Pinneberg. Vor einem Jahr übernahm Gesine Keßler-Mohr die Leitung der Volkshochschule. Was sich seitdem in Pinneberg geändert hat.

Der Internetauftritt der Volkshochschule Pinneberg ist neu konzipiert, Anmeldungen erfolgen nun online. Das sah vor einiger Zeit noch ganz anders aus. „Als ich hier anfing, meldeten sich die Kursteilnehmer noch schriftlich mit Kärtchen an“, sagt Gesine Keßler-Mohr. Das war ziemlich genau vor einem Jahr. „Seitdem hat sich viel geändert.“

Die VHS Pinneberg ist auf Facebook und Instagram präsent, das Programmheft hat einen neuen Look. Eine neue Beschilderung weist den Weg in die VHS. Auch die Räumlichkeiten wurden und werden modernisiert, mit neuen Möbeln und moderner Technik ausgestattet. „Wir haben mehrere Tablet-Koffer angeschafft, die in Fremdsprachen- und Kreativkursen eingesetzt werden. Das kommt bei den Teilnehmern gut an“, sagt Gesine Keßler-Mohr.

VHS Pinneberg will Kinder und Jugendliche erreichen

Der Bereich Junge VHS, der sich an Kinder und Jugendliche richtet, wächst. „Wir konnten für diesen Bereich eine neue Kollegin einstellen“, sagt Gesine Keßler-Mohr. Eine Investition in die Zukunft der VHS. „Im Herbstsemester bieten wir ihnen Kurse mit Virtuell Reality-Brillen, Mandalamalen und Selbstverteidigung für Mädchen an.“ Es soll eine Fahrradreparaturwerkstatt für Kinder geben. Langfristig soll in den Grundfächer wie Mathe, Deutsch und Englisch Nachhilfe angeboten werden. „Die Schulen haben einen Riesenbedarf signalisiert“, sagt sie.

Auch der Bereich Umweltbildung und Nachhaltigkeit soll ausgebaut werden. Geplant sind Exkursionen, Vorträge und Filmvorführungen mit anschließenden Diskussionen zu dem Thema. „Wir werden mit Vereinen und Initiativen vor Ort kooperieren“, sagt die 48-Jährige, die in Hamburg-Iserbrook lebt und gern mit dem Rad zu Arbeit pendelt.

Volkshochschule Pinneberg konnte neue Dozenten gewinnen

Was die Teilnehmerzahlen betrifft, hat die VHS Pinneberg ihr Vor-Corona-Niveau zwar noch nicht wieder erreicht. „Aber das Frühjahrssemester war klasse. Die Leute sind hungrig auf Treffen vor Ort“, sagt Gesine Keßler-Mohr. Was weniger Resonanz findet, seien die Online-Formate.

Allein im Frühjahrssemester 2023 gab es mehr als 3200 Anmeldungen von etwa 1900 Personen für die insgesamt 321 Kurse. Davon waren 70 Prozent Frauen. „Zum Vergleich: 2019, im letzten Frühjahrssemester vor Corona, hatten wir rund 4700 Kursanmeldungen bei 339 Kursen, das heißt die Anzahl der Kurse ist wieder ähnlich hoch, aber die Kurse finden nach Corona durchschnittlich mit weniger Teilnehmenden statt“, sagt Gesine Keßler-Mohr.

Auch eine Auswirkung der Pandemie: Viele freie Dozenten haben sich umorientiert. „Es ist uns gelungen, einige neue Kursleiter zu bekommen, freuen uns aber über weitere Bewerbungen“, sagt sie. Im Herbst konnte eine Dozentin gewonnen werden, die zwei Pilzwanderungen anbietet. „Das ist gar nicht so einfach, jemanden zu finden. Es gibt in Schleswig-Holstein nur zwölf Pilzsachverständige.“ Auch Türkisch und Schwedisch kann dank neuer Dozenten wieder angeboten werden.

VHS Pinneberg erhöht Kursgebühren um bis zu 25 Prozent

Um die Dozenten zu halten, wurde das Honorar von 19 auf 22 Euro pro Unterrichtseinheit (45 Minuten) erhöht. Seit 2016 gab es keine Anhebung mehr. „Das ist immer noch auf einem niedrigen Niveau“, sagt Gesine Keßler-Mohr. Um die höheren Honorare finanzieren zu können, müssen die Teilnehmergebühren erhöht werden. Die Kurse werden zwischen 15 bis 25 Prozent teurer. Das betrifft vor allem Kleingruppenangebote und Bildungsurlaube.

Die Personalkosten sind auch der mit Abstand größte Ausgabenfaktor. Von rund 1,5 Millionen Euro, welche die VHS Pinneberg im Jahr 2022 ausgegeben hat, sind 1,13 Millionen Euro Honorar- und Personalkosten. Bislang decken die Einnahmen die Ausgaben – auch dank der großen Unterstützung durch die Stadt Pinneberg, die einen jährlichen Zuschuss von 318.000 Euro gewährt.

Kaum Geld für Volkshochschulen vom Land Schleswig-Holstein

Zum Vergleich: Vom Land Schleswig-Holstein kommen gerade einmal 52.000 Euro. „Davon kann ich noch nicht einmal das Jahresgehalt einer Festangestellten bezahlen“, sagt Gesine Keßler-Mohr. Von denen gibt es 14. Hinzu kommen Kosten für rund 100 aktive freie Dozenten. Schleswig-Holstein ist mit seiner Pro-Kopf-Ausgabe für Erwachsenenbildung im bundesweiten Vergleich das Schlusslicht. Weniger Geld gibt keine anderes Land für Volkshochschulen aus.

Ungebrochen hoch ist die Nachfrage an Deutschkursen für Geflüchtete. Im Herbst sind alle Kurse schon wieder voll. Neue können erst wieder im Januar angeboten werden. „Es gibt kaum noch andere Anbieter für Deutsch als Fremdsprache, weil es finanziell nicht auskömmlich ist“, sagt Gesine Keßler-Mohr. Ein Monopol, auf das sie gern verzichten würde.

VHS Pinneberg: Wünsche werden gern berücksichtigt

Auch wenn finanziell keine großen Sprünge möglich sind, macht Gesine Keßler-Mohr die Arbeit großen Spaß. „Es gibt viele Möglichkeiten zu gestalten und viele Menschen, die sich engagieren“, sagt sie. Das neue Programm ist online bereits abrufbar. Die Hefte erscheinen im August. Wer im umfangreichen Programm etwas vermisst, kann seinen Wunsch auch direkt dem VHS-Team übermitteln.