Kreis Pinneberg. Im Kampf um den Standort des Krankenhauses klotzt Elmshorn mit konkreter Idee. Das sagt Pinnebergs Bürgermeisterin.
Wenn es nach den Verantwortlichen der Stadt Elmshorn ginge, könnte wohl schon morgen mit dem Neubau der geplanten Zentralklinik in der Krückaustadt begonnen werden. Ein ausreichend großes Grundstück ist gegenüber vom jetzigen Klinikum so gut wie baureif vorhanden.
Zentralklinik: Elmshorn legt eigene Vision vor
Es gibt bereits einen professionell erarbeiteten Raumplan und eine Ansicht, wie das neue Krankenhaus mit seinen 870 Betten aussehen könnte, das die Regio Kliniken bis 2032 im Kreis Pinneberg für 500 Millionen errichten wollen. Sogar ein fertiges 3-D-Modell und viele gute Argumente, warum Elmshorn der ideale Standort sei, präsentierte Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje mit seinem Team vor etwa 100 Besuchern am Dienstagabend in der Erich-Kästner-Schule.
„Wir wollen hier nicht nur ein schönes Krankenhaus bauen, sondern eine medizinische Rund-um-Versorgung für die Bevölkerung“, zeigte Hatje die Vision auf. Dabei gehe es nicht nur um die Bürger und Patientinnen des Kreises. Vielmehr müsse die neue Klinik die Versorgung des gesamten südwestlichen Raumes von Schleswig-Holstein mit einem Einzugsgebiet von 160.000 Menschen im Blick haben. „Und da hat Elmshorn beste Voraussetzungen für die neue Zentralklinik“, ist Hatje überzeugt. „Wir liegen genau in der Mitte zwischen Hamburg und Itzehoe.“
Hamburger Kliniken zu weit entfernt für Elmshorner Patienten
Dieses Argument griff Marius Munk, Hatjes Amtsleiter für Stadtentwicklung und Umwelt, in seiner Präsentation auf. Denn wichtigstes Kriterium bei der Auswahl des neuen Standortes – zwischen Elmshorn und Mitbewerber Pinneberg – soll die Erreichbarkeit der Klinik für Mitarbeiter, Patienten und Besucher sein. So hat es die Geschäftsführung der Regio Kliniken festgelegt, die ein Expertengremium beauftragt hat, von heute an bis Mitte März die drei eingereichten Grundstücke in einer Rangfolge zu bewerten. Dabei geht es wie berichtet um zwei Areale in Pinneberg (Ossenpadd und Am Rehmenfeld) und das in Elmshorn (Agnes-Karll-Allee).
Die 9,4 Hektar große Baumschulfläche zwischen Wittenberger und Hamburger Straße, für die bereits das Bauleitverfahren eingeleitet ist, böte den Vorteil, dass die Menschen im Norden des Kreises schnell die Klinik erreichen könnten, führte Munk aus. Für die Pinneberger gelte dies in Richtung Hamburg. Laut eines Landesgutachtens suchen sie schon jetzt in akuten Krankheitsfällen überwiegend die Hamburger Kliniken auf. Für die Bewohner von Horst, den Hörnerdörfern, einem Teil der Elbmarsch und für Elmshorn selbst gelte das nicht. Die bräuchten länger als eine halbe Stunde ins Krankenhaus. „Das reißt eine zu große Lücke“, befand der Fachbereichsleiter und sagte: „Gesundheit kennt keine Grenzen.“
Elmshorn will mit Attraktivität des Standortes punkten
Laut des Landesgutachtens, das das Sozialministerium 2020 in Auftrag gab, schwanken zurzeit die Fahrtzeiten ins Krankenhaus für die Bewohner des Kreises zwischen 6,2 und 59,5 Minuten. Der Mittelwert liegt aktuell in Pinneberg bei 17,7 und in Elmshorn bei 19,3 Minuten. Für einen Neubau, der auf Vorschlag des Gutachtens zwischen Pinneberg und Elmshorn an der A23 liegen sollte, errechnete es eine Fahrtzeit von 23,3 Minuten.
Auch die Attraktivität des Standortes für die Ärzte und Pflegekräfte spielt bei der Bewertung eine große Rolle. Auch dabei könnte Elmshorn hervorragend punkten, ist Munk überzeugt. Alle zehn Minuten fahre ein Zug von Elmshorn nach Hamburg und zurück. „In 13 Minuten ist man in Pinneberg, in 22 Minuten am Dammtor.“ Das vorgeschlagene Klinikareal sei bereits gut an das ÖPNV-Netz angeschlossen und der Bahnhof in elf Minuten mit dem Bus zu erreichen. Die S-4-West, die ebenfalls bis 2032 von Hamburg bis Elmshorn gebaut werden soll, verkürze die Fahrtzeiten weiter.
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Architekten stellen ihre Ideen für die neue Zentralklinik vor
Zudem „bietet die Stadt Elmshorn eine sehr hohe Lebensqualität“, betonte Munk und zählte das geplante Erlebnisbad, die 500 geplanten zusätzlichen Wohnungen, den neuen Bahnhof und den gesamten Umbau der Elmshorner Innenstadt mit Sanierung der Knechtschen Hallen auf, in den in den nächsten Jahren rund eine Milliarde Euro investiert werden soll.
Anschließend erklärten die Architekten Karsten Gottwald aus Berlin und Uli Schneider aus Braunschweig, der bereits die Knechtschen Hallen überplant, wie sie sich den Klinikbau vorstellten. Demnach würde das Gebäude mit der geforderten Grundfläche von 55.000 Quadratmetern fünfgeschossig sein. Im Keller wäre die Technik und der Zugang für den Rettungsdienst. Das Erdgeschoss stünde für Chirurgie und Intensivmedizin bereit. Und die 870 Patienten könnten in den vier Etagen darüber in Ein- bis Dreibettzimmern untergebracht werden.
Zentralklinik: Neubau soll umweltfreundlich und nachhaltig werden
Auf dem Dach sollen Grünflächen und Solarstromanlagen installiert werden. Wobei die Architekten betonten, dass ihre Konzeptstudie nur die Machbarkeit aufzeige. Wie das Krankenhaus letztlich geplant und im Detail aussehen soll, entscheide der Investor, die Regio Kliniken und seine beiden Gesellschafter, die Sana AG und der Kreis Pinneberg.
Wenn dann das neue Krankenhaus fertig sei, könnte auf dem Gelände der jetzigen Klinik, eine insgesamt 26 Hektar große Fläche, ein großer Gesundheitscampus entstehen. Ambulante Ärzte, Reha-Zentren, Tageskliniken, Pflegeeinrichtungen, Hospiz und ein Komplex für die Ausbildung der Pflegekräfte könnten dort entstehen. Aber auch Wohnungen und Hotels für Mitarbeitende, Patienten und deren Angehörige sowie Kindergärten, Freizeit-, Kultur- und Gastronomie-Angebote ließen sich hier leicht und locker realisieren. „Es soll ein lebendiges Quartier mit viel Grün werden, das eine vielfältige Nutzung bietet“, sagte Architekt Schneider.
Zentralklinik: Elmshorn hofft auf den Zuschlag als Standort
Gerade dieser Punkt mit der Anbindung von Ärzten und Reha-Zentren an die neue Klinik spreche besonders für den Standort Elmshorn, glaubt Bürgermeister Hatje. Denn die von der Kreisstadt Pinneberg angebotenen Flächen böten nicht diese großen Erweiterungsmöglichkeiten. „Elmshorn kann das“, sagte Hatje. „Wir sind nicht nur die große kreisangehörige Stadt. Wir sind die aufstrebende große Wohnstadt im Kreis Pinneberg.“
Dem widerspricht Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg in einer aktuellen Replik. Auch die beiden Pinneberger Flächen wären mit 15 bis 18 Hektar weit größer als die von Regio geforderten neun Hektar Land. „Mit diesem großzügigen Angebot ermöglichen wir den Regio Kliniken Spielräume für ihre Konzepte, indem wir deutlich mehr Fläche anbieten als gefordert.“, so Urte Steinberg. „Für Personalwohnheim, Patientenhotel, Hospiz, externe Partner und anderes ist also genügend Platz.“