Quickborn. Umstrittene Umstrukturierung der Verwaltung wird von der Politik gebilligt. Beckmann gewinnt seinen ersten Machtkampf.
Die erste Bewährungsprobe im Machtpoker mit der Kommunalpolitik hat Quickborns neuer Bürgermeister Thomas Beckmann erfolgreich bestanden. Der Verwaltungschef kann seine gewünschte Verwaltungsstruktur im Rathaus umsetzen. Damit entsteht jetzt ein direkt ans Bürgermeisteramt angegliederter neuer Fachbereich, der die bisherigen Fachbereiche für Recht und interne Dienste, Büroleitung, Koordination der vier mitverwalteten Gemeinden sowie Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung zu einem zusammenlegt. Geleitet werden soll das neue „Super-Amt“ von einem Büroleitenden Beamten, dessen A14-Stelle noch ausgeschrieben wird.
Quickborn: Bürgermeister Beckmann setzt sich mit "Superamt" durch
Obwohl die Fraktionen von CDU und SPD dieser Verwaltungsreform widersprachen, konnte sich Beckmann auf der Sondersitzung der Ratsversammlung letztlich durchsetzen. Die 22 Gegenstimmen – die einer Ratsmehrheit entsprachen – reichten nicht aus, weil sich die Fraktionen von FDP und Grünen geschlossen hinter den Verwaltungschef stellten. Nur wenn zwei Drittel der Ratsversammlung, also 26 Ratsmitglieder, dagegen gestimmt hätten, hätte Beckmann sich einen neuen Vorschlag ausdenken müssen. Es fehlten der Opposition von CDU und SPD also noch vier Stimmen, um ihr Misstrauensvotum zu Beginn von Beckmanns Amtszeit erfolgreich durchzubringen.
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Gleichwohl sagt Erster Stadtrat Bernd Weiher (CDU): „Es ist ein denkbar schlechter Start für einen Bürgermeister, zu Beginn seiner Amtszeit die Ratsmehrheit gegen sich zu haben.“ Das sei bei Köppl anders gewesen. Dabei habe Beckmann bei seinem Amtsantritt betont, dass er auf Gemeinsamkeit mit der Politik und nicht auf Konfrontation setze.
Fachbereich Stadtentwicklung ist künftig nur noch ein Fachdienst
CDU und SPD störte an der Reform, dass der Fachbereich Stadtentwicklung jetzt zu einem Fachdienst heruntergestuft werden sollte. „Stadtentwicklung muss eigenständig bleiben“, forderte SPD-Fraktionschefin Astrid Huemke. Es werde damit eine unnötige zusätzliche Ebene eingezogen, die die Zuständigkeit verwässere und das Ansprechen der Politik behindere, argumentierte CDU-Fraktionschefin Annegret Tegen.
Dem widersprachen Grüne und FDP. Die Arbeitsfähigkeit der Stadtverwaltung müsse erhalten bleiben, befand Dirk Salewsky (Grüne). Um sein Personal besser einsetzen zu können, sei es richtig, dass Fachbereiche entlastet würden, was auch dem immer akuter werdenden Fachkräftemangel begegne.
Beckmanns Ziel: Quickborn soll klimaneutral werden
Annabell Krämer (FDP) erinnerte an die Verwaltungsreform von Beckmanns Amtsvorgänger Thomas Köppl (CDU) nach seinem Amtsantritt vor 18 Jahren. Damals habe der aus vier Ämtern gleich 14 Fachbereiche geschaffen und so erst das Zerfleddern der Aufgaben im Rathaus verursacht. „Und da musste sich auch noch jeder Mitarbeitende auf seine neue Stelle bewerben“, sagte Krämer. „An eine Kritik der CDU daran kann ich mich nicht erinnern.“ Jetzt würde die Zahl der Fachbereiche von aktuell zehn auf sieben wieder auf eine „gesunde Struktur“ zurückgeführt.
Beckmann selbst begründete die Zusammenlegung damit, dass er die Stadtentwicklung als „ein bedeutendes strategisches Element für die Stadtplanung“ betrachte, das als Querschnittsaufgabe auf andere Fachbereiche ausstrahle. Das möchte er enger ans Bürgermeisterbüro anbinden, um so die Infrastruktur in Quickborn in Richtung Klimaneutralität federführend und übergreifend aufzubauen. Denn „unsere Enkel werden uns bald fragen, was habt ihr gegen den Klimawandel getan?“
Quickborn: Verwaltungsreform ohne zusätzliches Personal
Mit der neuen Struktur soll es keine neuen Personalstellen im Rathaus geben, versichert Beckmann. Über den von ihm vorgeschlagenen Zuwachs von 23 Stellen auf 281 Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung entscheidet die Ratsversammlung im Zuge der Haushaltsberatung am Montag, 30. Januar.
Bei der Verwaltungsreform wird es aber keine finanziellen Verlierer im Rathaus geben. Die Ratsversammlung stimmte mehrheitlich für eine „monetäre Besitzstandswahrung“ der jetzigen Amtsinhaber, „deren Stellen im Zuge der Änderung der Verwaltungsgliederung von einer Abwertung betroffen sein könnte. Als einzige Fraktion stimmte die CDU dagegen.