Pinneberg/Segeberg. Eine spezielle Bepflanzung kann Gartenbesitzern helfen, mit den veränderten Bedingungen zurechtzukommen. Das raten Experten.
Nicht nur der Mensch leidet unter den Folgen des Klimawandels. Auch der Garten hat mit der aktuell extremen Trockenheit und Hitze ordentlich zu kämpfen – auch wenn es in der Nacht zu Mittwoch in der Region ordentlich geregnet hat.
Das bedeutet, dass Gartenbesitzer umdenken müssen, denn: Eine spezielle Bepflanzung kann helfen, mit den veränderten Bedingungen zurechtzukommen. Trockenliebende Zierpflanzen gedeihen in sonnigen Gartenbereichen prächtig – auch ohne regelmäßige Bewässerung. Lavendel, Steppensalbei, Katzenminze, Hohe Fetthenne sowie Haus- und Dachwurz zählen beispielsweise dazu. Die zum Teil sukkulenten, sprich saftreichen Pflanzen, können in ihren dicken, fleischigen Blättern Wasser speichern und so längere Trockenzeiten überstehen. Das spart Zeit, Ressourcen und Geld!
Klimawandel: Trockenheit und Dürre – so kommt Ihr Garten über die Runden
Und doch kommen auch sie nicht ohne Wasser aus. Wann und wie sollte man also gießen? „Wenn der Standort wirklich trocken ist, empfehle ich täglich“, sagt Volker Tiedemann (51), Garten- und Landschaftsgärtner im Arboretum in Ellerhoop. Jedoch nicht mehrfach täglich, sondern nur einmal. Und zwar anhaltend und kräftig. So könne der Boden das Wasser bis in die volle Tiefe aufnehmen. Am besten sollte frühmorgens oder spätabends gegossen werden, denn wer seine Pflanzen in der prallen Sonne gieße, der riskiere, dass das Wasser schon in der Sonne verdunstet, bevor es die Pflanzen aufnehmen.
„Außerdem kann es bei Sonne und Hitze durch die aufliegenden Wassertropfen an Blättern und Blüten zu heftigen Verbrennungen kommen. Idealerweise bodennah gießen“, rät der Experte und betont: „Am liebsten von unten dicht an der Pflanze gießen. Das Wasser kann so direkt eindringen und die Pflanzenwurzeln mit Wasser versorgen.“
Tipp: Sorgen Sie für eine gute Krümelstruktur im Boden
Außerdem wichtig: Den Boden regelmäßig aufhaken. Das erzeugt eine gute Krümelstruktur – und die ist wichtig. So sickert das Wasser leichter in den Boden und verbleibt auch dort. Ein aufgelockerter Boden bewirkt, so Tiedemann, dass sein sogenanntes Kapillarsystem, eine Art Kanalnetz, unterbrochen wird. Bei einem verdichteten Boden hingegen steigt durch die Kapillarwirkung das Wasser nach oben und verdunstet.
Und was machen Gartenbesitzer mit Beerensträuchern und Gemüsepflanzen, bevor die Vögel Geschmack daran finden? Ganz einfach: In Netze einpacken!
Die richtige Rasenpflege bei Hitze und Trockenheit
Grünflächen regelmäßig mähen und pflegen. So bilden sich keine braunen oder kahlen Stellen. Schneiden Sie die Grashalme bei großer Hitze nicht zu kurz ab. Beim ersten Schnitt nie mehr als ein Drittel der Blattfläche. Fünf bis sechs Zentimeter Rasenhöhe ist in dieser Zeit ideal. So trocknen die Halme weniger aus.
Tiedemann: „Zur Pflege gehört jetzt, den Rasen ausreichend und regelmäßig zu bewässern. Vor allem, wenn für einen längeren Zeitraum kein Niederschlag erwartet wird. Bewässern und pflegen Sie Ihren Rasen nicht genug, können die Gräser, die zu 90 Prozent aus Wasser bestehen, absterben. Stets frühmorgens oder in den späten Abendstunden bewässern.“ Pro Quadratmeter benötigt der Rasen durchschnittlich 15 bis 20 Liter Wasser, das rund 15 Zentimeter in den Boden eindringen sollte. Wichtig: Ein- bis zweimal pro Woche zu bewässern reicht völlig aus. Ist der Rasen zu nass, droht ein Pilzbefall.
Und was mache ich mit meinen Rosen?
Rosen sind echte Sonnenkinder. Auch Hitze und Trockenheit machen ihnen nichts aus. Sind Trockenheit oder Sonneneinstrahlung jedoch zu stark, dann haben auch sie ihre Herausforderungen. Deshalb gilt: Reichlich und durchdringend gießen. In der Regel reicht es alle zwei bis drei Tage, sagt Gärtnermeister Gerd Kuhlmann (62) vom Jenkel-Wilstedter Gartenbau in Tangstedt. Wer seine Rosen im Frühjahr gedüngt hat, könne das noch einmal wiederholen, wenn die erste Blüte durch und rausgeschnitten ist.
Achtung vor Spinnmilben! Sie lieben heißes, trockenes Wetter. Diese winzigen orangeroten Spinnentiere sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen und vermehren sich rasend schnell. Die Rosen regelmäßig darauf kontrollieren, rät der Fachmann. Vorbeugend ab und zu mal abbrausen. Haben sich die Schädlinge bereits breitgemacht, ein Pflanzenschutzmittel einsetzen.
Rosen sind wichtige Pollenspender
Rosen können das gesamte Jahre über gepflanzt werden. Wer im Herbst pflanzt, hat den Vorteil, dass die Rosen einen Vorsprung in der Wurzelbildung haben und heiße Sommer besser überstehen können. Doch: Jetzt im blühenden Zustand zu pflanzen, aktiviert und erfreut die Sinne.
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„Es gibt immer noch viele duftende Rosen“, sagt Kuhlmann. Und auch unter ihnen eine Auswahl an insektenfreundlichen Sorten. Rosen sind wichtige Pollenspender, so die Deutsche Rosengesellschaft, denn die Pollen liefern die notwendige Eiweißnahrung auch für die Versorgung junger Insekten. Je länger sich die Blütezeit einer Sorte hinzieht, desto wertvoller ist sie für Bienen und Hummeln.
Reine Schottergärten sind in Schleswig-Holstein nicht zulässig
Schottergärten sind vielerorts beliebt. Sie gelten im Vergleich zum Vorgarten mit Blumen und Sträuchern als weniger arbeitsintensiv, vor allem bei großer Hitze. In den meisten Bundesländern, so auch in Schleswig-Holstein, sind reine Schottergärten mittlerweile allerdings verboten.
Schotter hat, so der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), viele ökologische Nachteile: Insekten, Vögel und andere Gartentiere finden weder Nahrung noch Lebensraum. Regelmäßiges Reinigen ist nötig – der Einsatz von Laubbläsern und Hochdruckreinigern kostet Energie und schädigt Kleinlebewesen. Die Steine heizen sich im Sommer stark auf – und das Wasser kann gar nicht oder nur schwer versickern.
Nabu: Alpine Steingärten sind eine gute Alternative
Eine Alternative, so der Nabu, bieten unter anderem Pflanzungen in Form von Kiesgärten nach alpinem Vorbild. Die Pflanzen benötigen wenig Nährstoffe. Deshalb wird nach Abtragen der Schotterfläche zusätzlich zu feinem Kies noch Sand in den Boden eingearbeitet. So entsteht eine Drainage, die Wasserstau vermeidet. Eine hügelige Gestaltung und der ein oder andere Findling, so der Nabu weiter, verschönern das Konzept. Etwas Humus hilft den Pflanzen beim Anwachsen, ist später jedoch nicht mehr nötig.
Geeignet sind laut Naturschutzbund Pflanzen mit wenig Anspruch an Nährstoffen und Wasser wie Dost, Gräser, Thymian, Sedumarten und weitere Steingartenpflanzen. Sie geben Insekten Nahrung, breiten sich aber nicht übermäßig aus. Botanische Gärten bieten, so der Nabu, Inspiration rund um alpine Steingärten.