Kreis Pinneberg. Leitstelle im Kreis Pinneberg stockt wegen des Sturms am Mittwochnachmittag die Besatzung auf. Polizei und Feuerwehr sind alarmiert.
Es ist ein deutlicher Appell: Leitstelle, Polizei, THW und die Feuerwehren im Kreis Pinneberg rüsten sich mit aufgestockten Teams und eindringlichen Warnungen an die Bevölkerung für das Sturmtief, das an diesem Mittwochnachmittag über den Norden ziehen soll. Wegen des erwarteten Sturmfeldes bereiten sich alle Leitstellen in Schleswig-Holstein auf ein bedrohliches Szenario vor, wie die Kooperative Regionalleitstelle West in Elmshorn am Mittwochmorgen mitteilte. Auch das Landwirtschaftsministerium des Landes warnt vor dem Betreten der Wälder.
Demnach werden in den Nachmittagsstunden und am Abend starke Unwetter mit orkanartigen Böen erwartet. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Windgeschwindigkeiten zwischen 110 und 130 km/h, Gewittern und der Gefahr von Starkregen mit 20 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. „Ein anspruchsvolles Szenario“, so die Leitstelle in ihrer Mitteilung.
Wetter Pinneberg: Orkan und Unwetter – Retter erwarten bedrohliches Szenario
Aus diesem Grund sei die personelle Besetzung der Leitstelle West für die Notrufbearbeitung über die 112 mehr als verdreifacht worden. Zusätzlich ist eine Koordinierungsgruppe eingerichtet, die mit den Führungskräften der Kreise Dithmarschen, Segeberg, Steinburg und Pinneberg, der Feuerwehr, dem THW und dem Rettungsdienst sowie der Landes- und Bundespolizei besetzt ist.
Auch der Landesbrandmeister und Kreiswehrführer Pinneberg, Frank Homrich, wird die Lage aus diesem Gremium heraus beobachten und situativ bewerten. Insgesamt werden in der Elmshorner Agnes-Karll-Allee bis zu 50 Einsatzkräfte für das Einsatzmanagement in der Region eingesetzt.
Sturmtief: Schützen Sie sich und andere – diese Tipps gibt die Leitstelle
Die Elmshorner Leitstelle mahnt zudem zu richtigem Verhalten bei Unwettern, es wird eine „große Zahl von Notrufen“ erwartet, die strukturiert bearbeitet werden soll. Bürger werden deshalb gebeten, zuhause zu bleiben und die Notrufleitungen während eines Unwetters für Notfälle und die Meldung von lebensbedrohlichen Notfallsituationen frei zu halten.
Sturmschäden, von denen keine akute Gefahr ausgehe, sollten möglichst erst nach Ende des Sturms gemeldet werden. Gefahrenstellen, Sturmschäden und Notfälle, bei denen dringende Hilfe benötigt wird, sollten Betroffene indes unter der Notrufnummer 112 melden.
Orkan: Retter erwarten eine „Vielzahl eingehender Notrufe“
Es könne wegen der Vielzahl gleichzeitig eingehender Anrufe zu einer automatischen Warteschlage kommen, die abgewartet werden sollte. Bedeutet: Nicht auflegen – eine erneute Anwahl führt dazu, dass die Warteschlange von vorn beginnt.
Anrufer werden zudem aufgefordert, durch Tastendruck eine drohende oder bestehende Lebensgefahr für Menschen zu kennzeichnen. Das sollte beispielsweise passieren, wenn ein medizinischer Notfall vorliegt, Feuer ausgebrochen ist oder Personen in Autos eingeschlossen sind.
Einsätze sollen nach Dringlichkeit abgearbeitet werden
Einsätze bei Unwetterschäden würden nach Priorität und Dringlichkeit an die Einsatzkräfte der Feuerwehr weitergeleitet. Es könne dazu kommen, dass nicht jeder Einsatz nach wenigen Minuten durch die Feuerwehr abgearbeitet werden kann. Menschenrettung und akute Gefahren haben Vorrang.
Bürger sollten heute gefährliche Bereiche wie Wälder und Alleen „unbedingt meiden“, so die Leitstelle. Dies gilt auch für die Zeit nach dem Sturm, wenn Bäume um- oder Äste herabfallen können. Außerdem sollten Privatpersonen sich nicht unnötig gefährden, etwa durch eigene Hilfsmaßnahmen. Genügend Abstand zu Gebäuden wegen herabfallender Dachziegel wird empfohlen. Zumal auch abgerissene Stromleitungen zur Gefahr werden können.
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Schon vor dem Sturm sollten Gegenstände auf Terrassen, Balkonen und in Gärten gesichert werden. Es empfehle sich, alle Türen und Fenster zu schließen. Beim Öffnen von Türen und Toren während des Unwetters sollte „heftiger“ Ausschlag bedacht werden.
Auch Fahrzeuge sollten vorausschauend und sicher abgestellt werden. „Parken Sie Ihr Fahrzeug nicht in der Nähe von Häusern oder hohen Bäumen“, rät die Leitstelle. Garagen oder Freiflächen seien die bessere Wahl. Dabei sollten allerdings auch drohende Gefahren durch Überflutungen im Auge behalten werden.
Ministerium warnt eindringlich vor dem Betreten der Wälder – aus diesen Gründen
Auch das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) des Landes Schleswig-Holstein warnt wegen des Sturms, während und einige Tage nach dem windreichen Tief die Wälder nicht zu betreten. Es bestehe die Gefahr von umstürzenden Bäumen und herabfallenden Ästen.
„Die Bäume stehen in voller Belaubung, sodass die Gefahr von umkippenden Bäumen und herabfallenden Ästen deutlich erhöht ist. Zahlreiche Bäume sind durch die vergangenen Dürrejahre und den Borkenkäferbefall geschädigt“, so das Ministerium in seiner Warnung.
In Verbindung mit der angekündigten Sturmwetterlage sei mit herausbrechenden Ästen und umstürzenden Bäumen zu rechnen. Die Gefahr dafür bleibt auch nach dem Sturm bestehen. Oft fallen angebrochene Bäume erst später um und in den Baumkronen verkeilte Äste lösen sich noch.
Mit Bäumen versperrte Waldwege seien für Rettungskräfte nicht passierbar und müssen erst aufwendig freigeräumt werden. Das Ministerium appelliert deshalb, auf den Waldbesuch in den nächsten Tagen zu verzichten, um sich und bei einem Notfall die Rettungskräfte nicht in Gefahr zu bringen.