Kreis Pinneberg. Kritiker des Autobahnbaus gehen hart mit der Entscheidung des Bundes ins Gericht. Was Grüne und Verkehrsclub stattdessen fordern.
Die A23 soll sechsspurig ausgebaut werden – und je nachdem, wen man fragt, ist dies entweder dringend nötig oder vollkommen überflüssig. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gehört zu jenen, die dem Thema große Wichtigkeit beimessen.
Und so findet sich der A-23-Ausbau auf der Vorrangliste für Autobahnprojekte des Bundesverkehrministeriums – anders als etwa der Ausbau der A20, was wiederum die schleswig-holsteinische CDU und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) zu einer Protestkundgebung bewegt.
Kreis Pinneberg: Ausbau der A23 ein „fatales Signal“ für die Verkehrswende
Nach Ansicht der Grünen im Kreis Pinneberg hat der A-23-Ausbau allerdings nichts auf der Vorrangliste zu suchen. Ann-Kathrin Tranziska, Ratsfrau der Grünen in der Pinneberger Ratsversammlung, sagt: „Warum Herr Wissing und Herr Madsen den Ausbau der A23 weiterhin für sinnvoll halten, bleibt schleierhaft.“
Es gebe keine wirklichen Gründe, die für den Ausbau sprechen, allerdings etliche dagegen. Der Streckenabschnitt, für den der sechsspurige Ausbau geplant ist, nämlich zwischen Tornesch und Hamburg-Eidelstedt, sei nur zur Hauptverkehrszeit stark belastet.
Pinneberger Grüne üben scharfe Kritik an Plänen für A-23-Ausbau
Aus Sicht der Pinneberger Grünen-Ratsfrau wäre es sinnvoller, die Abfahrten der A23 so zu gestalten, dass der Verkehr abfließen kann. „Eine Dringlichkeit erschließt sich mir bei den Maßnahmen, die die A23 entlasten sollen – jedoch nicht beim Ausbau“, so Tranziska.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ingrid Nestle hält den Ausbau von vier auf sechs Spuren ebenfalls nicht für sinnvoll. „Die Flut an Autos könnte von Hamburg nicht aufgenommen werden. Der nächste Stau wäre programmiert“, sagt sie.
Grünen-Politikerinnen fordern Ausbau der Schiene
Nach Ansicht von Nestle könnten vorhandene Engpässe besser durch den Ausbau der Schiene beseitigt werden. Und Eka von Kalben, Grünen-Landtagsabgeordnete aus dem Kreis Pinneberg, ergänzt: „Es macht keinen Unterschied, ob man im Stau auf der A23 in zwei, drei oder vier Spuren vor der Auffahrt zur A7 steht.“
Unterstützung bekommen die Grünen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) Landesverband Nord. Nach Ansicht von Jens Deye, Vorstandsmitglied des VCD Nord, steht der Ausbau der A23 den Klimazielen Hamburgs entgegen.
Verkehrsclub: „Fatales Signal für die Verkehrswende in der Metropolregion“
Für den ökologischen Verkehrsclub ist die Aufnahme des A-23-Ausbaus in die Vorrangliste ein „fatales Signal für die Verkehrswende in der Metropolregion Hamburg“. Die Klimaziele der Hansestadt im Verkehrsbereich seien so nicht zu halten.
Laut Klimaplan der Stadt Hamburg soll der Anteil des Autoverkehrs von 36 Prozent im Jahr 2017 auf 18 Prozent bis 2030 gesenkt werden. Der Ausbau der A23 passe nicht zu diesen Zielen, so der VCD.
Verkehrsclub fordert Entlastung der Autobahn durch Ausbau des ÖPNV
„Mit dem Ausbau der A23 auf sechs Spuren werden noch mehr Autos noch schneller in die Stadt gepumpt“ sagt Jens Deye. „Leidtragende sind die Menschen im Hamburger Westen, die heute schon regelmäßig unter einem Verkehrskollaps leiden.“
Der VCD fordert, die Schiene zu stärken, statt auf den Ausbau der A23 zu setzen. Insbesondere die ohnehin geplante Kapazitätserweiterung zwischen Elmshorn und Hamburg würde die Autobahn nach Ansicht des VCD entlasten.
A-23-Ausbau „konterkariert Hamburger Klimaziele“
Weitere wichtige Maßnahmen, um dem täglichen Stau auf der A23 entgegenzuwirken und das Klima dauerhaft zu entlasten, seien der Ausbau der AKN-Strecke von Elmshorn über Ulzburg nach Norderstedt und die Nutzung der Güterumgehungsbahn mit einer Verbindung von Uetersen nach Barmbek für die Regionalbahn.
Wer noch am Ausbau der A23 festhalte, könne es mit dem Klimaschutz im Verkehrsbereich nicht ernst meinen, so die Kritik des VCD Nord. „Wir fragen uns, wo der Aufschrei der Hamburger Politik bleibt, während Minister Wissing dermaßen die Hamburger Mobilitäts- und Klimaziele konterkariert“, so Jens Deye.
A23: Verkehrsclub übt scharfe Kritik an Ausbauplänen
„Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Dies ist keine vorausschauende, sondern eine rückwärtsgewandte, an der autogerechten Stadt festhaltende Politik“, sagt Deye. Der VCD und die Pinneberger Grünen sind mit ihrer Kritik an den A-23-Plänen nicht allein.
In der Gemeinde Rellingen hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die den geplanten Ausbau der A23 auf sechs Spuren verhindern will. Die Mitglieder kritisieren, dass die zugrundeliegenden Zahlen aus dem Jahr 2013 stammen und nicht mehr aktuell seien. Zudem müssten die Klimaziele erreicht werden.
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A23: Pläne für sechsspurigen Ausbau in der Region umstritten
Die Initiative fordert, wie Grüne und VCD, einen Ausbau des ÖPNV, insbesondere der Schiene im Kreis Pinneberg. Radwege, die über Autobahnbrücken führen, könnten verbessert werden, ebenso die Anbindung an die S-Bahn.
Die A-23-Pläne haben auch Auswirkungen auf die Verkehrsplanung der Gemeinde Rellingen. Diese liegt teilweise auf Eis, weil die Planungen für die A23 abgewartet werden sollen. Klar ist, dass der Ausbau der A23 die Menschen im Kreis noch lange beschäftigen wird.