Helgoland. Bis zu 1300 hochaggressive Tiere liegen am Strand, da halten selbst Wissenschaftler Abstand. Moderne Technik hilft bei der Auswertung.

Haufenweise Heuler bei den Seehunden, viele Jungtiere bei den Kegelrobben: Nachdem das gute Robbenjahr auf der Insel Helgoland und im Wattenmeer kürzlich von der Nationalparkverwaltung und dem Verein Jordsand vermeldet worden war, teilen die Forscherinnen und Forscher nun mit, warum dabei neuerdings auch moderne Technik zum Einsatz kommt. Die Tiere werden in der Geburtensaison von November bis Januar nämlich mit Drohnen gezählt.

Das Zählen am Strand werde immer gefährlicher, heißt es etwa von der Insel Helgoland. Kegelrobben als Deutschlands größtes Raubtier sind im direkten Kontakt nicht ungefährlich, selbst Wissenschaftler halten angesichts der großen Population auf der Düne inzwischen lieber Abstand. Deswegen werden die Jungtiere nun vermehrt aus der Luft gezählt.

Nordsee: Zu gefährlich – Drohnen zählen nun Kegelrobben auf Helgoland

Die Forschenden lassen dabei die kamerabestückten Flugobjekte über das Meer und die Uferbereiche gleiten, die Tiere werden aus der Vogelperspektive aufgenommen. Später zählt ein Computer, wie viele Robben-Babys auf den Fotos zu sehen sind. Vollautomatisch.

Insgesamt 1000 Kegelrobben-Jungtiere sind nach vorläufigen Daten in diesem Winter an der deutschen Nordseeküste und auf der Hochseeinsel Helgoland geboren worden. Die Geburtenzahl lag damit erneut auf hohem Niveau, wie der Verein Jordsand für Helgoland konstatiert.

Helgoland: Traditionell werden Robben dort vom Strand aus gezählt

Die Jungtiere werden während der Geburtssaison auch auf Pinnebergs Außenposten in der Nordsee bei Zählflügen registriert. Sie sind wegen ihres zunächst weißen Fells gut zu erkennen. Auf Helgoland wird der Nachwuchs traditionell aber nicht nur mit Drohnen, sondern auch vom Beobachtungspfaden entlang der Strände gezählt. Aber auch das werde zunehmend gefährlicher.

Denn in ganz Schleswig-Holstein werden die meisten Kegelrobben mittlerweile auf der Düne vor Helgoland geboren. „Wir haben auf jeden Fall ein gutes Jahr“, sagt Rebecca Ballstaedt vom Verein Jordsand. Die genauen Daten lägen noch nicht vor.

Düne vor Helgoland: Dort liegen 1300, teils hochaggressive Tiere

Aber: Die Zählung vom Strand aus werde wegen der steigenden Zahl von Tieren immer risikoreicher – und darum nicht mehr täglich durchgeführt. Zu Spitzenzeiten lägen mehr als 1300 teils hochaggressive Tiere an den Helgoländer Stränden.

Vor 100 Jahren wurde die Art dagegen noch stark bejagt und regional fast ausgerottet. Heute leben allein an den Küsten der gesamten Ostsee wegen eines Jagdverbotes und besserer Wasserqualität wieder etwa 30.000 Tiere. An der Nordsee, von den Niederlanden bis nach Dänemark, sind es nach Daten des Wattenmeersekretariats rund 9000.

Kegelrobben wiegen bis zu 300 Kilogramm. Ihren Namen verdanken sie dem kegelförmigen Kopf. Die Tiere machen Jagd auf Fische wie Hering, Dorsch und Plattfische. Dafür tauchen sie bis zu 20 Minuten lang ab. Jungtiere können mit ihrem weißen, langhaarigen Babyfell - Lanugo genannt - zunächst nicht schwimmen, erst nach dem Fellwechsel mit etwa vier Wochen gehen sie ins Wasser.