Pinneberg. Seit 1960 trägt die Jahn-Halle ihren Namen. Das will der VfL Pinneberg nun ändern. Neue Namensgeberin soll diese Frau sein.

Nach mehr als 60 Jahren sind kleine Veränderungen mit großer Wirkung geplant: Der VfL Pinneberg möchte die Jahn-Halle an der Richard-Köhn-Straße umbenennen. Der Vorschlag: Die Sporthalle soll künftig den Namen von Hanna Junge tragen. Einen entsprechenden Antrag hat der Sportverein in den Schulausschuss am Dienstag, 25. April, eingebracht.

Die Jahn-Halle wurde 1960 eröffnet und auf einstimmigen Beschluss der Stadtvertretung nach Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) benannt, besser bekannt als Turnvater Jahn. Zur Eröffnung hielt der damalige Bürgermeister Henry Glissmann eine Rede.

Sporthalle in Pinneberg soll nach Hanna Junge benannt werden

Darin heißt es: „Möge der Geist eines Friedrich Ludwig Jahn, des großen Turnvaters, des Begründers der volkstümlichen Leibesübungen, des großen und echten Jugendführers, des unermüdlichen Künders der Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes, jederzeit in dieser Halle herrschen.“

Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), Begründer der Turnbewegung in Preußen, auf einer Lithografie um 1850.
Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), Begründer der Turnbewegung in Preußen, auf einer Lithografie um 1850. © bpk

Der Name war lange neben dem Eingang in großen Buchstaben zu lesen – inzwischen hängt ein Baubanner davor. Neben der Benennung nach dem Turnvater sind auch die charakteristischen Olympiaringe an der Straßenseite der Halle angebracht, da das lichtdurchflutete Gebäude mit seiner großen Fensterfront im Jahr der Olympischen Spiele 1960 in Rom in der Kreisstadt eröffnet wurde.

Hanna Junge widmete ihr Leben dem Turnen und dem VfL-Pinneberg

Der Sportverein möchte die Turnhalle nun nach seinem Ehrenmitglied Hanna Junge benennen. Junge ist Trägerin der Sportverdienstnadel des Landes Schleswig-Holstein. Sie wurde am Neujahrstag 1927 geboren und verstarb vor gut einem Jahr, am 11. Februar 2022 mit 95 Jahren. Noch im hohen Alter war die Pinneberger Seniorin, Mutter von drei Söhnen und zwei Töchtern sowie Großmutter von zwölf Enkeln, sportlich aktiv. Unter anderem war sie Turntrainerin des VfL Pinneberg.

Als 18-Jährige floh Hanna, die damals noch Wolandt hieß, im Januar 1945 aus Danzig mit einem der letzten Schiffe über die Ostsee. In Itzehoe begann die Familie ein neues Leben. Ein Jahr später lernte sie beim ersten Sommerfest des Turnvereins in Itzehoe den Turner Günter Junge kennen, die Liebe ihres Lebens. Die beiden heirateten, bekamen Kinder.

Die Jahn-Halle in Pinneberg soll nach Turntrainerin Hanna Junge (†95), Ehrenmitglied des VfL Pinneberg e.V., benannt werden.
Die Jahn-Halle in Pinneberg soll nach Turntrainerin Hanna Junge (†95), Ehrenmitglied des VfL Pinneberg e.V., benannt werden. © Privat | Privat

Familie von Hanna Junge zog 1966 nach Pinneberg

Die Familie zog 1966 nach Pinneberg. Seit 1970 war Hanna Junge Übungsleiterin und viele Jahre auch als Kreissportwartin beim VfL Pinneberg. Seitdem stand sie vier- bis fünfmal wöchentlich in der Halle und hat ganze Turngenerationen geprägt. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie begleitete sie – mittlerweile über 90 Jahre alt – die Trainingseinheiten ihrer Turnmädchen.

Wie aus der Antragsbegründung hervorgeht, hat sie sich mehr als 70 Jahre lang für die Turner eingesetzt. Heute sind im Turnbereich des VfL Pinneberg mehr als 50 Prozent der Teilnehmenden weiblich. Die Namensgebung soll zum einen das herausragende Engagement der Pinnebergerin würdigen, zum anderen die sportlichen Leistungen und Aktivitäten von Mädchen und Frauen sichtbar machen.

Umbenennung der Jahn-Halle in Pinneberg könnte bis zu 5000 Euro kosten

Hinzu kommt, dass Friedrich Ludwig Jahn heute umstritten ist. In seinem 1808 verfassten Buch „Deutsches Volksthum“ vertrat er heute überholte nationale Vorstellungen. Jahn ging zudem davon aus, dass Mädchen und Frauen nicht alle Sportarten ausüben dürften. So sollten beispielsweise nur Jungen und Männer fechten dürfen. Damit sprach er Mädchen und Frauen eine gleichwertige sportliche Eignung ab.

Die Stadtverwaltung unterstützt den Vorschlag des VfL Pinneberg, in dem sie einen wichtigen Akteur in der sozialen Infrastruktur der Stadt sieht. „Für viele Vereinsmitglieder und Pinneberger ist der Verein eine identitätsstiftende Einrichtung“, heißt es in den Ausschussunterlagen.

Die Umbenennung der Sporthalle würde zudem das Selbstverständnis und die Geschichte des VfL Pinneberg spiegeln. Die Namensänderung entspreche „einer modernen Namensgebung einer Sportstätte“. Die Kosten für die Umbenennung würden sich je nach Gestaltungsvariante voraussichtlich zwischen 2000 und 5000 Euro bewegen.