Elmshorn. Kulturpreisträgerin Ruth Alice Kosnick hat ein 16 Meter langes Kunstwerk geschaffen. Ein Film erzählt nun die Entstehungsgeschichte.
Sie ist Kulturpreisträgerin, Künstlerin und prägt seit mehr als 25 Jahren das Elmshorner Stadtbild mit ihrer Kunst im öffentlichen Raum. Insofern hat Ruth Alice Kosnick sogar einiges gemeinsam mit ihrem Lieblingsthema, der Krückau. Denn auch der Fluss und die Gezeiten prägen die Stadt.
Sechs Projekte hat Kosnick in Elmshorn bereits zur Krückau realisiert. Zuletzt ein riesiges Mosaik an einer Hauswand in der Elmshorner Innenstadt. Wer durch die Stadt spaziert, dürfte schon das eine oder andere Werk der 62-Jährigen entdeckt haben.
Elmshorns Krückau-Mosaik: So wurde die Idee Wirklichkeit
Ruth Alice Kosnick ist aber nicht nur in ihrem Elmshorner Atelier und in der Stadt aktiv, sondern auch auf YouTube. Dort betreibt sie einen Kanal mit ganzen 28.300 Abonnenten, eine beachtliche Zahl. Auf dem Kanal gibt es Videos zu Kunst mit Materialien aus dem Baumarkt, Tipps zum Thema Gelatine Druck und Anleitungen zu Aquarellmalerei.
Da neueste Video auf Kosnicks Kanal ist aber ein ganz besonderes. Nicht nur ist es ausgesprochen hochwertig produziert, es zeigt zudem die Entstehungsgeschichte von ihres aktuellsten Werkes, des Mosaiks „Lauf der Krückau“. Das Video hat Kosnicks Sohn Aldan Rohlfs gefilmt und produziert.
Elmshorn: Mega-Mosaik misst ganze 16 Meter
16 Meter misst das Werk, es zeigt den Lauf des Flusses von Elmshorn bis zur Mündung. Zehn Kilometer Flusslauf, zusammengefasst in kleinen Steinchen auf einer Hauswand mitten in der Innenstadt Elmshorns. Seit vielen Jahren befasst sich Kosnick mit der Krückau, fast alle ihrer Werke haben einen Bezug zum Fluss.
„Diese Lebendigkeit, die dieser Fluss in die Stadt bringt, das hat mich schon immer fasziniert“, sagt die Künstlerin. Die Hauswand, sie liegt in Ramelows Gang, einer kleinen Stichstraße der Fußgängerzone Königstraße, die direkt zur Krückau führt. Und sie gehört dem Elmshorner Apotheker Jan Henning Staggenborg.
Krückau-Mosaik besteht aus mehr als 9000 einzelnen Steinen
Die Idee für das Mega-Mosaik gärte lange in Ruth Alice Kosnick. Und bis der letzte Stein auf der Wand seinen Platz hatte, war es ein langer Weg. Mit herkömmlichen Mosaiksteinen konnte und wollte sich die Künstlerin nämlich nicht zufrieden geben und begann, eigene Steinchen herzustellen.
Dafür schaffte sie extra einen eigenen Brennofen an, denn jeder Mosaikstein musste gleich zweimal gebrannt werden, bevor er verarbeitet werden kann. „Es hat Wochen gedauert bis ich diese ganzen Fliesen hatte“, sagt Kosnick. Mehr als 9000 Steine hat sie für dieses Projekt modelliert und gebrannt.
Elmshorn: 700 bis 800 Arbeitsstunden flossen ins Mega-Mosaik
Jede einzelne Fliese hat sie von Hand platziert, für die Darstellung der Deiche fertigte sie eigene Spezialwerkzeuge an. Meter für Meter arbeitete sie sich voran, nach dem Aufbringen der Steine folgte das Verfugen und Säubern. Den Abschluss bildete eine Schicht Graffiti-Schutz, damit das Mosaik in seiner ursprünglichen Form nicht verunstaltet wird.
700 bis 800 Arbeitsstunden seien in das Werk geflossen, sagt Kosnick, verteilt über viele Monate. Während des Lockdowns nutzte Kosnick nahezu ihr gesamtes Atelier, um die vielen tausend Fliesen trocknen oder abkühlen zu lassen, berichtet die Künstlerin.
Kosnicks Sohn filmte und produzierte Film über Krückau-Mosaik
Möglich machte das Projekt eine Förderung der Bürgerstiftung Elmshorn, die das Kunstwerk der Bevölkerung praktisch schenkte. Hauptsponsor des nun vorgestellten Videos ist aber die Staggenborg Apotheke, deren Inhaber Kosnick auch die Wand zur Verfügung stellte. Zudem gab es eine Kulturförderung vom Land Schleswig-Holstein.
Die Idee, den Entstehungsprozess des Mosaiks filmisch begleiten zu lassen, habe sie schon früh gehabt, sagt Kosnick. Da passte es ausgesprochen gut, dass ihr Sohn Aldan Rohlfs eine Ausbildung zum Fotografen und Videografen macht.
Elmshorn: YouTube-Video kann per QR-Code vor Ort abgerufen werden
Mehrmals besuchte Rohlfs die Künstlerin in ihrem Atelier, um sie bei der Herstellung der Mosaikfliesen und Vermessung der Kartenabschnitte zu filmen. Auch während der Montage machte Rohlfs Aufnahmen auf der Baustelle. Zudem filmte er bei einer Fahrt entlang der Krückau mit einer Drohe den Fluss bis zum Sperrwerk an der Mündung.
Hinzu kam noch ein Interview mit Apotheker Staggenborg und natürlich mit der Künstlerin selbst, die mit der Krückau im Rücken von ihrem Projekt, der Idee und der Entstehungsgeschichte erzählt. Damit auch Besucher, die das Video vor Ort anschauen wollen, nicht leer ausgehen, wurde nun ein QR-Code auf einer Karte in einem Schaukasten ergänzt.
Elmshorner Künstlerin prägt mit ihrem Krückau-Projekten Elmshorn
Das Mosaik ist das neueste Werk in einer Reihe von Krückau- bzw. Gezeiten-Projekten von Ruth Alice Kosnick. Den Anfang machten 2001 Rückblicktafeln, die historische Fotos der Krückau enthalten. Sie wurden so aufgestellt, dass die Bilder der Blickrichtung der Fotografen entsprechen.
2004 folgten die „Gezeiten-Fische“. Bei dem Werk handelt es sich um einen Wasserstandsanzeiger, der an der Spundwand unterhalb der Wedenkampbrücke angebracht sind. Die Fische aus Unterwasserbeton bilden eine Einheit mit einem Mäander aus Stahl. Bei Ebbe tauchen die Fische auf, bei Flut sind sie unter der Wasseroberfläche.
Krückaubezug und die verheerenden Sturmfluten finden sich im Stadtbild
2013 realisierte Kosnick das Projekte „Sturmflut-Dalben“. Nach der Fertigstellung der Käpten-Jürs-Brücke über die Krückau wurden die Dalben westlich der Klappbrücke aufgestellt. Die zeigen die Hohen der großen Sturmfluten von 1825, 1916, 1962 und 1965 an. 2019 wurden die Dalben erneuert und durch Eichenstämme ersetzt.
Die Sturmfluten waren auch Thema des vierten Projektes, das Kosnick 2014 fertigstellte. In Anlehnung an die historischen Sturmflutmarken entwarf die Künstlerin ähnliche Marken, die aus Bronze gegossen und an der Fassade der Volksbank sowie im Hofbereich des Industriemuseums angebracht wurden.
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Elmshorn: Ruth Alice Kosnick plant viele weitere Krückau-Kunstwerke
Das fünfte Gezeiten-Projekt widmete sich wieder den Fischen. Im Fußweg entlang der Krückau vom Damm bis zum Torhaus am Probstendamm wurden 74 von Hand gegossene Steine eingelassen. Die Pflastersteine zeigen zwölf heimische Fischarten sowie eine Kröte.
2021 entstand dann das Mosaik „Der Lauf der Krückau“, dessen Entstehung nun auch auf YouTube zu sehen ist. Es bildet das bislang letzte Gezeiten-Projekt. Schluss ist aber noch lange nicht. Ruth Alice Kosnick hat noch einige andere Ideen, etwa eine Seehundskulptur, die je nach Wasserstand sichtbar ist – oder eben nicht.