Halstenbek/Kreis Pinneberg. Seit sechs Jahren wird bis Elmshorn geplant, passiert ist wenig. Doch nun soll im Kreis Pinneberg der Anfang gemacht werden.

Nun soll es endlich losgehen mit dem bundesweit ersten länderübergreifenden Radschnellweg. Am Freitag trafen sich Vertreter des Kreises Pinneberg, der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein sowie der Bezirksämter aus Altona und Eimsbüttel, um in Halstenbek das „Trassenbündnis“ für den ersten, knapp 14 Kilometer langen Teilabschnitt des Radschnellweges zu unterzeichnen.

„Dies ist ein Meilenstein für den Radverkehr und die Mobilitätswende“, befand etwa Pinnebergs Landrätin Elfi Heesch. Seit sechs Jahren wird an dem Projekt geplant. Konkret gebaut wurde bisher allerdings nichts.

Der Radboulevard startet von Halstenbek bis zur Elbgaustraße

Doch in der Baumschulgemeinde Halstenbek wird nun angefangen. Der Bahndamm, direkt neben der Bahnstrecke Hamburg – Elmshorn gelegen, soll zum neuen „Radboulevard“ erklärt, gekennzeichnet und bis zum Friedrichshulder Weg in Hamburg ausgebaut werden.

Er soll die Bahnhöfe Thesdorf und Elbgaustraße miteinander verbinden. Dies ist die erste fix und fertig geplante Streckenführung. Baubeginn ist für das nächste Jahr geplant.

Das erste 14 Kilometer lange Teilstück kostet rund 26 Millionen Euro

Anschließend soll der Radschnellweg weiter bis zum Bahnhof Pinneberg ausgebaut werden. Für diese 13,8 Kilometer lange Strecke gehen die Beteiligten von Bau- und Planungskosten von 26 Millionen Euro aus.

Schlossen vor Ort in Halstenbek am Bahndamm das Trassenbündnis für den geplanten Radschnellweg zwischen Elmshorn und Hamburg: Jakob Richter (Metropolregion Hamburg, von links), Jan Krohn (Bürgermeister Halstenbek), Anjes Tjarks (Verkehrssenator Hamburg), Elfi Heesch (Landrätin Kreis Pinneberg), Claus Ruhe Madsen (Schleswig-Holsteins Verkehrsminister), die Bezirksamtsleiterinnen Stefanie von Berg (Altona) und Sonja Böseler (Eimsbüttel) sowie Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg.
Schlossen vor Ort in Halstenbek am Bahndamm das Trassenbündnis für den geplanten Radschnellweg zwischen Elmshorn und Hamburg: Jakob Richter (Metropolregion Hamburg, von links), Jan Krohn (Bürgermeister Halstenbek), Anjes Tjarks (Verkehrssenator Hamburg), Elfi Heesch (Landrätin Kreis Pinneberg), Claus Ruhe Madsen (Schleswig-Holsteins Verkehrsminister), die Bezirksamtsleiterinnen Stefanie von Berg (Altona) und Sonja Böseler (Eimsbüttel) sowie Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Für den gesamten 32 Kilometer langen Weg dieses ersten von sieben geplanten Radschnellwegen hat die Kreisverwaltung, die die Projektleitung hat, vor einem Jahr Gesamtkosten von 65 Millionen Euro genannt. „Das kostet ein Heidengeld“, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen dazu. „Aber nichts zu tun, ist unbezahlbar.“

2017 ist die Machbarkeit für sieben Radschnellwege in Auftrag gegeben

Vor sechs Jahren hatte die Metropolregion Hamburg die Machbarkeitsstudien für diese insgesamt 300 Kilometer langen Radschnellwege in Auftrag gegeben, die dann Ende 2020 vorgelegt wurden.

Gemeinsames Ziel soll es sein, einen Großteil der 380.000 Menschen, die jeden Tag aus dem Umland nach Hamburg zur Arbeit pendeln, zum Umsteigen vom Auto in die Busse und Bahnen zu bewegen, indem ihnen ein etwa vier Meter breiter, beleuchteter, gut ausgebauter und möglichst kreuzungsarmer Radweg zur Verfügung stehe, über den sie rasch den nächsten Bahnhof erreichen können.

Radfahren ist gesund und spart Kraftstoff, Zeit und Geld

„Wer mit dem Rad fährt, steht nicht im Stau, braucht keinen Parkplatz zu suchen und spart Sprit und Zeit, weil er abends nicht mehr ins Fitnessstudio muss“, warb Eimsbüttels Bezirksamtsleiterin Sonja Böseler für den Radschnellweg. „Das trägt zur Klimaneutralität bei und fördert die Gesundheit der Menschen“, ergänzte Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg.

Doch der Teufel stecke im Detail, begründet Projektleiter Hartmut Teichmann die lange Planungsphase. Zunächst müsse die genaue Streckenführung ausgearbeitet und dann die nötigen Grundstücke dafür entlang der Strecke erworben werden. Das dauere seine Zeit.

Hinzu käme, dass hier unterschiedliche Verwaltungen von der kommunalen bis zur Landesebene zweier Bundesländer beteiligt werden müssten, erklärte Verkehrsminister Madsen aus Kiel. Wer da auf Städte wie Kopenhagen mit ihrem beispielhaften Radverkehr verweise, vergesse, dass dort bereits in den 1970er Jahren solche vorbildlichen Radverkehrsrouten geplant worden seien, sagte der gebürtige Däne.

Stadt Hamburg investiert jährlich 90 Millionen Euro in neue Radwege

Umso mehr käme es jetzt darauf an, endlich anzufangen, betonte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks. „Wir müssen endlich loslegen und dürfen auch nicht aufhören, Radwege zu bauen“, sagte er. Die Stadt Hamburg investiere zurzeit rund 90 Millionen Euro in den Radwegeausbau, 250 Millionen Euro seien es bereits in den vergangenen drei Jahren gewesen.

 Eine erste Probefahrt auf dem künftigen Radschnellweg in Halstenbek wagten die Bürgermeister Urte Steinberg (Pinneberg, von links) und Jan Krohn (Halstenbek) sowie  die Bezirksamtsleiterinnen Stefanie von Berg (Altona) und Sonja Böseler (Eimsbüttel) mit Jakob Richter (Metropolregion Hamburg).
Eine erste Probefahrt auf dem künftigen Radschnellweg in Halstenbek wagten die Bürgermeister Urte Steinberg (Pinneberg, von links) und Jan Krohn (Halstenbek) sowie  die Bezirksamtsleiterinnen Stefanie von Berg (Altona) und Sonja Böseler (Eimsbüttel) mit Jakob Richter (Metropolregion Hamburg). © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Im Kreis Pinneberg sind das zurzeit noch eher einstellige Millionensummen, die in den Radwegebau investiert werden. Aber für die Fertigstellung des Radschnellweges nach Elmshorn müsste der Kreis bei 65 Millionen Euro Baukosten und einer eingeplanten Höchstförderung des Bundes von 80 Prozent der Gesamtkosten etwa 13 Millionen Euro dazugeben.

„Damit zeigen wir, dass wir alle konsequent an der Mobilitätswende arbeiten“, sagte Landrätin Elfi Heesch, die am Freitagvormittag wie ihre Kolleginnen Sonja Böseler (Bezirksamt Eimsbüttel), Stefanie von Berg (Bezirksamt Altona) und Senator Tjarks mit dem Fahrrad zum Pressetermin an den Bahndamm nach Halstenbek geradelt war.

Der Bahndamm in Halstenbek soll bis Hagenwisch Fahrradstraße werden

Der bereits jetzt schon gut ausgebaute Bahndamm in Halstenbek soll möglichst rasch bis zur Holstenstraße und Hagenwisch in Halstenbek zu einer Fahrradstraße umgewidmet werden, kündiget Bürgermeister Jan Krohn an. Von Vorteil sei, dass er bereits die viel befahrene Lübzer Straße überquere. Eine solche Überquerung müsse für die Radfahrer an der Dockenhudener Chaussee erst noch gebaut werden, die täglich 22.000 Autos befahren. Sonst drohe ein Verkehrschaos, so der Verwaltungschef.

In Pinneberg ist die Trasse zwischen Bahnhof und Thesdorf noch ungeklärt

Während in Halstenbek die Trassenführung für den geplanten Radschnellweg entlang der Bahnstrecke bereits feststeht und vom Gemeinderat beschlossen ist, müsse das in der Kreisstadt Pinneberg erst noch zu Ende geplant werden, sagte Bürgermeisterin Urte Steinberg. „Wir haben dazu einen positiven Grundsatzbeschluss gefasst.“ Aber zwischen den Bahnhöfen im Zentrum der Kreisstadt und dem Stadtteil Thesdorf sei der genaue Verlauf des Radschnellweges noch etwas problematisch, zumal hier ja noch ein drittes und viertes Fernbahngleis gebaut werden soll.

Zubringer-Radwege sollen Rellingen und Schenefeld an den RSW anbinden

Zudem müssten neue und gut ausgebaute Zubringer-Radwege geschaffen werden, die Rad fahrende Pendler aus Rellingen und Schenefeld schnell, sicher und möglichst barrierefrei zum Radschnellweg an der Bahnlinie brächten, sagte Halstenbeks Bürgermeister Krohn. „Das wird noch eine Mammutaufgabe für uns alle.“