Tornesch/Uetersen. Nach dem OVG-Urteil fordern die Grünen einen Ausbau des ÖPNV im Kreis Pinneberg. Das sagen CDU und SPD zur Zukunft der K22.
Die Kreis-Grünen fordern zu einem Umdenken des Kreistages beim Ausbau der Kreisstraße 22 zwischen Uetersen und Tornesch auf.
Nachdem, wie berichtet, das Oberverwaltungsgericht in Schleswig jüngst entschieden hat, dass der vorliegende Planfeststellungsbeschluss zum Bau der K22 „rechtswidrig und nicht vollziehbar ist“, sollte der Kreis lieber auf den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) und den Bau des dritten und vierten Fernbahngleises zwischen Pinneberg und Elmshorn setzen.
Streit um K22: Fährt bald die Eisenbahn zwischen Tornesch und Uetersen?
„Mehr Straßen ziehen auch immer mehr Verkehr an. Dabei binden sie planerische und finanzielle Ressourcen, die dringend für einen klimafreundlichen Umbau des gesamten Verkehrs nötig sind“, sagt Jan Mackenthun, Infrastrukturplaner der Kreis-Grünen.
„Wir dürfen nicht wieder denselben Fehler machen wie bei der Energieversorgung: Auf alte Straßenplanungen setzen, während wir doch intelligente Verkehrslösungen entwickeln müssen, die Auto, Schiene, Bus, Fahrrad und Fußverkehr bestmöglich vernetzen.“
Kreis Pinneberg: Grüne fordern umfassendes Mobilitätskonzept
Dagmar Sydow-Graen, die dem Tornescher Umweltausschuss vorsitzt, unterstreicht das: „Wir Tornescher wollen die hohe Belastung verringern, aber auch keine Durchschneidung von Esingen wie in der aktuellen Planung vorgesehen. Wir brauchen ein umfassendes Mobilitätskonzept für die Region.“
Kreisfraktionschef Thomas Giese ergänzt: „Wir haben die Planung einer K22 in der jetzigen Variante immer und aus gutem Grund kritisiert. Das Gericht hat der jetzigen Planung eine klare Absage erteilt und fordert Nachbesserungen.“
Handwerksbetriebe und Busse brauchen freie Straßen im Kreis Pinneberg
Die Planung aus den 1970er-Jahren beziehe weder die Westumgehung in Pinneberg noch die Parallelplanung des dritten und vierten Gleises mit ein. „Klimaschutzziele sind mit dieser Art Umgehungs-Straßenbau nicht vereinbar.“
Grünen-Abgeordnete Nadine Mai sagt: „Natürlich brauchen gerade Handwerksbetriebe und Busse freie Straßen, um pünktlich anzukommen. Aber wir brauchen pragmatische und klimafreundliche Lösungen, und die veraltete K22-Planung gehört nicht dazu.“
Stattdessen sollte die im Koalitionsvertrag der Landesregierung verankerte Idee einer Renaissance der Eisenbahn zwischen Uetersen und Tornesch weiterverfolgt werden, und die Buslinien sollten mit dichteren Takten verbessert werden. „So können wir Staus verhindern und auch Straßen wie den Ossenpadd in Uetersen entlasten.“
CDU und SPD halten am Ausbau der K22 fest
Eine Mehrheit im Kreistag dürften die Grünen damit nicht erzielen. Torsten Hauwetter (CDU), der dem Kreisverkehrsausschuss angehört, sagt: „Unsere Meinung steht: Wir halten den Ausbau der K22 weiterhin für notwendig.“ Ebenso äußert sich SPD-Fraktionschef Hans-Peter Stahl: „Unsere Position hat sich nicht verändert. Wir stehen zum Ausbau der K22.“
Auch auf grüner Seite gibt es unterschiedliche Ansichten. So sagt der Uetersener Fraktionschef der Grünen, Jens Ewald. „Es muss etwas getan werden, um die Verbindung zwischen Uetersen und Tornesch zu verbessern.“ Das sei aber seine persönliche Meinung.
Streit um K22: Unterschiedliche Ansichten bei den Grünen
Es könne nicht angehen, dass man im morgendlichen Berufsverkehr eine halbe Stunde vom Tornescher Weg in Uetersen zum Bahnhof in Tornesch brauche, weil alle im Stau stünden und an neun Ampeln halten müssten. „Dieser Wahnsinn muss aufhören“, fordert Ewald, was aber nicht heiße, dass er die K22 „toll“ finde, deren Planung so alt sei, dass sie nicht einmal Fuß-und Radwege vorsehe.
Michael Krüger von der IG Südtangente, die sich seit mehr als 40 Jahren gegen den Bau der K22 wendet und mit zwei Esinger Eigentümern dagegen klagt, verweist dagegen auf den nur geringen verkehrlichen Effekt, den der Bau der K22 hätte.
- Appen: Hauptstraße ist zu marode: Behörde ordnet Tempo 30 an
- Elmshorn: Polizei wiegt Wohnmobile zum Start der Campingsaison
- Quickborn: Kieler Straße – weniger Parkplätze, mehr Raum für Radfahrer
Streit um K22: IG Südtangente will eventuell klagen
So habe der Kreis Pinneberg in seinen neuesten Planungen zugestanden, dass die Entlastung der großen Kreuzung in Tornesch (Friedrichstraße/Jürgen-Siemsen-Straße/Esinger Straße/Ahrenloher Straße) vor dem Eisenbahntunnel lediglich 14 Prozent betrage. Zuvor hieß es noch, es würden etwa 16 Prozent weniger Fahrzeuge dort fahren, wenn die K22 ausgebaut wäre.
Wenn im Laufe des Jahres die Planunterlagen wieder öffentlich auslägen, werde die IG entscheiden, ob sie erneut dagegen klagen wird, kündigt Krüger an.