Quickborn. Premiere im Kreis Pinneberg: Quickborner Biohof bietet solidarische Landwirtschaft. Wie Kunden wöchentlich an frische Ware kommen.
Wöchentlich frisches Gemüse direkt vom zertifizierten Biohof – das bietet jetzt Oliver Swoboda aus Quickborn-Renzel an. Der Landwirt, der dort vor vier Jahren eine ehemalige Gärtnerei mit 20 Hektar Land übernommen und zu einem anerkannten Bioland-Betrieb ausgebaut hat, möchte erstmals im Kreis Pinneberg das Modell der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) etablieren.
Bis zu 150 Haushalte sollen sich gemeinsam die erwirtschaftete Ernte der hier überwiegend in Gewächshäusern angebauten Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Peperoni, Mangold, Kürbisse, Kräuter, Zuckermais, Auberginen, Weiß- und Rotkohl sowie frische Hühnereier für einen festen Monatsbetrag teilen. Im nächsten Jahr sollen weitere 30 dazukommen können. Mehr gäbe die Ernte allerdings nicht her, sagt Swoboda.
Solidarische Landwirtschaft im Kreis Pinneberg: Bauer teilt mit 150 Menschen
Am kommenden Donnerstag, 31. August, will Landwirt Swoboda das Konzept im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium öffentlich vorstellen. 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger hätten sich bereits für die Veranstaltung angemeldet, die dort um 18.30 Uhr beginnt. Ein Vertreter der Demeter-Gruppe wird dazu noch einen Fachvortrag halten.
Für Swoboda ist die „Solawi“-Idee die Ernährungs-Philosophie der Zukunft, die sich auf regional erzeugte landwirtschaftliche Produkte besinnt. Die „Ernteteiler“, wie er seine genossenschaftlichen Kunden nennt, erhalten einmal wöchentlich einen Korb mit etwa vier Kilogramm frischem Gemüse aller Art und Sorten. Diese können sie sich an zwei Tagen, dienstags und donnerstags, in seinem Betrieb im Schulweg 8 in Quickborn abholen und gegebenenfalls mit anderen „Ernteteilern“ vor Ort tauschen.
Ernteanteile sollen auch soziale Funktion erfüllen
Das Ganze soll auch eine soziale Funktion erfüllen, sich hier zu unterhalten und untereinander Lebensmittel zu tauschen“, erklärt Swoboda seine Philosophie. „Die Menschen sollen sich hier mit ihren Nachbarn treffen und kommunizieren. Es sollen Lebensmittel aus der Region für die Region sein.“
Der monatliche Festbetrag entlaste die Betriebe vom Preisdruck und von Produktionsrisiken. Im Gegenzug erhielten die Mitglieder das Jahr über einen Anteil an den hergestellten Lebensmitteln. Für Swoboda ist das „eine Partnerschaft auf Augenhöhe“, die beiden Seiten nützt und wegen der Regionalität auch noch das Klima schützt.
Bauer hat sich akribisch auf „Solawi“ vorbereitet
Der Landwirt, der seit vielen Jahren sein Geld als selbstständiger Kaufmann verdient, hat sich nach eigener Aussage akribisch auf die solidarische Landwirtschaft vorbereitet. Vor vier Jahren, als er die alte Gärtnerei erwarb, habe er angefangen, zunächst den Boden für die biologische Landwirtschaft zu bearbeiten und aufzulockern. Er hat Seminare besucht und sich eingehend schulen lassen und auf Märkten für das Solawi-Projekt geworben, das es so bislang noch nicht im Kreis Pinneberg gibt. Eine halbe Million Euro habe er selbst in das Projekt investiert.
Landwirt Swoboda versteht die solidarische Landwirtschaft nicht als ein kommerzielles Geschäft. „Es geht hier nicht um Gewinnmaximierung, sondern um die regionale Vermarktung von frischem Biogemüse direkt vom Erzeuger und darum, dass die Beschäftigten faire Löhne erhalten.“ So werde er zusätzlich zu seinen zwei Mitarbeitenden weitere zwei Menschen einstellen, wenn der Erntetausch beginnt.
So viel kosten die Ernteanteile an der Landwirtschaft im Monat
Für die Ernteteiler koste ein voller Anteil mit vier bis fünf Kilogramm Gemüse je Woche 90 Euro im Monat, der halbe entsprechend 45 Euro, erklärt Swoboda, der seit 34 Jahren in Quickborn-Renzel lebt und ursprünglich aus dem Harz in den Norden gekommen ist.
Geerntet und angeboten würden immer die saisonal reifen Produkte, die nach Swobodas Angaben alle frisch und schmackhaft seien. Er verwende keinerlei Dünger oder Pflanzenschutzmittel, sondern ausschließlich Kompost, Grünabfälle, Mist von Ziegen und Hühnern oder Pferdeäpfel eines befreundeten Pferdehalters, dessen Tiere völlig frei von Medikamenten seien, verspricht der Quickborner Biolandwirt. „Da bin ich ganz pieselig.“ Sogar die Hühner werden bei ihm biologisch von zwei Ziegen bewacht.
Erntetausch soll elf Monate im Jahr dauern
Der Erntetausch soll das ganze Jahr hindurch über elf Monate laufen, sodass die Beschäftigten auch Urlaub machen könnten. Im Winter werde es Wintergemüse wie Kohl, Zwiebeln, Salate, Kürbis oder selbst gemachtes Sauerkraut für die Ernteteiler geben. Zudem experimentiere er mit verschiedenen Kräuterarten und biete eine selbst gemachte Tomatensauce an.
Landwirt Swoboda ist fest davon überzeugt, dass die solidarische Landwirtschaft das Ernährungssystem der Zukunft sein wird, auch wenn er im Kreis Pinneberg Neuland betritt. Aber bundesweit gebe es bereits 244 solcher Projekte, Tendenz weiter steigend.
Erste solidarische Landwirtschaft im Kreis Pinneberg: Gemüse direkt vom Feld
„Wer frisches Obst und Gemüse direkt von den Feldern der umliegenden Bauernhöfe kauft, tut gleich mehrfach Gutes“, glaubt Swoboda. Denn wer bewusst saisonal, regional und biologisch einkaufe, bekäme frische Qualität und fördere zugleich den Klima- und Umweltschutz sowie eine pestizidfreie Landwirtschaft. „Mit jedem Kauf werden vielfältige, kleine Betriebe gestärkt und der Weg hin zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft geebnet.“
Info-Abend zur Einführung der solidarischen Landwirtschaft in Quickborn am Donnerstag, 31. August, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Ziegenweg 4, 18.30 Uhr.