Kreis Pinneberg. Es fehlen immer noch Behälter in 30 Orten des Kreises. Bis Ostern will der neue Dienstleiter in folgenden Gemeinden liefern.
Die Verteilung der Gelben Tonnen für die Entsorgung der Verpackungsabfälle durch den neuen Entsorger RMG Rohstoffmanagement GmbH aus Hessen gleicht weiter einem Lotteriespiel. Immer noch sind einige Hunderte, wenn nicht Tausende Behälter an betroffene Haushalte im Kreis Pinneberg nicht ausgeliefert worden.
Darunter sind zum Beispiel zahlreiche Mieter an allen 13 Standorten der Neuen GeWoGe, die allein 2300 Wohnungen im Kreis unterhält. Der Entsorger RMG nennt auf seiner Homepage selbst noch 30 Städte und Gemeinden, wo die neuen Behälter fehlen würden, die jetzt angeblich bis Ostern ausgeliefert werden sollen.
Gelbe Tonne: 80.000 Stück vom GAB Umweltservice eingesammelt
Unterdessen hat der bisherige Entsorger, die GAB Umweltservice GmbH, an der der Kreis Pinneberg zu 51 Prozent beteiligt ist, jetzt alle seine 80.000 Gelben Tonnen abgeholt. „Das war eine riesige logistische Meisterleistung“, sagt GAB-Geschäftsführer Michael Finnern dazu und bedankt sich bei den Bürgerinnen und Bürgern für deren „rechtzeitige Bereitstellung der Tonnen“.
Finnern kündigt an, dass sich die GAB in drei Jahren wieder an der Ausschreibung des privaten Dualen Systems beteiligen werde, das diese Aufgabe alleinverantwortlich ausschreibt und vergibt. „Wir hoffen, dass wir dann den Auftrag zurückholen.“
Gelbe-Tonnen-Chaos: Neuer Entsorger ist nicht zu erreichen
Die Betroffenen bemängeln vor allem, dass sie bei den angegebenen Rufnummern von RMG niemanden erreichen und auch keine Antworten auf ihre Mails erhalten würden. Wie zum Beispiel Axel Koth aus Hasloh, dessen Mieterin Monate lang ihren Verpackungsmüll in Gelben Säcken oder bei den Nachbarn entsorgen musste – erst am Donnerstag sei die Tonne von RMG endlich geliefert worden. „Das hat ganz schön lange gedauert“, beschwert sie sich.
In Wedel müssten sich zurzeit 250 Mietparteien zwei jeweils 240 Liter fassende Tonnen teilen, erklärt Sandra Maader, Vorstandsmitglied der Wohnungsbaugenossenschaft Neue GeWoGe. Das reiche natürlich hinten und vorne nicht, erklärt sie. „Es gibt keinen Standort bei uns, wo nicht noch Gelbe Tonnen fehlen“, ärgert sie sich. „Ein Drittel der Tonnen fehlt noch.“
Die betroffenen Mieter müssten nun die Verpackungsabfälle in Gelbe Säcke packen und diese dann abholen lassen. Sie dürften die vollen Säcke wiederum nicht in vorhandene Gelbe Tonnen tun, warnt Sandra Maader. Das seien unterschiedliche Systeme. „Sie müssen die Säcke ausleeren.“
Kreis Pinneberg: Ab Montag werden Tonnen in Rellingen verteilt
Die GeWoGe-Chefin glaube aber nicht, dass ihre Mieter jetzt ihre Restmülltonnen mit den Verpackungsabfällen befüllen werden. Das wüssten diese und hielten sich auch daran. Zumal in Pinneberg und Schenefeld die richtige Befüllung der Restmülltonnen auch kontrolliert werde. „Wir werden keine zusätzlichen Restmülltonnen bestellen“, betont Sandra Maader.
„Es ist total schwierig, einen Ansprechpartner bei dem neuen Entsorger RMG zu bekommen“, klagt Maader. Auch sie könne sich die spärlichen Informationen darüber auch nur wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger im Internet besorgen.
Neuer Entsorger veröffentlich aktuellen Verteilplan
Auf eine Gelbe Tonne wartet auch noch André Trappmann, der in Halstenbek zu Hause ist – etliche Nachbarn haben bereits einen der begehrten Behälter erhalten. Einige Tage wird Trappmann wohl noch warten müssen, denn RMG gibt den aktuellen Verteilungsplan für die noch fehlenden Gelben Tonnen bis Ostern folgendermaßen an:
Rellingen (20. bis 24. März), Halstenbek, Schenefeld, Ellerhoop, Seeth-Ekholt, Bevern, Bullenkuhlen, Kölln-Reisiek, Klein Nordende (27. bis 31. März), Uetersen, Bokholt-Hanredder, Barmstedt, Westerhorn, Osterhorn, Brande-Hörnerkirchen, Bokel, Groß Offenseth-Aspern, Lutzhorn, Heede, Langeln, Bilsen, Hemdingen, Groß Nordende, Heidgraben, Tornesch, Prisdorf, Kummerfeld, Borstel-Hohenraden, Pinneberg und Appen (bis 6. April).
Gelbe-Tonnen-Caos: RMG weist Kritik von sich
RMG-Sprecher Marius Schröder hatte auf Nachfrage des Abendblatts behauptet, dass sein Unternehmen für dieses Malheur nicht verantwortlich sei, da es nicht alle Adressen von den auszuteilenden Tonnen erhalten habe. „Es wurde festgestellt, dass die uns zur Verfügung gestellte Behälterstandortliste des Altentsorgers teilweise erheblich von dem tatsächlichen Bedarf der Bürgerinnen und Bürger des Kreises Pinneberg abweicht.“
Daraus ergebe sich „derzeit bereits eine hohe vierstellige Zahl an eingegangenen Änderungswünschen beziehungsweise Neubestellungen“.
GAB: Wechsel zum neuen Dienstleister war ein großer Kraftakt
Dem widerspricht GAB-Sprecher Julian Jenkel entschieden. Die GAB habe ein vollständiges Behälter-Kataster an die zuständige Vergabestelle von BellandVision übergeben, die RMG für drei Jahre mit der Entsorgung der Gelben Tonnen im Kreis Pinneberg beauftragt hat, erklärt Jenkel. Und am 21. Dezember 2022 sei nochmals eine letzte Änderungsliste direkt an RMG gesendet worden, die einige Hundert Haushalte betraf. Insofern habe der neue Entsorger rechtzeitig zum Jahresende alle erforderlichen Daten mit Adressen und Behältergrößen vorliegen gehabt.
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So spricht GAB-Chef Finnern wohl vielen Menschen im Kreis Pinneberg aus dem Herzen, wenn er sagt: „Der Wechsel zum neuen Dienstleister war ein großer Kraftakt, nicht nur für die GAB und alle beteiligten Mitarbeitenden, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Pinneberg.“
Kreis Pinneberg: Landrätin beklagt mangelnde Information der Bürger
Landrätin Elfi Heesch hatte dem neuen Entsorger bereits ein sehr schlechtes Zeugnis ausgesprochen. Von einer vertragsgemäßen Einsammlung der Verpackungsabfälle könne nach drei Monaten Zuständigkeit von RMG überhaupt keine Rede sei, teilte sie jüngst auf eine Anfrage der Grünen-Kreistagsfraktion mit. Die vertragliche Entsorgung der Verpackungsabfälle, die ab dem 1. Januar 2023 zu erfüllen war, gelte erst dann, „wenn die in der Abstimmungserklärung als Sammelsystem festgeschriebenen festen Behälter auch flächendeckend verteilt sind“, so Landrätin Heesch. „Eine Sammlung über Gelbe Säcke entspricht nicht den vertraglichen Bestimmungen.“
Zudem lasse nicht nur die Behälterauslieferung sehr zu wünschen übrig. „Hinzu kommt die mangelhafte Information der Bürger zum Wechsel des Dienstleisters und zur Verteilung der Behälter.“ Der Auftraggeber BellandVision sei „mehrfach aufgefordert worden, seinen Auftragnehmer RMG anzumahnen, einen vertragskonformen Zustand herzustellen“, so die Kreisverwaltungschefin deutlich.