Helgoland. Dieses Naturphänomen sollten sich Inselfans nicht entgehen lassen: Im Juni stürzen sich Jungvögel von den Klippen – vor den Augen von Besuchern.
Die Helgoländer Lummenküken sind gerade mal wenige Wochen auf der Welt und schon stehen sie vor dem vielleicht wichtigsten Ereignis ihres Lebens. Sobald die Dämmerung anbricht, springen sie von den roten Felsen in die Tiefe. Die Mutprobe hat es in sich, denn die kleinen Vögel können noch nicht fliegen.
Dieses Naturphänomen können Besucher im Juni hautnah miterleben. Denn anlässlich des Lummensprungs finden vom 10. bis zum 25. Juni 2023 die Helgoländer Lummentage statt. Das relative neue Event gibt es erst seit 5 Jahren und hat diesmal ein erweitertes Programm rund um das Naturschutzgebiet Lummenfelsen im Gepäck.
Nordseeinsel Helgoland: Wann findet der Lummensprung statt?
Schon seit Ende Februar brüten die fünf Hochseevogelarten Trottellumme, Tordalk, Basstölpel, Eissturmvogel und Dreizehenmöwe auf der Insel, die zum Kreis Pinneberg gehört. Die etwa drei Wochen alten Küken der Trottellummen wagen im Juni den mutigen Sprung, um zu ihren Eltern zu gelangen.
Diese warten im Wasser, weil sie ihre Jungen hier besser mit Nahrung versorgen können. Der Sprung ist nicht nur wegen der Höhe ein nervenaufreibendes Unterfangen. Mantel- und Silbermöwen sehen in den kleinen dicken Vögeln eine leckere Mahlzeit. Um den Blicken der hungrigen Vögel zu entgehen, warten die Lummen auf den Einbruch der Dunkelheit.
Aber auch nach Sonnenuntergang müssen Besucher Geduld mitbringen, wenn sie den Lummensprung nicht verpassen möchten. Denn es kostet die Jungtiere Überwindung, von der Klippe zu springen; manche benötigen Tage, bis sie sich trauen. Und selbst dann haben sie es nicht in jedem Fall geschafft. Zwar haben einige Küken Glück und landen direkt im Wasser, andere aber treffen erst auf dem harten Boden auf und müssen von dort ins kühle Nass hüpfen.
Schutzmauer stellt für die Küken ein unüberwindbares Hindernis dar
Bei diesem letzten Schritt sind die kleinen Vögel auf Hilfe angewiesen, denn die Insel ist an der Westseite von einer Schutzmauer umgeben. Aus eigener Kraft können die Lummen diese nicht überwinden. Deswegen stehen jeden Abend Helfer vom Verein Jordsand unter der Klippe bereit.
Sie helfen den gestrandeten Küken, auf die Mauer und von dort ins Meer zu gelangen. Dass die Jungtiere den Sprung von den fast 60 Meter hohen Felsen unbeschadet überstehen, verdanken sie ihren Fettpolstern und ihrem leichten Knochengerüst. So können die Lummen sogar Sprünge aus bis zu 150 Metern überleben.
Das erwartet Besucher bei den Helgoländer Lummentagen 2023
Wer den Lummensprung direkt vom Felsen aus beobachten möchte, kann während der Helgoländer Lummentage an einer der täglich um 21 Uhr stattfindenden Führungen teilnehmen. Hier erfahren die Teilnehmer nicht nur, warum die Vögel springen, sondern auch wann sie die Entscheidung zum Sprung treffen und wie sie ihre Elterntiere im Wasser finden. Zusätzlich bieten die Veranstalter Führungen durch das Naturschutzgebiet Lummenfelsen an, bei dem Interessierte alles über die Vögel und die Besonderheiten der Klippen erfahren können.
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Das Spektakel lässt sich aber nicht nur vom Felsen, sondern auch vom Wasser aus beobachten – bei den Rundfahrten mit dem Helgoländer Börteboot. Tagesausflügler können täglich (außer montags) von 13 bis 15 Uhr die Lummeninformation des Verein Jordsand e.V. direkt am Klippenrandweg besuchen, die Vögel durch Spektive und Ferngläser beobachten und Fragen stellen. Mehr Infos zu allen Veranstaltungen gibt es beim Helgoland Tourismus-Service oder beim Verein Jordsand.