Elmshorn. Die Kulturpreisträgerin Ruth Alice Kosnick realisiert ihr fünftes Gezeiten-Projekt. Die Steine werden an der Krückau verlegt.

Die Kröte ist am beliebtesten. „Sie kommt aber nur einmal vor“, sagt Ruth Alice Kosnick. Gleich danach kommt der Hecht. Die Künstlerin steht in ihrem Atelier und verteilt Lose an die Käufer, die sich am Montagnachmittag einen persönlichen Stein aussuchen wollen. Sie haben zuvor einen „Fisch-Stein“ bei der Elmshorner Kulturpreisträgerin erworben. Auf dem Los steht eine Nummer. Sie bestimmt, wer zuerst seinen Favoriten aus den zwölf Fischarten, die in der Krückau vorkommen, und eben einer Kröte wählen darf. Denn von jeder Art wird nur eine bestimmte Anzahl verlegt. So gibt es die Doppelsteine mit Hecht und Aal jeweils nur dreimal.

Das Krückau-Projekt „Fisch-Steine“ geht damit in die vorletzte Runde. „Insgesamt wurden 53 Steine durch den Verkauf der Elmshorn-Becher von Imke Stotz erworben und weitere 15 durch den Kauf direkt bei mir“, sagt Ruth Alice Kosnick, der im Februar der Kulturpreis der Stadt Elmshorn verliehen wurde. Die 68 Steine liegen in ihrem Atelier und warten auf den Einbau.

Wer nicht da war, konnte trotzdem an Fisch-Wahl teilnehmen

Die Kröte ist das beliebteste Motiv.
Die Kröte ist das beliebteste Motiv. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Illustratorin Imke Stotz darf sich allerdings vor allen anderen einen Stein aussuchen. Ihre Wahl fällt auf die Meerforelle. „Der Fisch, den mein Mann am häufigsten fängt“, sagt sie. Die Rathausmitarbeiterin hat mit ihren selbst entworfenen Elmshorn-Kaffeebecher den Verkauf der Fisch-Steine stark unterstützt. Für sechs Becher gab es einen Stein. „Ich komme aus Eckernförde, wo es im Hafen solche Steine gibt“, begründet Imke Stotz ihr Engagement. „Aber diese hier finde ich noch viel schöner.“

Alle Käufer, die am Montag nicht persönlich bei der Verlosung im Atelier dabei waren, konnten dennoch an der großen Fisch-Wahl teilnehmen. Sie schrieben die Namen der drei Fisch-Steine, die sie favorisieren, per E-Mail an Ruth Alice Kosnick. Die Nummern wurden dann mit in den Lostopf gegeben. So kann jeder Käufer „seinen Stein“ später in der Pflasterung wiederfinden.

Die Steine werden auf dem Weg entlang der Krückau zwischen Wedenkampbrücke und Ramelows Gang in die vorhandene Pflasterung eingesetzt. „Ob wirklich alle Steine auf dieser Strecke liegen werden oder einige noch anderswo, kann ich erst vor Ort entscheiden, wenn ich die genaue Verteilung vornehme“, sagt Kosnick. Der städtische Betriebshof wird diese Arbeiten übernehmen und wahrscheinlich im August die Steine verlegen.

Steine sind alle von Hand gefertigte Unikate

Güster
Güster © Anne Dewitz | Anne Dewitz

„Ich wollte eigentlich schon im Frühjahr mit dem Projekt fertig sein“, sagt die Künstlerin. Doch die ersten Entwürfe verwarf sie, weil das Profil zu erhaben war und damit zur Stolperfalle wurde. Dann hörte der Latex-Lieferant auf, und sie musste einen neuen finden. Und dann kam auch noch ein großer Auftrag von der Bundesgartenschau rein.

Die Steine sind alle von Hand gefertigte Unikate aus Beton. Je nachdem, wie stark die Sonne darauf scheint oder sie betreten werden, wird sich ihre Patina noch ändern“, sagt die 58-Jährige.

Außer den „Fisch-Steinen“ hat sie bisher vier weitere Teilprojekte aus dem Gezeiten-Projekt realisiert: die „Rückblick-Tafeln“ (2001) in der Innenstadt, die „Gezeiten-Fische“ (2004) an der Wedenkampbrücke und am Industriemuseum, die „Sturmflut-Dalben“ (2013) am Hafenplatz und „Sturmflutmarken“ (2014) an der Königstraße. Viele weitere Projekte für Elmshorn schlummern seit Jahren in ihrer Schublade. Sie tragen Namen wie „Schottenführungen“, „Pegelgeländer“, „Mondphasenkreis“, „Lauf der Krückau“, „Seehundsbank“ oder „Tidenhubrelief“. Als die Kunstkommission Kiel einen Wettbewerb für Kunst im öffentlichen Raum ausschreibt, entwickelt sie 1998 die Idee für einen Gezeiten-Park für Elmshorn. Als sie vor 25 Jahren nach Elmshorn zog, fiel ihr sofort der stiefmütterliche Umgang mit der Krückau auf. „Dort stand eine Parkbank mit dem Rücken zur Krückau“, sagt Ruth Alice Kosnick. „Ich wollte die Tidenabhängigkeit der Krückau, die durch die Innenstadt fließt und früher die Lebensader der Stadt darstellte, wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit holen.“

Kosnick hat auch zwei Kunstverfahren entwickelt – „Wortnetze“ und „Verwobenes“. Für Ersteres formt sie Worte mithilfe einer Heizklebepistole, die durch Rost und Patina vergänglich wirken. Im zweiten Verfahren zerschneidet sie ihre Bilder und verwebt sie neu. Kunst-Atelier: Wer noch privat einen Fisch-Stein erwerben möchte, kann ihn bei Ruth Alice Kosnick für 30 Euro bestellen. Sie gibt auch Kurse vom Porträtzeichnen über Acrylmalerei bis hin zu Drucken mit Gelatine. Kontakt unter 04121/461 93 74, ruthalice@web.de. Weitere Infos unter www.ruthalice-kosnick.de