Quickborn. Die angestrebte Verkehrsberuhigung bedeutet wohl den Wegfall vieler Parkmöglichkeiten. Die Pläne sehen vor allem die Händler kritisch.
Die Kieler Straße in Quickborn soll verkehrsberuhigter werden. Gut zwei Kilometer lang verläuft diese einstige historische Prachtstraße, die heute Bundesstraße ist, schnurgerade von Nord nach Süd mit einer Breite von 11,50 Metern mitten durch die Quickborner Innenstadt.
Ein Stadtplanungsbüro aus Bremen hat jetzt bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung erste, konkrete Vorschläge gemacht, wie vor allem Fußgänger und Radfahrer sicherer die Kieler Straße überqueren und an ihr entlangfahren könnten. Dabei schieden sich wieder einmal die Geister, wie viele Auto-Parkplätze ein neuer Radweg kosten darf.
Quickborn: Kieler Straße – weniger Parkplätze, Sprunginseln, mehr Raum für Radler
In einem ersten Schritt sollten die vorhandenen Parkflächen mit Markierungsstreifen deutlicher sichtbar gemacht werden, schlägt Stadtplaner Frank Schlegelmilch vom Stadtplanungsbüro BPW aus Bremen vor. Zudem empfiehlt der Stadtplaner, an drei Stellen zusätzliche Querungshilfen einzurichten, die es Fußgängern mitten auf der Straße erlaubten, auf einer 2,50 Meter breiten Betoninsel kurz und sicher zu verweilen, bevor sie die ganze Straße überqueren.
Sie müssten dann nicht mehr den gesamten Durchgangsverkehr beachten und die ganze, 11,50 Meter breite Straße auf einmal überqueren, sondern könnten dies Fahrbahn für Fahrbahn tun, was erheblich sicherer für alle Verkehrsteilnehmer wäre, erklärt Quickborns Stadtplanerin Sabine Bönning. Jede Fahrbahn wäre an diesen Stellen dann nur noch 3,25 Meter breit, sagt sie.
Kieler Straße gehört dem Auto – Fußgänger und Radfahrer nur geduldet
Eine der drei Querungshilfen sollte an der Gerberstraße in Höhe der dortigen Tankstelle und der Volksbank eingerichtet werden. Die beiden anderen an der Süderstraße und dem Marienweg am südlichen Ausgang der Kieler Straße in Quickborn, schlägt Schlegelmilch vor. „Die Kieler Straße ist hier fast ausschließlich dem Autoverkehr gewidmet. Fußgänger und Radfahrer werden höchstens toleriert.“
Darum empfiehlt der Stadtplaner auch, die Radien an den großen Kreuzungen der B4 so umzugestalten, dass insbesondere der Schwerlastverkehr dort nicht mehr so schnell wie jetzt abbiegen könnte. Zudem hätten die Fußgänger auch kürzere Wege, wenn die Bürgersteige dort breiter gestaltet werden würden, schlug Schlegelmilch vor.
Bundesstraße in Quickborn – Landesbetrieb redet ein Wort mit
Die Einrichtung solcher sogenannter Sprunginseln wurde von den rund 60 Quickbornern auf der Info-Veranstaltung weitgehend befürwortet. Ob und wann diese realisiert werden können, hängt allerdings vom Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV) ab, der für diese Bundesstraße zuständig ist. Der LBV habe die Vorgabe gemacht, dass die B4 mindestens sieben Meter breit bleiben müsse und dass zusätzliche Ampeln nicht in Frage kämen, erläuterte Stadtplanerin Bönning.
Kontroverser sieht es bei der Frage der Parkplätze an der Kieler Straße aus. Wenn im nächsten Schritt ein zweiter Radweg auf der östlichen Seite der B4 eingerichtet werden sollte, würden zwischen der Ellerauer Straße und dem Heidkampsweg von 179 Pkw-Stellplätzen nur noch 76 übrigbleiben, rechnete Bürgermeister Thomas Beckmann vor.
Bürgermeister: „Das wird eine spannende Abwägung“
Im zentralen Bereich zwischen Bahnhofstraße und Harksheider Weg wären es sogar nur zwölf Parkflächen statt zuvor 37, erklärte der Verwaltungschef. „Das wird eine spannende Frage bei der Abwägung der Interessen durch die Politik sein.“
Und tatsächlich regte sich erheblicher Widerstand von Seiten der Kaufleute, die Umsatzeinbußen und weniger Kundenverkehr fürchten, wenn es weniger Parkplätze um ihre Geschäfte herum geben sollte. Auch wenn eine Vor-Ort-Zählung des Stadtplanungsbüros deutlich ergeben hätte, dass selbst in der Hauptverkehrszeit nicht einmal die Hälfte der ausgewiesenen Parkflächen besetzt gewesen sei, erklärte Stadtplaner Schlegelmilch.
Kieler Straße: Protected Bike-Lane soll auf die Fahrbahn
So entwickelte sich aus der Zuhörerschaft die Idee, den geschützten neuen Radweg auf der östlichen Seite – eine sogenannte „Protected Bike-Lane“ auf der Fahrbahn – nicht durchgängig anzulegen, sondern zu unterbrechen. Demnach würde der zusätzliche Radweg nur von der Güttloh bis zum Harksheider Weg eingerichtet werden. Dort müssten die Radfahrer dann im zentralen Innenstadtbereich der Kieler Straße wieder auf die westliche Seite fahren. Dann könnten alle 37 dort vorhandenen Pkw-Stellplätze erhalten bleiben, so die Idee.
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Alle Vorschläge aus der Bürgerschaft wurden anhand großflächiger Papierausdrucke im Artur-Grenz-Saal diskutiert und beraten. Das Stadtplanungsbüro aus Bremen werde sie nun in die Pläne einarbeiten, kündigt Fachbereichsleiter Felix Thermann an.
Die Markierungsarbeiten für die Parkflächen sollen möglichst schnell umgesetzt werden. Parallel soll mit dem LBV darüber gesprochen werden, wann und wie die Querungsinseln eingebaut und ob der zusätzliche Radweg auf der östlichen Seite zeitnah realisiert werden könnte, um die breite Straße für alle sicherer zu machen.