des offiziellen Radschnellwegschildes sowie der grünen Fahrbahnrandmarkierung ab. Der gezeigte Prototyp soll künftig immer verwendet werden, „um das Thema für die Bürgerinnen und Bürgern anschaulicher zu gestalten“.
Pinnebergs Landrätin Elfi Heesch sagt dazu: „Radfahren ist ein wichtiger Baustein der Mobilitätswende. Mit dem neuen Namen der Radrouten plus können wir vielleicht auch diejenigen noch mehr für das Projekt begeistern, die sich bislang eher eine Rennstrecke für Eilige vorgestellt haben. Auf den Radrouten plus geht es vor allem um ein entspanntes und sicheres Fahren auf direkten Wegen ohne viele Ampeln oder andere Haltepunkte.“
Dieses Plus bieten die Radrouten plus
Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks versichert: „Wir denken die Mobilitätswende und den Radverkehr über die Grenzen Hamburgs hinaus und gemeinsam mit unseren Partnern in der Metropolregion.“ Die Radrouten Plus stünden sinnbildlich dafür. Sie böten ein Plus an Platz und Komfort. Vor allem für Pendler aus dem Umland sei das ein großer Anreiz, das Auto stehen zu lassen und sicher sowie schnell mit nur wenigen Stopps auf dem Rad ans Ziel zu gelangen.
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Dieses Plus an Komfort zeige sich nun auch an der verständlichen, einheitlichen Beschilderung. In Hamburg münden die ‚Radrouten Plus‘ in ein Netz aus attraktiven Radrouten, das ausgebaut und verbessert werden soll. Darum soll auch in der Stadt eine übersichtliche Beschilderung mit Bodenmarkierungen sowie einer Stele an der Alster getestet werden.
Radschnellwege nach Hamburg – durch E-Bikes ist die Distanz kein Problem mehr
Die künftig neun Radrouten Plus (es sind in der Metropolregion noch zwei Radschnellwege in Lübeck und Schwerin geplant) seien Wege für den täglichen Verkehr zu Schule und Ausbildung, zur Arbeit oder in der Freizeit. Sie seien für weitere Strecken ausgelegt und bieten durch wenige Unterbrechungen höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten. Ein Fakt, der den Routen in die Karten spielt, ist die zunehmende Verbreitung von E-Bikes. Dadurch steigen die Reichweiten im Radverkehr. Allein 2022 seien 2,2 Millionen Pedelecs und E-Bikes verkauft worden – viereinhalb Mal so viele wie E-Autos.
Die Radrouten sollen mit einer Breite von bis zu vier Metern Sicherheit und mehr Fahrvergnügen bieten, da man nebeneinander fahren und einfacher überholen kann. Arbeitnehmer und Unternehmen würden mit einem Plus an Gesundheit profitieren. Der Arbeitsweg sei Gelegenheit für die tägliche Dosis Sport und Bewegung.
Radschnellweg: Warum dauert das alles so lange?
Da alle geplanten Trassen mit dem Schienenverkehr verknüpft werden sollen, sei ein einfaches Umsteigen in den ÖPNV möglich. Angelehnt an die neue Beschilderung der „Radrouten Plus“ werden künftig in Hamburg attraktive und wichtige Bezirksrouten, Velorouten, Fahrradstraßen, geschützte Fahrradstreifen und Protected Bike Lanes unter dem Begriff „Radrouten“ zusammengefasst.
Das teure Projekt der Radschnellwege wird mit einem milliardenschweren Förderprogramm des Bundes unterstützt. Allein der erste Weg von Elmshorn nach Hamburg soll letzten Schätzungen zufolge insgesamt 65 Millionen Euro kosten. Das Projekt dauert auch deshalb so lange, weil Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben wurden, zudem fehlt qualifiziertes Fachpersonal. Überdies ist die Abstimmungsstruktur kompliziert. Länder, Kreise und Kommunen müssen sich jeweils einigen.