Elmshorn. Fotograf Hartmut Schwarzbach aus Elmshorn nimmt Kinderarbeit in den Fokus. 2019 wurde sein Bild zum Unicef-Foto des Jahres gewählt.

Kinder sollen spielen, malen, toben, einfach Kind sein können. Dies ist sogar in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verankert. Dort heißt es: „Kinder haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein.“

Doch an vielen Orten der Welt gibt es Kinder, denen diese Rechte nicht zugestanden werden oder wo die sozialen Gegebenheiten dies nicht erlauben. Statt zu spielen oder zu toben, müssen diese Kinder arbeiten – und das meist für einen Hungerlohn.

Elmshorn: Schuften für Hungerlohn – Wie Kinder ausgebeutet werden

Diesen Kindern gibt der Fotograf Hartmut Schwarzbach ein Gesicht und eine Stimme. Der gebürtige Elmshorner hat sich jahrzehntelang mit dem Elend arbeitender Kinder in Asien und Afrika beschäftigt und dieses Thema zu seiner Mission gemacht.

Mit seinen eindringlichen Fotografien zeigt er die Vielschichtigkeit von Kinderarbeit. Von bitterarmen Familien, die ums Überleben kämpfen und ohne die Hilfe ihrer Kinder kein Essen auf dem Tisch hätten, bis hin zu der krassen Ausbeutung von Kindern in großen Fabriken.

Fotos zeigen Zusammenhang zwischen Konsum und Kinderarbeit

Besonders unbequem für unsere westliche Welt wird das Thema Kinderarbeit, weil Schwarzbach mit seinen eindrucksvollen Bildern einen direkten Zusammenhang zwischen unserem unentwegten Konsum und der globalen Ungleichheit sowie der bitteren Armut in Schwellenländern aufzeigt, von der Kinder besonders betroffen sind.

Für neue Schuhe, Smartphones und Kleidung zu Billigpreisen in Europa müssen Kinder am anderen Ende der Welt unter teils schlimmsten Bedingungen schuften. Diesen Kindern will Hartmut Schwarzbach mehr geben als eine Stimme. Deshalb begleitet und unterstützt er sie teilweise über Jahre.

Elmshorner fotografiert ausgebeutete Kinder auf der ganzen Welt

Seine Fotoreportagen entstanden vor allem in Asien und Afrika, aber auch auf Madagaskar oder den Salomon-Inseln. Schwarzbach zeigt exemplarisch einzelne Gesichter aus der Masse von ausgebeuteten Mädchen und Jungen, nennt sie beim Namen, verbildlicht ihr Leid und trifft damit die Betrachterinnen und Betrachter ins Mark.

Besonders bedrückend werden Schwarzbachs Bilder auch, weil er moderne Fototechnik und Ästhetik meisterhaft verwendet. Letztere steht im starken Kontrast zur abgebildeten Armut der Kinder und erzeugt auch damit eine Spannung bei Betrachterinnen und Betrachtern.

Industriemuseum Elmshorn zeigt Fotografien von Hartmut Schwarzbach

87 Fotografien von Hartmut Schwarzbach, darunter auch fünf Collagen, sind nun im Industriemuseum Elmshorn zu sehen. Teil der Ausstellung in seiner Geburtsstadt ist auch eines seiner bekanntesten Motive: das Unicef-Foto des Jahres 2019, das auch Titelbild dieses Artikels ist.

Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Steinmeier und Schirmherrin von Unicef Deutschland, überreichte dem Fotografen Hartmut Schwarzbach bei der Preisverleihung des Fotowettbewerbs „Unicef-Foto des Jahres 2019
Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Steinmeier und Schirmherrin von Unicef Deutschland, überreichte dem Fotografen Hartmut Schwarzbach bei der Preisverleihung des Fotowettbewerbs „Unicef-Foto des Jahres 2019" eine Urkunde. Schwarzbach hat ein 13-jähriges Mädchen fotografiert, welches im Hafen von Manila (Philippinen) Plastikflaschen einsammelt, um etwas Geld zu verdienen. Das Bild ist auf der Urkunde und im Hintergrund zu sehen. © picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Mit diesem Preis zeichnet Unicef jedes Jahr Fotografien und Fotoreportagen aus, „die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren.“ 2019 erhielt Hartmut Schwarzbach diese Auszeichnung.

Elmshorner Fotograf wurde von Unicef ausgezeichnet

Sein Foto zeigt die damals 13-jährige Wenie Mahiya, wie sie im Hafen Manilas, im Stadtteil Tondo auf den Philippinen Plastik aus dem Wasser sammelt. Das Bild stammt aus der Reportage „Philippinen: Die Kinder, der Müll und der Tod“ von Hartmut Schwarzbach.

Auch auf den Philippinen ist Kinderarbeit verboten, eigentlich. Denn im Slum von Tondo, dem größten des Landes, wird dieses Gesetz nicht beachtet. Das Leben dort ist hart und grausam. 70.000 Menschen leben auf einem Quadratkilometer in Hütten aus Wellblech und Pappe.

13-Jährige muss im Hafen von Manila Plastikmüll sammeln

Strom oder Trinkwasseranschluss? Fehlanzeige. Stattdessen Krankheiten, Mangelernährung, eine geringe Lebenserwartung und bittere Armut. Diese Lebensumstände zwingen auch Kinder dazu, ein bisschen Geld zu verdienen. Kinder wie Wenie Mahiya.

Ihr Foto und die anderen im Industriemuseum ausgestellten Bilder sind mit kurzen Texten zu den einzelnen Kindern sowie allgemeine Informationen zu Kinderarbeit früher und heute versehen, sodass das Thema umfassend behandelt wird.

Das Industriemuseum Elmshorn zeigt die Bilder von Hartmut Schwarzbach in einer Ausstellung mit dem Titel „Kinderarbeit im Fokus – Eine Mission des Fotografen Hartmut Schwarzbach“.
Das Industriemuseum Elmshorn zeigt die Bilder von Hartmut Schwarzbach in einer Ausstellung mit dem Titel „Kinderarbeit im Fokus – Eine Mission des Fotografen Hartmut Schwarzbach“. © HA | Industriemuseum Elmshorn

Kinderarbeit: Industriemuseum bietet viele ergänzende Infos

Zudem bietet die Ausstellung fünf Filme, unter anderem eine Reportage über die sogenannten Feuerwerkskinder in Bulacan auf den Philippinen. Das Team des Industriemuseums bietet außerdem Führungen zum Thema Kinderarbeit für Erwachsene und Schulklassen ab der Jahrgangsstufe fünf an.

Im Zentrum stehen dabei die Fragen, warum Kinderarbeit uns alle angeht, welche Zusammenhänge es zwischen Schleswig-Holstein in der Industrialisierung und der heutigen Kinderarbeit gibt und was wir aus der Vergangenheit lernen können.

Elmshorn: Ausstellung zu Kinderarbeit läuft bis Ende Oktober

Die Ausstellung „Kinderarbeit im Fokus – Eine Mission des Fotografen Hartmut Schwarzbach“ läuft bis zum 31. Oktober. Das Industriemuseum, Catharinenstraße 1, ist dienstags bis sonnabends von 14 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags von 11 bis 17 Uhr. Montags ist das Museum geschlossen.

Der Eintritt kostet vier Euro, Kinder haben freien Eintritt. Touren für Schulklassen können beim Museumsservice unter 04121/23 17 00 gebucht werden. Dort sowie auf www.industriemuseum-elmshorn.de gibt es auch weitere Informationen zum Ablauf der Führungen.