Pinneberg. Eine Woche lang übernachten die Klimaaktivisten auf dem Platz der Kinderrechte. Heute Nachmittag startet ihre Fahrraddemo durch die Stadt.
Emily Brötje (15) und Louise Oberquelle (15) aus dem Kreis Pinneberg reicht es – zumindest, wenn es um den Zustand des Klimas geht. Die beiden Gymnasiasten sind Mitglieder bei Fridays for Future Pinneberg und veranstalten mit einigen anderen Mitstreitern das vierte Pinneberger Klimacamp auf dem Platz der Kinderrechte in der Kreisstadt.
Seit gestern bis einschließlich Donnerstag, 3. August, wollen die jungen Leute auf aktuelle Missstände rund um das Thema Klima und ihre Forderungen dazu aufmerksam machen. Geplant ist ein vielseitiges Programm, an dem auch Interessierte teilnehmen können.
Fridays for Future: Campen für das Klima in Pinneberg – das sind die Ziele
„Unsere Hauptforderung ist, dass Pinneberg wirklich 2035 klimaneutral wird. Beschlossen wurde das zumindest“, sagt Emily Brötje, seit eineinhalb Jahren Mitglied bei Fridays for Future.
Doch auch der Erhalt des Drosteiparks in seiner jetzigen Form liegen Emily und Louise, die seit einem Jahr bei der Organisation Mitglied ist, sehr am Herzen.
Pinneberger Klimacamp: Erhalt des Drosteiparks liegt den Aktiven am Herzen
„Der Drosteipark soll im Stil der Barockzeit umgestaltet werden. Die schöne große Grünfläche soll in kleine Quadrate aufgeteilt werden und wegen der Angsträume soll ein Teil des Unterholzes gerodet werden“, so Louise. Und sie ergänzt: „Wir sind damit nicht einverstanden.“
Geht es um das Thema Veloroute durch die Kreisstadt, haben die jungen Leute auch eine ganz klare Meinung: „Die beiden Velorouten sind aus unserer Sicht gefährlich. Wir würden uns eine sichere und gut ausgebaute Veloroute bis nach Hamburg wünschen“, so die Beiden weiter
Klimacamp: Organisatoren fordern vernünftige Velorouten und sichere Radwege
Ähnlich sieht das ihr Mitstreiter Arik Mertins (20): „Die Velorouten sind ja ohne wirkliche Bedeutung und nur nette Vorschläge zum Entlangfahren. Was wir brauchen, sind heile Radwege, die auch Kapazitäten für Hauptverkehrszeiten haben. Erst mit einer passenden Infrastruktur wird Fahrrad fahren wirklich für die Mehrheit attraktiv“, ist sich Mertins sicher.
Auch in einem weiteren Punkt sind sich Emily, Louise und Arik einig: „Das Erhalten von Bäumen, Wäldern und Mooren ist essenziell für die CO2-Bildung und damit für unsere Umwelt.“
Dass ihnen das Themen Klimaschutz und Klimawandel wirklich am Herzen liegen und nicht nur eine hippe Angelegenheit sind, merkt man etwa Emily und Louise an, wenn sie von ihren Erfahrungen im Alltag berichten.
Klimacamp in Pinneberg: Aktivisten wollen mit den Bürgern ins Gespräch kommen
„Wir werden dann gerne mal als Ökos dargestellt und uns wird unterstellt, dass wir nach Demos im Porsche abgeholt werden“, so Emily, deren Eltern Thomas und Sandra Brötje nicht nur beim Aufbau des Camps in Pinneberg am Donnerstag mithalfen, sondern die nach eigener Aussage „auch sehr stolz auf Emily“ sind.
Beim Klimacamp im vergangenen Jahr in der Kreisstadt, so sagt Emily, hätten sie sich gegen Böller- und Steinewerfer wehren müssen. „Das geht aus unserer Sicht zu weit“, so Emily weiter.
Austausch mit der Politik beim Klimacamp: Nur die SPD hat zugesagt
Es gäbe aber auch eine Vielzahl an Menschen, die die jungen Leute ansprechen und ganz sachlich mit ihnen diskutieren. „Wir müssen ja nicht alle einer Meinung sein und freuen uns auf konstruktive Gespräche und können auch Kritik vertragen“, sagt Emily.
Apropos Gespräche: Sichtlich enttäuscht zeigen sich die Fridays for Future-Mitstreiter, dass sie allen politischen Parteien in der Kreisstadt eine Einladung für ihren politischen Austausch am Sonnabend, 29. Juli, von 14 bis 16 Uhr geschickt haben. Zugesagt hat bisher nur ein Vertreter der SPD. „Das finden wir sehr schade“, so Emily.
Ebenso schade finden die jungen Leute, dass sie oftmals mit der „Letzten Generation“ in einen Topf geworfen werden: „Wir sind zwar solidarisch mit der ‘Letzten Generation’, haben ähnliche Ziele, kämpfen miteinander, aber mit unterschiedlichen Mitteln“, so Emily und Louise. Besonders wichtig ist ihnen, „dass beim Kampf für das Klima Gewalt keine Lösung ist.“
Egal wie das Wetter wird – Klimaaktivisten übernachten im Stoffzelt vor der Drostei
Sieben Tage und Nächte wird der Platz der Kinderrechte in unmittelbarer Nähe zur Landdrostei für Emily, Louise, Arik und die anderen Mitstreiter ihr Zuhause auf Zeit sein. „Egal wie das Wetter ist“, so die Drei.
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Die Klimaaktivisten übernachten übrigens alle in diesem Jahr in einem schwarzen Stoffzelt. Im vorigen Jahr wäre ihr Engagement von dem ein oder anderen Besucher in Frage gestellt worden, da sie unter einem Plastikzelt geschlafen hätten. „Das machen wir bei diesem Camp jetzt anders. Wir brauchen keinen Komfort“, so Emily und Louise.
Klimacamp in Pinneberg: Fahrraddemo durch die Stadt am Freitagnachmittag
Die Mitglieder des Klimacamps freuen sich auf zahlreiche Interessierte und eine hoffentlich rege Teilnahme an ihrem Rahmenprogramm, das von der Fahrraddemo am heutigen Freitag von 15 bis 17 Uhr über einen Poetry Slam am Sonnabendabend um 19 Uhr bis hin zu einer Fahrradtour mit Moorführung am Donnerstag, 3. August, reicht.
Die heutige Fahrraddemo beginnt um 15 Uhr mit einer Auftaktkundgebung auf dem Platz der Kinderrechte. Daran wird sich der Fahrradkorso durch das Stadtgebiet anschließen. Polizisten des Reviers Pinneberg begleiten die Versammlung, es kann zu Verkehrseinschränkungen kommen.