Kreis Pinneberg. Trockenheit und Dürre führen zu mehr Vegetationsbränden. So bereitet sich die Feuerwehr im Kreis Pinneberg auf die Gefahr vor.
In Jüterborg (Brandenburg) gelang es den Einsatzkräften erst nach Tagen, einen Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz zu löschen. Im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns kämpften Feuerwehrleute gegen zwei große Waldbrände, ein Dorf musste evakuiert werden. Im Landkreis Cloppenburg brachen im Moor der Molberger Dose binnen einer Woche mehrere Brände aus. Zum Glück hatten die Wehren ihre Schläuche noch nicht wieder eingepackt, so konnten die Löscharbeiten sofort beginnen.
Anhaltende Dürreperioden lassen auch in Schleswig-Holstein, dem waldärmsten Bundesland, die Wahrscheinlichkeit für Vegetationsbrände steigen. Wie sind Feuerwehren im Kreis Pinneberg auf die durch den Klimawandel verursachten Herausforderungen vorbereitet? Nachgefragt bei Wido Schön, dem Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Quickborn.
Kreis Pinneberg: Wenn das Moor brennt, kann nur ARGO der Feuerwehr helfen
„Die Lage wird dramatischer. Es ist sowas von trocken, wir haben extreme Gefahren“, warnt Schön. Das Einsatzgebiet seiner Wehr umfasst mit dem Himmelmoor und dem Holmmoor gleich zwei besonders gefährdete Bereiche. Die Bekämpfung von Moorbränden gilt als besonders schwer, weil das Feuer tief ins Erdreich eindringen, unter der Oberfläche schwelen und sich dort auch ausdehnen kann.
Bei einem Brand im Moor gibts drei Probleme. „Man kommt schwer hin, das gilt besonders im Gebiet Holmmoor. Normale Löschfahrzeuge sind nicht geeignet.“ Dann muss noch Löschwasser herangeschafft werden. „Das geht meist nur mit langen Schlauchleitungen.“ Dritte Schwierigkeit: Die Einsatzkräfte müssen wissen, wo genau im Moor es brennt. „Dort gibts ja keine Straßennamen, man braucht genaue Ortskenntnis.“
Feuerwehr: In Quickborn gibt es die „Sondergruppe Vegetationsbekämpfung“
„Vegetationsbrandbekämpfung ist eine besondere Herausforderung“, sagt der Quickborner Wehrführer, „ich weise schon seit Jahren auf das Thema hin.“ Bereits 2016 gründete Wido Schön bei der Feuerwehr Quickborn die „Sondergruppe Vegetationsbrandbekämpfung“. Deren inzwischen rund 20 Mitglieder kümmern sich neben den Standardaufgaben speziell um diese Brandbekämpfung und die Eigenschaften der Vegetationsflächen.
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Derzeit verfügt die Quickborn Wehr über kein richtiges geländegängiges Fahrzeug. „Einzige Ausnahme bildet der gerade neu beschaffte ARGO, ein Amphibienfahrzeug“, sagt Schön. Allerdings werde gerade an einer EU-weiten Ausschreibung für ein Tanklöschfahrzeug für Vegetationsbrandbekämpfung gearbeitet. Noch in diesem Jahr soll die Ausschreibung veröffentlicht werden. Wehrführer Schön rechnet mit einer Lieferzeit von zwei Jahren und Kosten von 500.000 Euro.
Wehrführer: „Kreis muss sich intensiver mit dem Klimawandel beschäftigen“
Im Gespräch sind auch die Anschaffung von spezieller Einsatzschutzbekleidung und einer leistungsstarken Drohne. Finanzieren muss die Ausrüstung und das Gerät die Stadt Quickborn. Größere Streitigkeiten deswegen erwartet Wido Schön nicht: „Bei Politik und Verwaltung hat das Thema Sicherheit eine sehr hohe Priorität.“
Fazit des Quickborner Wehrführers: „Aus meiner Sicht müssen wir uns im Kreis Pinneberg, und ich spreche hier naturgemäß in erster Linie über Quickborn, noch viel intensiver mit dem Klimawandel beschäftigen, weitere spezielle Ausstattung beschaffen und Ausbildung vorantreiben.“
Schleswig-Holstein: Land will 52 neue, geländegängige Fahrzeuge anschaffen
Das Land Schleswig-Holstein will bis 2024 insgesamt 52 neue, geländegängige Fahrzeuge für den Katastrophenschutz anschaffen. Kosten: rund 16 Millionen Euro. „41 dieser Fahrzeuge wurden bereits übergeben, die nächste Auslieferung ist für den frühen Herbst vorgesehen“, teilt Tim Radtke, Sprecher des Innenministeriums, mit.
„Die Fahrzeuge des Typs LF20 KatS SH bilden die Grundausstattung der Brandschutzbereitschaften des Katastrophenschutzes in Schleswig-Holstein und sind in einer ganzen Reihe von Schadensfällen einsetzbar.“ Sie können auch im Tagesdienst der Feuerwehren vor Ort jederzeit eingesetzt werden.
Feuerwehr: Sechs Millionen für neue Tanklöschfahrzeuge
Außerdem beabsichtigt das Land, bis 2027 für insgesamt fünf bis sechs Millionen Euro Tanklöschfahrzeuge in drei Modulen anzuschaffen. Ein Modul umfasst drei Tanklöschfahrzeuge sowie die für Waldbrandbekämpfung notwendige Ausrüstung für jeweils eine Brandschutzbereitschaften.
„Ansonsten haben sich die Wehren auf Kreis- beziehungsweise Landesebene schon lange mit dem Klimawandel auseinandergesetzt und oftmals schon ihr Fahrzeugkonzept auf die neue Lage um- beziehungsweise eingestellt“, sagt Landesbrandmeister Frank Homrich.