Schenefeld. In einem Lehrgang werden junge Leute zu Spielleitern beim Pokern ausgebildet. Welche Voraussetzungen Dealer mitbringen müssen.
Pokerfreunde auf der ganzen Welt wissen es: Vom 3. bis 17. Juli findet am Las Vegas Strip im Horseshoe Paris Las Vegas das 54. Main Event der World Series of Poker statt, die inoffizielle Poker-Weltmeisterschaft. Wer mitspielen möchte, muss gut bei Kasse sein. Der Buy-in beträgt 10.000 US Dollar. Im vergangenen Jahr traten mehr als 8600 Spielerinnen und Spieler an, diesmal sollen es noch mehr werden.
Gepokert wird auch im Casino Schenefeld, die Spielbank Schleswig-Holstein GmbH hat 1997 im Stadtzentrum Schenefeld eine Filiale eröffnet. Dort, im Einkaufszentrum, ist alles zwei, drei Nummern kleiner als in Las Vegas. So umfasst die von Donnerstag bis Sonntag, 6. bis 9. Juli, anstehende „Monstertour“ zwei große Turniere, an denen 80 sowie 120 Spieler mitmachen können. Buy-in: jeweils 500 + 50 Euro, ein mehrfaches Wiedereinkaufen ins Turnier ist aber möglich. Angeboten werden im Casino auch täglich sogenannte Cashgames, bei denen Spieler – anders als bei Turnieren – jederzeit einsteigen oder sich ihre Chips ausbezahlen und den Tisch verlassen können.
Pokern: Cooler Studentenjob – Casino Schenefeld bildet Dealer aus
Wie bei vielen Spielen gilt auch beim Poker: Ohne Spielleiter geht es nicht. Für den geordneten Ablauf sorgen vom Casino eingesetzte „Dealer“. Sie verteilen die Karten und kümmern sich um die Einhaltung der Regeln: In welcher Reihenfolge sind die Spieler an der Reihe? Wann muss der Spieleinsatz erhöht werden? Um wie viel darf er erhöht werden?
Dealer müssen perfekt mit den Spielkarten und den Spielchips umgehen können, stets den Überblick behalten, auch in stressigen Momenten, Talent im Umgang mit Menschen und mathematisches Verständnis besitzen. Gar nicht so einfach. Deswegen wird ein Dealer auch nach etwa 60 Minuten am Tisch ausgetauscht, dann übernimmt ein Kollege.
Casino Schenefeld: Nach bestandener Prüfung starten Dealer mit 15 Euro Stundenlohn
Im Casino Schenefeld werden, wie auch in den anderen drei Casinos in Schleswig-Holstein, Studenten zu Poker-Dealern ausgebildet. In einer 14-tägigen intensiven Schulung werden sie für den anspruchsvollen Job fit gemacht. Nach bestandener Prüfung starten Dealer mit 15 Euro Stundenlohn, das Casino bietet einen Anstellungsvertrag als Poker-Dealer in Teilzeit, maximal 20 Stunden pro Woche. Außerdem gibt’s eine Einstiegsprämie in Höhe von 500 Euro. Dafür muss abends, nachts bis 3 Uhr sowie am Wochenende gearbeitet werden.
Die aktuelle Schulungsgruppe hatte anfangs elf Teilnehmer, jetzt, einen Tag vor dem Abschluss, sind noch sieben übrig, darunter auch Elias (19) und Helena (33).
Studentin Helena: „Vom Pokern hatte ich keine Ahnung, das war absolut neu für mich.“
„Vom Pokern hatte ich keine Ahnung, das war absolut neu für mich“, gibt die ausgebildete Krankenschwester, die jetzt Wirtschaftspsychologie studiert, offen zu. Warum ist die Arbeit Poker-Dealer reizvoll? „Sie ist international, ich könnte damit auch in Australien arbeiten.“
Elias, der anders als Helena, die fast um die Ecke beim Casino wohnt, täglich aus Buchholz in der Nordheide nach Schenefeld anreist, hat sich direkt nach dem Abitur für die Schulung angemeldet. Jetzt möchte er in Hamburg Physik studieren. Den Dealer-Job findet er „sehr cool.“ Er freut sich auf die Herausforderung, auch wenn Pokern für ihn weitgehend Neuland war.
Teilnehmer lernen zunächst klassische Pokervariante Texas Hold‘em No Limit
„Nichts vom Pokern zu wissen, bedeutet keinen Nachteil“, sagt Schulungsleiter Essan El Beltagy. Er muss es wissen, mehr Erfahrung in der Ausbildung von Poker-Dealern hat wohl keiner. „Mehr als 1000 Leute habe ich bestimmt schon geschult“, schätzt El Beltagy, der auf über 30 Berufsjahre zurückblicken kann und 2019 die erstmals ausgetragene schleswig-holsteinische Dealer-Meisterschaft gewann. Zuerst bringt El Beltagy den Teilnehmern immer die klassische Pokervariante Texas Hold‘em No Limit bei. Wenn die sitzt, kommen auch Pot Limit Omaha und Ultimate Texas Hold‘em an die Reihe.
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Wie stehen die Chancen, dass Helena und Elias die Abschlussprüfung bestehen und das Casino Schenefeld beide als neue Mitarbeiter begrüßen kann? Dazu will Schulungsleiter El Beltagy nichts sagen, doch er lächelt. Scheint gar nicht so schlecht auszusehen.
Pokern: Mehr Glücks- als Geschicklichkeitsspiel
Über die Frage, ob Poker als Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel anzusehen ist, gibt es unter Juristen unterschiedliche Meinungen. Die bei Pokerturnieren bevorzugt gespielte Variante Texas Hold’em enthält sowohl Zufalls- als auch Geschicklichkeitselemente. Dennoch wird Poker aktuell als Glücksspiel eingestuft, weil die Zufallselemente bei der Gewinnentscheidung überwiegen. Abzustellen sei auf den Durchschnittsspieler, nicht auf den Pokerprofi.