Brande-Hörnerkirchen. Das Headbangers Open Air in Brande-Hörnerkirchen ist entspannter als Wacken. Gerade deshalb pilgern Fans aus ganz Deutschland dorthin.
Es ist frisch angerichtet und bereits ordentlich vorgeglüht, das Headbangers Open-Air-Festival, das in diesem Jahr zum 25. Mal auf der Schierenhöh in Brande-Hörnerkirchen über die Bühne geht.
Seit dem Warm-Up am Mittwochabend heizen die Metal-Bands, die aus aller Welt hierher ins beschauliche 1700 Einwohner kleine Dorf im Nordwesten des Kreises gekommen sind, den rund 1000 Fans trotz des nicht immer festivaltauglichen Wetters ein.
Metal-Open-Air: Familiäres Headbanging in der Pinneberger Pampa
Noch bis Sonnabendabend weit nach Mitternacht sind mehr als ein Dutzend Metal-Bands auf dem abgelegenen Gelände mitten im Nirgendwo zwischen Groß Offenseth-Aspern und Brande-Hörnerkirchen zu sehen und erst recht zu hören.
Ein echtes Highlight des Headbangers dürfte am späten Freitagabend der Auftritt von Phil Campbell sein. Der britische Gitarrist spielte mehr als 30 Jahre bei Motörhead von Lemmy Kilmister, bis zu deren Auflösung vor acht Jahren. Das Konzert beginnt um 22.30 Uhr.
In Brande-Hörnerkirchen findet die „größte Gartenparty der Welt“ statt
Für den Initiator, Begründer und Veranstalter des Headbangers Open Air, Thomas Tegelhütter, ist es „die größte Gartenparty der Welt“. Denn das gesamte Festivalgelände liegt auf seinem Grundstück an der Schierenhöh.
Die Bühne befindet sich direkt vor seiner Terrasse, der Backstage-Bereich ist neben seinem Wohnhaus platziert. Als das Ganze vor knapp 25 Jahren anfing, seien gerade mal 50 Besucher gekommen, erinnert er sich.
Fans des Headbanger Open Air kommen aus ganz Deutschland in den Kreis Pinneberg
Heute strömen die meist schwarz gekleideten, langhaarigen und oft Kutten tragenden Fans, die mit Dutzenden bunten Aufnähern anderer Festivals bestückt sind, aus ganz Deutschland und Skandinavien hierher in die Pinneberger Pampa an der Ölfeldstraße, wo früher tatsächlich mal nach Erdöl gebohrt wurde.
Wie Julian Thinius, der extra aus Erfurt kommt und zum ersten Mal dabei ist. „Das Line-up der Bands hat mir gefallen. Das ist echt der Hammer“, erklärt der 26 Jahre junge Apotheker die weite Anreise.
Wacken ist groß und voll, das Headbanger Open Air gemütlich und familiär
Was Veranstalter Tegelhütter bestätigt. „Das Programm des Headbangers ist hierzulande so nur auf zwei, drei Festivals zu hören.“
Zum Open-Air nach Wacken im Nachbarkreis Dithmarschen, das am Montag beginnt, will der Erfurter aber nicht weiterfahren. „Das ist mir viel zu voll. Ich mag es lieber total entspannt.“
Einige Fans kombinieren Wacken Open Air und das Headbanger Open Air
Das hört der Abendblatt-Reporter an diesem Tag häufiger auf dem kleineren Metal-Festival in Brande-Hörnerkirchen. „Hier ist es schön klein und familiär“, sagt Vivien Rasch, die mit ihrer Freundin Julia Saloustros aus Dortmund angereist ist. „Wacken ist zu kommerziell geworden.“
Andere wie Manuela Feldmaier, die in München lebt, kombinieren die beiden Metal-Festivals im Norden, die meist nacheinander stattfinden. „Ich verbinde das mit einem Besuch an der Ostsee und in Wacken“, sagt die Münchnerin. „Hier beim Headbangers gefällt mir das ganze Drumherum, die tollen Leute und das Familiäre.“
Ticket für das ganze Festival ist für 75 Euro einschließlich Parken und Camping zu haben
So soll es auch gerne bleiben, verspricht Tegelhütter. Er möchte das Headbangers klein und beschaulich halten. Schon allein die Eintrittspreise sind mit 75 Euro fürs ganze Festival einschließlich Parken und Camping und 40 Euro für das Tagesticket nicht besonders hoch.
Auch wenn der Aufwand für die Organisation mit 100 Helfern immer größer geworden sei, erklärt Tegelhütter. „Allein zehn Techniker sorgen für den richtigen Sound auf der Bühne.“
Auch viele Stände mit allem, was die Metal-Herz begehrt, gehören zum Festival dazu
Zum Drumherum des Headbangers gehören neben den Ständen mit regionalem Bierausschank, Pizza, Wurst und Kräuterbrot auch die Anbieter von wichtigen Accessoires der Metaller. Da bringen etwa Händler aus Norderstedt Felle von Schafen, Rentieren und Füchsen sowie Kettenhemden mit.
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Laura und Sulyvan Schmidt sind mit ihrem Tattoo Studio wieder aus Düsseldorf angereist. Das mittelalterliche Hörnerfest vor ein paar Wochen an selber Stelle habe sie auf den Geschmack gebracht. „Hier ist es ein bisschen kleiner und entspannter und sehr familiär“, sagt Laura. Die Besucher ließen sich für etwa 50 Euro gerne „ein kleines Mitbringsel“ in die Haut stechen.
Am Stand gegenüber ist es etwas martialischer. Eine Händlerin aus Elmshorn hat jede Menge alte und historische Schwerter, Säbel und Dolche mitgebracht, die in jedem Fantasy- oder Ritterfilm mitwirken könnten. Das teuerste Stück der sehenswerten Sammlung kostet 400 Euro.
Metal-Open-Air: Familiäres Headbanging auf einer Wiese mitten im Nirgendwo
Und auch die Bands scheinen das friedliche kleine Metal-Festival im Nordwesten des Kreises zu genießen. So lief die Band „Jet Jaguar“ aus dem fernen Mexiko ganz entspannt und locker gut eine Stunde vor ihrem Auftritt über das Gelände. „Wir sind zum ersten Mal hier“, sagte Sänger Maxx Mendoza. „Nächste Woche spielen wir auch in Wacken.“