Quickborn. Das Unternehmen Dihse ist Teil der Recup-Familie und produziert wiederverwertbare Behälter für 21.000 Betriebe. Wie es dazu kam.
Ein Unternehmen in Quickborn spielt eine maßgebliche Rolle bei der Vermeidung von Plastikmüll. Die Firma Dihse produziert mit ihren 30 Beschäftigten an der Franz-Liszt-Straße Kunststoffschalen aus Hartplastik (Polypropylen), die in Gaststätten, Kantinen, Burger-Läden und Supermärkten für Salate und kleine Speisen zum Mitnehmen verwendet werden können.
Fast zwei Millionen Stück hat das Unternehmen bereits für den Branchen-Marktführer im Mehrweg-Gebrauch Recup produziert. Und eine halbe Million weiterer solcher wiederverwertbaren Plastikschüsseln habe Dihse für einen der großen Lebensmittelkonzerne hergestellt, der sie in seinen Märkten an der Salatbar anbiete, sagt Firmenchef Peter Schmitt.
Pfandsystem: Kampf gegen den Plastikmüll – mit „Rebowls“ aus Quickborn
Eine neue gesetzliche Vorschrift hat zum Jahreswechsel diesen Markt für Pfand- oder Mehrweg-Behältnisse enorm angeheizt. Seit dem 1. Januar sind EU-weit alle Restaurants, Cafés, Bäckereien, Fastfood-Ketten, Cateringunternehmen und der Lebensmitteleinzelhandel verpflichtet, für ihre Getränke und Speisen zum Mitnehmen auch ein Pfand- oder Mehrwegsystem anzubieten. Damit sollen die 350.000 Tonnen Plastikmüll eingedämmt werden, die allein hierzulande für Einweggeschirr und Wegwerfbehälter anfallen.
Da der einzelne Gastronomiebetrieb meistens nicht selbst in der Lage ist, ein solches Pfand-System aus dem Boden zu stampfen, bedient dieser sich Anbietern, die das bereits tun. Und dazu gehört das Unternehmen Recup mit Sitz in München, das mit seinen knapp 100 Mitarbeitenden bereits 21.000 Partnerbetriebe in ganz Deutschland mit ihren Pfandbechern und ihren Plastikschalen made in Quickborn, die sie Rebowls nennen, versorgen.
Recups und Rebowls kosten einen Euro Pfand
„Wir sind stark am Wachsen. Seit Januar haben wir allein durch das Mehrwegpflicht-Gesetz auch für Speisen 5000 neue Kunden hinzugewonnen“, sagt Recup-Sprecherin Simona Dunsche bei einem Vor-Ort-Besuch im Quickborner Herstellungsbetrieb Dihse.
In allen diesen Gastro-Partner-Geschäften würden nun die Kaffeebecher für einen Euro Pfand und die Rebowls zum Mitnehmen der Speisen für fünf Euro Pfand ausgegeben. Die Kunden, die darin ihre Getränke oder Speisen mitgenommen haben, um sie unterwegs oder zu Hause zu verzehren, können sie dann in allen angeschlossenen 21.000 Betrieben wieder abgeben und sich das Pfandgeld auszahlen lassen, erklärt die Recup-Sprecherin den Ablauf.
Pfandsystem: Im Kreis Pinneberg machen etwa 100 Geschäfte mit
Auf der Internetseite des Unternehmens (www.recup.de) kann der Verbraucher auf einer interaktiven Deutschlandkarte den Laden ausmachen, der in seiner Nähe diese mintgrünen Becher oder Schalen wieder zurücknimmt. In Hamburg gebe es bereits etwa 900 solcher Annahmestellen.
Am Firmensitz in München seien es rund 1400 und im Kreis Pinneberg etwa 100 Geschäfte. „Wir sind bundesweit Marktführer auf diesem Gebiet“, sagt Simona Dunsche. Etwa jeder fünfte Mehrweg-Becher oder -Schale trage die Recup- oder Rebowl-Aufschrift. Ein Becher könnte etwa 1000-mal, eine Plastikschale 500-mal wiederverwendet werden.
Recups und Rebowls: Imagegewinn und weniger Kosten für die Verpackung
Auch für die Systempartner in der Gastronomie zahle sich die Kooperation aus, betont die Recup-Sprecherin. „Für die Gastronomiebetriebe lohnt es sich bereits ab dem zwölften To-Go-Getränk oder dem sechsten Take-Away-Gericht am Tag. Ab hier sind Einwegverpackungen für sie teurer.“ Hinzu komme der Imagegewinn für den Betrieb, der auf diese Weise sein Umweltbewusstsein offen zeige und seinen Kunden signalisiere, selbst etwas für die Vermeidung von Plastikmüll zu tun.
Bereits große Ketten und Konzerne nutzten das Recup-Angebot, erklärt Simona Dunsche. Dazu gehörten die Fastfood-Kette Burger King, die Tankstellen von Aral, der schwedische Möbelkonzern Ikea und der Automobilhersteller BMW, die dieses Mehrwegsystem in ihren Filialen und Kantinen anbieten. So könnte beispielsweise ein Urlauber, der sein Auto in München vollgetankt hat und dabei einen Becher Kaffee oder Pommes in der Mehrweg-Plastikschale für die Fahrt mitgenommen hat, diese Behälter beispielsweise wieder an der Tankstelle in Rellingen abgeben.
Quickborn: Schalen eignen sich für Salate, Torten, Pommes, Burger oder anderes
In den Rebowls-Schalen, die nun in Quickborn angefertigt werden, können alle möglichen Speisen transportiert werden: Salate, Torten, Pommes, Burger oder andere kleine Leckereien. Die Schalen lassen sich zudem mit Plastikdeckeln verschließen, die mit kleinen Lüftungsschlitzen versehen sind, um die darin zu transportierenden Speisen länger frisch zu halten.
In Quickborn werden bei der Firma Dihse die Recup-Bowls vollautomatisch hergestellt. „Alle sechs Sekunden produzieren unsere Maschinen eine solche Schale, bis zu 6000 am Tag“, erklärt Geschäftsführer Schmitt. Eigentlich produziert sein Unternehmen schon seit vielen Jahren für die Luftfahrtindustrie wie Airbus oder Boeing bestimmte Blenden und Sichtschutzteile aus Kunststoff. Auch die Werkzeuge dafür würden selbst angefertigt, so der Firmenchef. Das Geschäft mit den Mehrwegbehältern sei nun hinzugekommen.
Anteil der Mehrweg-Behälter macht gerade einmal ein Prozent aus
Die Geschäftsbeziehung München – Quickborn stellte ein weiterer Anbieter in diesem stark wachsenden Recyclingmarkt her. Das Unternehmen Crafting-Future in Hannover bietet interessierten Unternehmen eigene Mehrweglösungen an, die bis zur Gestaltung der Behältnisse reichen, erklärt deren Geschäftsführer Jan Patzer. Für die habe Dihse bereits weiße Salatschalen für Edeka produziert, erklärt Schmitt. Und so sei er mit Recup schnell in Kontakt gekommen und handelseinig geworden.
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Auch wenn der Umweltgedanke inzwischen viele Menschen und die Wirtschaft hierzulande überzeugt haben mag – richtig durchgedrungen sei er noch lange nicht, erklärt Crafting-Future-Chef Patzer. „Der Anteil der Mehrweg-Behälter macht gerade einmal ein Prozent aus. 99 Prozent sind immer noch Einweggeschirr.“ Es gebe also noch reichlich zu tun, um den Plastikmüll hierzulande entscheidend zu reduzieren.