Quickborn. Jahrelang auf eine Kleingartenparzelle warten – das ist nicht immer so. Warum es bei dieser Quickbornerin ganz schnell ging.
- 22 Bewerber auf der Warteliste und jedes Jahr werden nur null bis vier Kleingärten neu vergeben.
- Das Kleingartenleben ist gut durchorganisiert, nur an Personal fehlt es oft.
- Die Quickbornerin Martina Schulze ist glücklich mit ihrer Parzelle – und hat schon viele Pläne.
Die Eltern von Martina Schulze verkaufen altersbedingt ihr Haus mit Garten. Bisher hatte Martina Schulze deren Garten mitgenutzt, sich so gut es ging darum gekümmert. „Ich hätte auch ein schlechtes Gewissen, wenn meine Mutter in ihrem Alter noch im Garten arbeiten müsste“, so Schulze. Nun sei es bald weg. Ihre Eltern, beide über 80, würden in ein Seniorenheim umziehen. „Da ich weiterhin einen Garten haben möchte, habe ich mich entschieden, zum Quickborner Kleingartenverein zu gehen.“ Nun sei sie auch näher an ihren Erdbeeren, sagt sie.
An diesem Tag unterzeichnet sie einen Pachtvertrag für eine 300 Quadratmeter große Gartenparzelle in Quickborn. Vor drei Monaten hatte sie sich in die Warteliste des Vereins eingetragen. Mit viel Glück hat sie nun nach der eher kurzen Zeit schon ihr Traumgärtchen gefunden. „Im Moment haben wir 22 Bewerber auf der Warteliste. Jedes Jahr vergeben wir in etwa null bis vier freigewordene Gartenparzellen an neue Bewerber“, sagt der Vorsitzende des Quickborner Kleingartenvereins, Uwe Heyn. „Der große Andrang, der mit Corona aufkam, hat noch nicht abgenommen.“
Zwischen dem Kleingarten und dem Pächter muss der Funken überspringen
Das klingt nun erst mal nach einer jahrelangen Wartezeit, doch der Fall von Martina Schulze beweist – es dauert nicht immer so lange: „Das kann unter Umständen auch ganz schnell gehen – schließlich müssen Garten und Pächter zusammenpassen“, erklärt Heyn. So gebe es „tausend Gründe“, warum zwischen Garten und Pächter der entscheidende Funke ausbleiben könne. Je nach Parzelle seien beispielsweise die Kosten für den Pächter höher oder niedriger, der Garten zu klein, zu groß oder er passe aus einem anderen Grund nicht. „Da kann es schon sein, dass man sich durch sechs oder sieben Bewerber durchtelefoniert, bis man den richtigen Bewerber gefunden hat“, so Heyn.
Bei der 51-jährigen Martina Schulze ist es so gewesen. Sie sei sehr glücklich, nun einen eigenen Kleingarten zu haben. Mit ihren zwei Kindern, 17 und 18 Jahre alt, wohne sie in Quickborn und habe zu Hause leider keine Grünfläche. „Ich freue mich, hier mal etwas Ruhe zu finden“, sagt sie. Sie hat das Grundstück für eine Ablösesumme von knapp mehr als 2700 Euro von der Vorpächterin übernommen.
Jeder Busch, jede Pflanze und jeder Gegenstand will bezahlt sein
„In die Ablösesumme fällt alles hinein, was auf dem Grundstück noch von Wert ist – das Gartenhaus, der Zaun, aber auch jeder Busch und jede Pflanze hat ihren Preis“, erklärt Vorsitzender Heyn. Dafür gebe es eine lange Liste vom Landesverband der Kleingärtner Schleswig-Holstein. „Hier ist der Preis für jeden Gegenstand und jede Pflanze genau festgelegt.
Die teuersten Pflanzen im Sortiment sind laut Preisliste verschiedene Ahornbäume, da können je nach Größe und Zustand schon mal mehr als 70 Euro fällig werden, die meisten Gewächse jedoch kosten um die zehn Euro oder weniger. Mit einem Restwert von mehr als 2000 Euro schlägt das Gartenhaus zu Buche. Zusätzlich muss die Pächterin in Zukunft einmal im Jahr 21 Cent pro Quadratmeter an Pacht bezahlen – und je nach Verbrauch natürlich Strom- und Wasserkosten.
Während vorige und jetzige Pächterin noch letzte Details besprechen, gibt Vorsitzender Uwe Heyn ein paar Einblicke in seine Arbeit und den Verein. Er selbst ist nicht nur Vorsitzender des Quickborner Vereins. „Ich bin auch Vorsitzender des Kreisverbandes und Beisitzer im Landesverband“, sagt er. Bei den Kleingartenvereinen sei es üblich, mehrere Positionen gleichzeitig innezuhaben. „Wir suchen beispielsweise schon seit ungefähr zehn Jahren einen neuen Kassenwart – solange wir keinen haben, macht das eben der Vorstand.“
Heyn lässt in Quickborn Gnade vor Recht ergehen
So übt Heyn neben seinen Hauptaufgaben auch viele Nebentätigkeiten aus. Eine seiner wichtigsten Hauptaufgaben: Die Einhaltung der Satzung. „Jedes Jahr machen wir einen Rundgang, um zu schauen, ob sich alle an die Regeln halten. Dieses Jahr haben wir nach zu hohen Bäumen gesucht“, so Heyn. Kein Baum dürfe höher als 3,50 Meter sein. „Wenn er zu hoch ist, wirft er zu viel Schatten auch auf die Nachbargrundstücke, dann wächst unter Umständen deren Gemüse oder Obst nicht mehr“, erläutert der Vorstand die Regel.
Auch gebe es viele Pflanzen, die nicht erlaubt seien. „Hier zum Beispiel, dieser Tannenbaum. Tannen sind bei uns nicht erlaubt. Das sind einfach keine schönen Pflanzen.“ Oft lasse man aber auch alle Fünf gerade sein. „Wir sind ein freundlicher Gartenverein, sage ich immer“, so Heyn. „Es gibt auch Gartenvereine, die sind deutlich strenger.“ Der Mann mit der Tanne habe den Baum dort gepflanzt, um zu Weihnachten einen Weihnachtsbaum „ernten“ zu können. „Dann ist der Baum ja auch wieder weg, das ist schon in Ordnung“, sagt Heyn.
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Der typische Kleingärtner ist heute ein anderer als noch vor zehn Jahren
Kleingartenvereine seien heute alle überlaufen, lange Wartelisten seien die Normalität, sagt Heyn. „Vor zwölf oder dreizehn Jahren war das noch anders“, erinnert sich der 70-Jährige. Schon seit 20 Jahren ist er im Kleingartenverein. „Damals hat man noch um Bewerber gerungen, viele Parzellen standen leer.“ Heute seien alle 86 Parzellen durchgehend belegt. Auch das Klientel habe sich geändert. Heute kämen viel mehr junge Familien zu ihnen in den Verein. „Es tollen immer mehr Kinder durch unsere Gärten, das finde ich super – das sind die Gärtner von morgen“, sagt Heyn. Früher seien es vor allem kinderlose Paare gewesen, die sich für einen Kleingarten interessierten.
Auch gebe es heute viel mehr unterschiedliche Nationalitäten in den Kleingärten. „Wir haben auch einen Integrationsgarten, den führen wir zusammen mit dem Diakonischen Werk West/Südholstein“, so Heyn. Die Diakonie habe hier eine Parzelle gepachtet, sie in vier kleine Parzellen unterteilt und an Geflüchtete verteilt. „Eigentlich verbietet unsere Satzung die Unterverpachtung von Pächtern zu Pächtern. Aber wir haben uns dafür eingesetzt und machen hier eine Ausnahme.“ Er sei sehr zufrieden damit, wie das laufe.
Viele Pläne, viel Arbeit und eine Einladung
Auch die neue Pächterin ist sehr zufrieden, wie alles gelaufen ist – und hat schon konkrete Pläne. „Hier in die Ecke kommt ein Gewächshaus, direkt daneben ein Feld zum Anbauen von Obst und Gemüse “, so Schulze. Geplant seien die Allzeitschlager, Erd- und Stachelbeeren und Zucchini. „Ja, und Salat, ich bin eine Salat-Tante“, sagt sie. „Ganz besonders freue ich mich aber auf meinen Rosenbogen am Weg und die Weinreben, die ich am Außenbereich meiner Gartenhütte anpflanzen möchte“, so die angehende Kleingärtnerin. Auf der steinernen Terrasse der Gartenhütte solle ein Entspannungsbereich entstehen. Mit Grillplatz und Sonnenliege.
So sehr wie sie sich auf die Ruhe und Entspannung freue, freue sie sich natürlich auch auf die soziale Komponente der Kleingärtnerei. „Ich bin froh, wenn ich in Ruhe der Gärtnerei nachgehen kann – freue mich aber auch über jeden, den ich hier treffe“, so Schulze. Gerade am Anfang werde sie auch viel auf andere Gärten schauen, um sich inspirieren zu lassen. Sozial, das sollte jeder Kleingartenbewerber sein, zumindest ein wenig. „Jedes Mitglied muss pro Jahr elf Gemeinschaftsstunden verrichten“, so Chef Heyn. Außerdem gelte es, wie zu Hause auch, den Weg vor dem eigenen Grundstück sauber und ordentlich zu halten.
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Schulzes größte Sorge: „Es ist natürlich eine Umstellung. Ich muss schauen wie ich die Gärtnerei in mein Leben integriere. Jetzt am Anfang werde ich wahrscheinlich jede freie Minute hier verbringen“, sagt Schulze. Wie lange es dauere, bis alles fertig sei, wisse sie nicht. Lachend sagt sie „Fünf Jahre? Nein, keine Ahnung – komm doch nächstes Jahr noch mal vorbei!“