Uetersen. Wird der Ossenpadd zur Einbahnstraße? Politik wollte die Meinung der Anlieger hören – und das wünschen sich nun die Uetersener.

Der Ossenpadd ist zwar eine der wichtigsten Verkehrsachsen in Uetersen, aber gewachsen ist er dem hohen Verkehrsaufkommen nicht. Die Fahrbahn ist marode, die Leitungen unterhalb müssen saniert werden. Insbesondere der Schwerlastverkehr ist eine massive Belastung. Für die Fahrbahn, aber auch für die Anwohnerinnen und Anwohner.

Klar ist: Der Ossenpadd muss saniert werden und zwar dringend. Mindestens 7,2 Millionen Euro wird das Projekt die Stadt kosten. Der Beschluss, dass die Straße saniert werden soll, ist schon lange gefallen. Auch die Frage, ob die Anwohnerinnen und Anwohner für den Ausbau und die Sanierung zahlen müssen, ist mittlerweile geklärt.

„Nicht akzeptabel“: Kritik an Plänen für Umbau des Ossenpadd

Die Uetersener Ratsversammlung stimmte in ihrer Sitzung Anfang Mai nach langer Diskussion mehrheitlich dafür, die Straßenausbaubeiträge abzuschaffen und die Straßenausbausatzung der Stadt rückwirkend zum 1. Januar 2021 zu ändern. Die Kosten wird also voraussichtlich die Stadt tragen. Bleibt die Frage nach dem Wie. Und die ist weiterhin offen.

Eine Entscheidung haben die Mitglieder des Bau- und Verkehrsausschusses vorerst vertagt. Im Raum stehen zwei Planungsvarianten, die vom Planungsbüro Lenk+Rauchfuß erarbeitet wurden. Die Grünen brachten zudem eine dritte Variante ins Spiel, die vorsieht, den Ossenpadd zu einer Einbahnstraße und Tempo-30-Zone zu machen. Klar ist schon jetzt, dass wohl nicht alle Wünsche erfüllt werden können.

Ossenpadd: Uetersener Politik will Meinung der Anlieger hören

Wichtig ist – das wurde schon früh während der Planungen klar –, dass die Bürgerinnen und Bürger bei dem Riesenprojekt mitgenommen werden. Mit der Abschaffung der Straßenausbaubeiträge wurde zumindest der erste Schritt in diese Richtung getan.

Allerdings wollte die Uetersener Politik auch die Meinung der Anliegerinnen und Anlieger hören und wissen, welche der Planungsvarianten sie bevorzugen. Im März wurde deshalb beschlossen, die Bürgerinnen und Bürger in der Verkehrsausschusssitzung anzuhören. Dies wurde auch von vielen Menschen wahrgenommen. Wer nicht kommen konnte, hatte die Möglichkeit, sich schriftlich zu äußern.

Uetersener sprechen sich für Einbahnstraßenregelung aus

Und diese wurde rege genutzt. Ergebnis: Viele Anliegerinnen und Anlieger befürworten die Einrichtung einer Einbahnstraße. Eine Einbahnstraßenregelung könnte zumindest eines der Probleme beim Ausbau des Ossenpadd lösen. Denn die Straße ist zu schmal, müsste verbreitert werden, um einen gefahrlosen gegenläufigen Verkehr möglich zu machen und ausreichend Platz für Fußgänger und Radfahrer zu bieten.

Eine Verbreiterung funktioniert aber nur, wenn entweder der Baumbestand oder die Parkbuchten am Straßenrand weichen. Oder beides. Und diese Aussichten sorgen bei vielen Anwohnerinnen und Anwohnern für Ärger und Unverständnis. Das geht aus den Stellungnahmen der Anliegerinnen und Anlieger zum Ossenpadd-Ausbau hervor.

Unternehmen fordern Erhalt des Baumbestandes am Ossenpadd

So teilt der Kirchengemeinderat der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde mit Sitz am Ossenpadd mit, die Einbahnstraßenregelung zu bevorzugen. So könnten Parkplätze und Platanen erhalten werden und es gäbe ausreichend Platz für eine Radfahrerspur.

Das Unternehmen Oemeta, das ebenfalls am Ossenpadd ansässig ist, teilt mit, dass die Instandhaltung der Straße im Interesse der Firma liege, sieht aber keine Notwendigkeit für eine Verbreiterung der Fahrbahn. „Wir würden es insbesondere begrüßen, wenn der gewachsene Baumbestand am Ossenpadd möglichst weitgehend erhalten bleibt“, heißt es aus der Oemeta-Geschäftsführung.

Ossenpadd: Planungsvarianten für viele Anwohner nicht akzeptabel

Der Erhalt der Bäume und der Parkplätze treibt auch viele private Anliegerinnen und Anlieger um. So schreibt eine Person in einer Stellungnahme an die Verwaltung: „Dass man in Zeiten der Klimakrise und immer heißeren Sommern darüber nachdenkt, eine Allee zum Vorteil des Autoverkehrs platt zu machen, verstehen wir Anwohner in keinster Weise.“

Eine andere Person findet es „völlig unverständlich, wie man heutzutage den Naturschutz derart missachten kann. Wir haben Angst, durch die fehlenden Bäume und die Abgase der Fahrzeuge krank zu werden.“ Beide Planungsvarianten seien für die Anwohner nicht akzeptabel, heißt es in der Stellungnahme.

Einbahnstraßenregelung für Ossenpadd hat nicht nur Vorteile

Allerdings, das wurde bereits schnell deutlich, ist die von den Befragten bevorzugte Einrichtung einer Einbahnstraße alles andere als einfach. Das Planungsbüro PGT Umwelt und Verkehr GmbH stellte dazu fest, dass eine Einbahnstraßenregelung auch zahlreiche negative Folgen hätte und rät von einer solchen ab.

Eine Einrichtung des Ossenpadd als Einbahnstraße würde zu vermehrten Schleichverkehren führen, auch im Umfeld der Grundschule Birkenallee, der Geschwister-Scholl-Schule sowie des Kindergartens. Zudem hätte dies Auswirkungen auf den Verkehrsfluss an Knotenpunkten.

Einbahnstraße aus „verkehrsplanerischer Sicht“ nicht empfehlenswert

Auch der Radverkehr würde von einer solchen Regelung laut PGT nicht profitieren. Eine radverkehrsgerechte Führung durch die Einbahnstraße in Gegenrichtung werde nicht empfohlen. Zudem fielen auch bei dieser Führungsform die Stellplätze und Bäume weg, heißt es vom Planungsbüro. Der ÖPNV leide unter einer solchen Regelung, der Linienverlauf müsste geprüft und gegebenenfalls neugeplant werden.

Und auch unter Gesichtspunkten der Umweltverträglichkeit sei die Einbahnstraßenregelung kritisch zu sehen, da sich die Fahrtwege teilweise verlängerten, so die Einschätzung von PGT. Fazit: Aus verkehrsplanerischer Sicht sei die Einrichtung einer Einbahnstraße im Ossenpadd nicht zu empfehlen. Zudem müsste eine solche Maßnahme von der zuständigen Kreisverkehrbehörde genehmigt werden.

Uetersen: Rund 7000 Fahrzeuge nutzen den Ossenpadd täglich

Laut PGT Umwelt und Verkehr liegt die Verkehrsbelastung des Ossenpadd bei rund 7000 Fahrzeugen pro Tag, in den Spitzenstunden sind es 400 Fahrzeuge pro Stunde, viele davon Lkw. Und auch aus den Einlassungen der Bürgerinnen und Bürger wird deutlich, dass es sich nicht um eine ruhige Wohnstraße handelt.

„Seit vielen Jahren leiden wir unter dem nicht abreißenden Verkehrsstrom – insbesondere dem Schwerlastverkehr – dem Lärm und den Autoabgasen“, schreibt jemand an die Verwaltung. „Der Ossenpadd ist keine beschauliche Wohnstraße sondern eine Hauptverbindung für den Durchgangsverkehr.“

Der Ossenpadd in Uetersen ist marode und muss dringend saniert werden. Auch die Leitungen unter der Straße müssen erneuert werden. Pläne sehen vor, die Fahrbahn zu verbreitern, doch das würde bedeuteten, dass viele Bäume und die Parkbuchten verschwinden. Viele Anwohner wünschen sich eine Einbahnstraßenregelung.
Der Ossenpadd in Uetersen ist marode und muss dringend saniert werden. Auch die Leitungen unter der Straße müssen erneuert werden. Pläne sehen vor, die Fahrbahn zu verbreitern, doch das würde bedeuteten, dass viele Bäume und die Parkbuchten verschwinden. Viele Anwohner wünschen sich eine Einbahnstraßenregelung. © Anne Dewitz

Anwohner fühlen sich bei der Planung nicht berücksichtigt

Genau das ist aus Sicht des Planungsbüros einer der Gründe, die gegen die Einrichtung einer Einbahnstraße sprechen. Die Planer empfehlen daher, die Straße als „normale“ Stadtstraße mit einer Fahrbahnbreite von etwa sechs Metern auszubauen. Bei der Umgestaltung sollte vorrangig auf die Anforderungen für Anlieger und den Fußverkehr geachtet werden.

Die kommen einigen Uetersenerinnen und Uetersenern bei den Planungen ohnehin zu kurz: „In keiner Ausführung, mit keinem Satz, wird an die Anwohner, an die Menschen, die hier wohnen gedacht. Ihnen scheint entgangen zu sein, dass Menschen hier ihr Zuhause haben“, schreibt eine Person an die Stadt.

Uetersener Politik vertagt Entscheidung über den Ossenpadd

Eine Entscheidung, wie der Ossenpadd um- bzw. ausgebaut wird, steht noch aus. Und wird sich wohl auch noch etwas hinziehen. SPD und Grüne hatten sich zwar für die von den Bürgerinnen und Bürgern bevorzugten Einbahnstraßenlösung stark gemacht und entsprechende Anträge eingebracht. Die Bäume sollten erhalten bleiben, so die Forderungen der Fraktionen.

Dass es noch keine Entscheidung gibt, bedeutet aber auch, dass der Kostenrahmen für das Projekt Ossenpadd noch nicht feststeht. Dieser kann erst final beziffert werden, wenn klar ist, welche Variante geplant werden soll. Allerdings wird die Entscheidung wohl auch nicht in der kommenden Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses getroffen.

Ossenpadd: Politik will auch Anwohner der Nebenstraßen anhören

Denn der Termin am Donnerstag, 13. Juli, (19 Uhr im Rathaus) soll dafür genutzt werden, auch die Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gewerbebetriebe der angrenzenden Straßen, namentlich Alsenstraße, Birkenallee, Esinger Steinweg, Ernst-Behrens-Allee und Heinrich-Schröder-Straße, zu befragen. Zumindest in dieser Sache waren sich die Politikerinnen und Politiker einig.

Außerdem sollen zur Prüfung der Option Einbahnstraße Kosten und Möglichkeiten für eine Verkehrsleitplanung ermittelt werden. Die ist Grundlage dafür, dass die Verkehrsbehörde des Kreises überhaupt über eine Einbahnstraßenregelung entscheiden kann.

Uetersener Grüne rufen zur Fahrraddemonstration auf

Die Uetersener Grünen wollen das Thema den Bürgerinnen und Bürger am Freitag, 16. Juni, mit einer Fahrraddemo noch einmal ins Gedächtnis rufen. Gemeinsam mit dem Hamburger Greenpeace-Arbeitskreis Team50Plus radeln sie vom Rathaus über Berliner Straße und Jahnstraße, Alstenstraße und Tornescher Weg zum Ossenpadd.

Anschließend soll es über Kleiner Sand, Großer Wulffhagen und Seminarstraße zum Cäcilie-Bleeker-Park. Treffpunkt ist um 13.45 Uhr vor dem Rathaus an der Wassermühlenstraße. Los geht es dann um 14 Uhr. Gegen 15.30 Uhr soll die Veranstaltung beendet sein.

Uetersen: Situation am Ossenpadd für Fußgänger und Radfahrer „katastrophal“

Wie auch viele Anwohnerinnen und Anwohner plädieren die Grünen für einen Umbau, der den Fokus nicht auf den Auto- und Lkw-Verkehr legt. Sie fordern vielmehr, die ganze Straße „neuzudenken“. Der Ossenpadd müsse für zukünftige Starkregen-Ereignisse und Dürreperioden fit gemacht werden. Die Bäume sorgten für angenehme Temperaturen und eine gute Luftqualität und müssten erhalten werden, fordern die Grünen in ihrem Demo-Aufruf.

Auch die Sicherheit von Menschen, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind, dürfe nicht vernachlässigt werden. Insbesondere, da die Straße von vielen Kindern als Weg zur Grundschule genutzt werde. Die Situation für Radfahrer und Fußgänger sei schon jetzt „katastrophal“.