Barmstedt. Landwirtschaftsminister besucht Weiderindhof Konetzni in Barmstedt. Das Fleisch der 37 Angus-Rinder wird dort direkt vermarktet
Auf Tuchfühlung mit dem Angus-Rind: Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz besuchte jetzt den Weiderindhof von Sandra und Bastian Konetzni in Barmstedt, die dort mit ihrem „Hörnerladen“ sehr erfolgreich das Rindfleisch direkt vermarkten. „Wir haben bereits 191 Stammkunden. Es werden laufend mehr“, sagte der Landwirt dem staunenden Minister. Dabei werde der Hofladen bislang noch nebenberuflich betrieben.
Minister Schwarz kündigte bei seinem Besuch an, dass das Land solche Direktvermarkter in der Landwirtschaft stärker fördern wolle, insbesondere wenn es sich um Bio-Höfe handele. Das hörte der Barmstedter Landwirt gerne. Denn mit Wirkung zum 1. Januar 2024 werde sein Betrieb als biologisch betriebener Rinderzuchtbetrieb zertifiziert und anerkannt sein. „Mit sieben Rindern haben wir hier angefangen.“
Barmstedter Landwirt hält 37 Angusrinder, die ein ruhiges Wesen haben
Der Mann, der hauptberuflich im Landmaschinenhandel in Bevern arbeitet, bewirtschaftet mit seiner Frau den 20 Hektar großen Familienbetrieb inzwischen mit 37 Angus-Rindern. Etwa zwölf Tiere würden im Jahr geschlachtet, sodass er etwa 200 Kilogramm Rindfleisch pro Monat vermarkte, erklärte er dem Minister.
Durch die eigene Kälberzucht bleibe der Bestand stetig erhalten, sagte er auf dessen Nachfrage, ob er die Rinder auch selber züchte. Auch das auf seinen Feldern geerntete Getreide reiche für das Winterfutter der Tiere aus. „Das Angusrind ist gut zu halten und von seinem Wesen her sehr ruhig“, erklärt der Landwirt. Das Fleisch wiederum sei sehr bekömmlich, feinfaserig und leicht marmoriert.
Rinder werden in Seestermühe geschlachtet und im Hofladen und online vermarktet
Für die Vermarktung seines baldigen Biorindfleisches hat der Barmstedter Rinderzüchter eine pfiffige Arbeitsteilung entwickelt. So werden die Tiere in der Fleischerei von Sven Fülscher in Seestermühe geschlachtet und zerlegt.
Anschließend wird das bereits in die verschiedenen Bestandteile portionierte Fleisch im Kühlcontainer zum Barmstedter Hof zurückgebracht, wo es im Hofladen und im Online-Shop an die Verbraucher verkauft wird. „Im Durchschnitt kostet es 17 Euro je Kilogramm“, sagt der Landwirt.
Firma aus Bremen unterstützt und berät beim Online-Geschäft
Für das Internet-Geschäft hat sich der Barmstedter professionelle Hilfe aus Bremen geholt. Moritz Armbrust hat dort das Unternehmen Friedhold gegründet und aufgebaut, das nach seinen Angaben bereits 400 Landwirte mit eigenen Hofläden in ganz Norddeutschland berät und unterstützt.
Seine Aufgabe bestehe darin, die Homepage für das Online-Geschäft auszuarbeiten und zu pflegen, erklärt der Geschäftsführer. Sein größter Kunde, ein Biohof aus der Nähe von Hannover, würde bereits 70 verschiedene Artikel rund um sein Rindfleisch anbieten und damit 1300 Haushalte mit Rindfleisch versorgen.
Experte: Fleisch lässt sich heute am besten in der Region vermarkten
Seine Erfahrung, so der Internetexperte: „Fleisch lässt sich heute am besten vermarkten, wenn es direkt aus der Region kommt.“ Die Verbraucher würden zunehmend darauf achten, woher ihre Lebensmittel kämen und wie sie angebaut würden.
Die so betreuten und individuell beratenen landwirtschaftlichen Betriebe müssten dafür eine Umsatzbeteiligung von fünf Prozent an sein Unternehmen abführen. Dabei sei nicht der Standort des Betriebes, sondern dessen eigene Vermarktungsstrategien wesentlich dafür verantwortlich, ob und wie das Online-Geschäft mit der Direktvermarktung laufe.
Landesweit gibt es heute 340 Landwirte, die ihre Produkte selbst vermarkten
Landesweit gebe es inzwischen 340 Betriebe, die ihr Fleisch oder Gemüse und andere landwirtschaftliche Produkte selbst vermarkteten, erklärte Sven von der Geest aus dem Landwirtschaftsministerium. Und die Tendenz sei weiter steigend.
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„Wir wollen vor allem den Konsum und die Vermarktung von Bioprodukten ankurbeln“, kündiget Minister Schwarz an. Dabei gehe es auch darum, die Nachfrage und die Logistik zu fördern, damit Verbraucher schneller auf biologisch angebaute Lebensmittel „zugreifen“ könnten. Dazu gehöre auch, die Betriebe mit den großen Handelsfirmen besser in Kontakt zu bringen. „Wenn erst die Nachfrage da ist, kommt die Produktion hinterher“, sagte der Minister.
Landwirt fordert mehr Schulungen durch die Landwirtschaftskammer
Landwirt Konetzni wünscht sich zudem mehr Schulungen dazu von der Landwirtschaftskammer. Fleischermeister Fülscher sieht in dieser Direktvermarktung durchaus ein mögliches Standbein für die Zukunft für seine Branche. Noch sei es allerdings eher ein Nischengeschäft. Zudem sei es zurzeit recht schwer, qualifiziertes Personal zu gewinnen, klagte er dem Landwirtschaftsminister. „Es muss sich der Aufwand lohnen, machbar und marktgerecht sein.“