Helgoland. Thorsten Pollmann ist neuer Rathauschef der Hochseeinsel. Tourismus? Ja, bitte! Das Eiland soll aber auch für Bewohner besser werden.

Aufregend und stressig. So beschreibt Thorsten Pollmann die ersten Wochen im Amt als Bürgermeister von Helgoland. Viele Hände hat er schon geschüttelt, zunächst auf dem Neujahrsempfang in Kiel. Mit seinem Vorgänger Jörg Singer war er danach auf Kennenlerntour in der Pinneberger Kreisverwaltung in Elmshorn, im Wirtschaftsministerium in Kiel, bei den Landesfraktionen – und so weiter.

An das Händeschütteln muss er sich erst noch gewöhnen. „Da kommt man gar nicht zum Arbeiten“, sagt Pollmann und lacht. Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Papiere. Dabei möchte er rasch umsetzen, was er im Wahlkampf versprochen hat. Die Insel für alle Helgoländer lebenswert zu gestalten – ob jung oder alt.

Helgolands Bürgermeister stellt Helgoländer und ihre Belange in Mittelpunkt

Seit 2018 war er Fachamtsleiter Bürgerdienste und Verkehr auf Helgoland, folglich ist er es gewohnt anzupacken. Die Häfen gehörten ebenfalls in seine Verantwortung. Er kennt die Nöte der Menschen hier. „In meiner Amtszeit soll es um die Helgoländer und ihre Belange gehen“, sagt der 52-Jährige. Die seien in der Vergangenheit vernachlässigt worden. Nun wolle er dem großen Motto „Leben auf Helgoland“ alles andere unterordnen.

Seit 2009 lebt Pollmann auf der Insel, ihn kennen hier viele Menschen. Er ist gut vernetzt, engagiert sich als Handballtrainer im Sportverein VfL Fosite und im Vorstand des Kleingartenvereins, ist Gründungsmitglied im Grillkunstverein und passives Mitglied in weiteren Vereinen. „Der Zuspruch war auch schon vor der Wahl groß“, sagt er. „Die Leute sind mit der Wahl zufrieden“, so sein Eindruck. Das macht er auch an der großen Beteiligung an der vergangenen Einwohnerversammlung fest. Mehr als 200 Insulaner hätten sich beteiligt.

Thorsten Pollmann setzte sich bei Wahl gegen vier Kandidaten durch

Die Parteien hatten andere Kandidaten unterstützt. Doch der parteilose Pollmann setzte sich in einer Stichwahl mit 51,31 Prozent der Stimmen gegen Sinditt Küster (SPD) mit 19 Stimmen Vorsprung durch. Zwei Wochen zuvor hatten sich beide bereits gegen drei weitere durchgesetzt: Kapitän Hans-Wilhelm Eitzen aus Cuxhaven, Kapitän Martin Köhn aus Helgoland und Runa-Karen Rosentiel, Verwaltungsfachwirtin aus Eckernförde.

Trotz des vielen Händeschüttelns – einiges habe Pollmann schon bewegen können in der Kürze der Zeit. „Die zahnärztliche Versorgung ist gesichert“, sagt er. Das habe den Leuten auf der Seele gebrannt, so der neue Bürgermeister. „Die Menschen sollen auf Helgoland alt werden können“, sagt Pollmann. Das gehe nur, wenn die ärztliche Versorgung sichergestellt sei.

Es gehe darum, Bilanz zu ziehen: Welche Ärzte brauche man wie häufig. „Bislang kommen einige Fachärzte einmal im Monat für ein Wochenende auf die Insel.“ Es gebe aber auch ältere Menschen, die einmal die Woche eine Dialyse bräuchten.

Thorsten Pollmann: Jugend und Alte auf Helgoland halten

Dann möchte Pollmann die häusliche Pflege ausweiten. Dafür brauche es Personal und die Fachkräfte aus diesem Bereich wiederum bräuchten Wohnungen. Neue Wohnungen könnten auch nahe dem Hubschrauberlandeplatz entstehen.

Um autark zu werden und damit Energie für alle Helgoländer bezahlbar zu lassen, soll Photovoltaik ausgebaut werden. Da viele Häuser unter Denkmalschutz stehen, muss geprüft werden, wo die Solaranlagen montiert werden können.

Helgolands Bürgermeister Thorsten Pollmann hat viel zu tun. Auf seinem Schreibtisch im Rathaus stapeln sich die Aufgaben.
Helgolands Bürgermeister Thorsten Pollmann hat viel zu tun. Auf seinem Schreibtisch im Rathaus stapeln sich die Aufgaben. © Anne Dewitz

Auch für die Jugend müssten Freizeitangebote geschaffen werden. Die monatlichen Partys in der Nordseehalle mit offenem Ende, die er nach seinem Amtsantritt initiiert hat, würden gut angenommen. Ein Projekt, das etwas mehr Zeit zur Umsetzung brauchen wird: Künftig soll das Abitur auch auf Helgoland möglich sein.

Bürgermeister Thorsten Pollmann: per Aushang in die Verwaltung

Pollmann selbst hat eine 22 Jahre alte Tochter, die im Sauerland im Haus seiner Eltern lebt. Mit seiner zweiten Frau, die zwei Kinder mit in die Beziehung brachte, ist er jedes Jahr in den Urlaub an die Nordsee gefahren. Beim Inselhopping kam er am 1. Mai 2009 erstmals auch nach Helgoland. „Ich war auf der Suche nach einer Anstellung im Öffentlichen Dienst“, erzählt Pollmann.

Zuvor war er zwölf Jahre lang Soldat, kündigte aber aus familiären Gründen. „Auf Helgoland sah ich im Aushangkasten ein Stellengesuch zum Abteilungsleiter im Steuer- und Liegenschaftsamt.“ Er bewarb sich und wurde genommen. Neun Jahre später wurde er Amtsleiter im Ordnungsamt.

Helgoländer Bürgermeister Pollmann schöpft auf der Düne Kraft

Mittlerweile kennt er wohl jeden Winkel auf Helgoland. Seine Frau hielt es nur drei Jahre auf der Insel aus, zog dann wieder aufs Festland. Das Paar trennte sich. Das Inselhopping behält Pollmann bei. „Oder ich fahre für ein paar Wochen ins Sauerland, wenn ich Urlaub habe.“

Wenn er mal auf Helgoland abschalten möchte, kann er das am besten auf der Düne. Die Aussichtsplattform auf der Aade zählt zu seinen Lieblingsplätzen. „Von hier aus kann ich die Kegelrobben sehen und beide Seiten des Meeres.“ Zudem könne er von dort aus auch mit etwas Abstand auf die Hauptinsel blicken.