Kreis Pinneberg. Arbeitnehmervertreter der Regio Kliniken sind empört. Unklarheit bei Fördermitteln des Landes für die neue Zentralklinik sei „fatal“.
Das plötzliche Zögern der schwarz-grünen Landesregierung, sich mit 300 Millionen Euro an der Finanzierung der geplanten Zentralklinik im Kreis Pinneberg zu beteiligen, hat den Betriebsrat der Regio Kliniken aufgeschreckt. „Wir sind in großer Sorge um die Zukunft der Regio Kliniken“, sagt Herta Laages, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. „Wir haben die Faxen dicke“, fügt sie wütend hinzu. „Plötzlich wird alles in Frage gestellt, was vorher einheitlich beschlossen war.“
Kreis Pinneberg: Betriebsrat der Regio Kliniken hat die „Faxen dicke“
Die in monatelanger Überzeugungsarbeit mit der Kreispolitik, der Kreisverwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern erreichte Einigung, für einen zentralen Standort im Kreis bis 2032 einen der beiden Klinikstandorte in Elmshorn oder Pinneberg aufzugeben, sei plötzlich obsolet. „Wir mussten erst einmal alle überzeugen, dass wir keine Klinik schließen, sondern eine moderne zentrale Klinik aufbauen wollen. Das hatten wir geschafft.“ Die gesamte Perspektive für die 2500 Kolleginnen und Kollegen würde sich nun in Luft auflösen, sie regelrecht vor den Kopf stoßen, sagt Betriebsrat Hauke Kerling.
Die große Belastung der Klinikbeschäftigten in der Corona-Pandemie und der aktuellen Grippewelle sei für viele Mitarbeitende nur durch die Aussicht auf bessere und modernere Strukturen auszuhalten gewesen. „Dieser Rettungsanker, zu denken, dass es bald besser wird, ist verschwunden“, sagt Kerling. Die Landesregierung verspiele ohne Not den letzten Hoffnungsschimmer für die Beschäftigten, die es Leid seien, die Doppelbelastung, in kleineren Schichtteams jeweils in zwei Krankenhäusern arbeiten zu müssen, zu ertragen, kritisiert Kernling.
- Land zögert bei Zentralklinik: Kreis will den Druck erhöhen
- Was wird aus der neuen Klinik in Pinneberg? Zoff im Landtag
- Krankheitswelle: Kliniken verschärfen Regeln für Besucher
Betriebsrat der Regio Kliniken kritisiert die Landesregierung
Gerüchte, dass die neue Landesregierung eine Kehrtwende in dieser Finanzierungsfrage machen wolle, habe es schon gegeben, sagt Herta Laages. Aber sie konnten und wollten es anfangs nicht glauben, dass die 300-Millionen-Euro-Zusage des zuvor vom FDP-Gesundheitsminister Heiner Garg geführten Ressorts auf einmal nicht mehr gelten solle.
Umso gespannter hätten sie die Landtagsdebatte in dieser Woche verfolgt, wo sie weder von CDU noch Grünen der Landesregierung Worte hörten, dass dieses Versprechen aus dem Frühjahr auch eingehalten werde. Alles sei in Frage gestellt worden, so Herta Laages. Sie warnt: „Das ist der Tod der Krankenhäuser.“
Die Regio Kliniken machten sich vorausschauend auf den Weg, die Bundesvorgaben zu erfüllen, größere Einheiten zu schaffen, mit einem angegliederten Gesundheitscampus auch die ambulante medizinische Versorgung zu stärken. Doch die Landesregierung klinke sich aus und entziehe sich ihrer gesetzlichen Pflicht, die Finanzierung der Krankenhäuser sicherzustellen. Zumal daran auch zur Hälfte die Kommunen im Kreis beteiligt seien.
Kreis Pinneberg: Ist die geplante Zentralklinik in Gefahr?
Zwar soll die neue Zentralklinik erst nach 2028 in Pinneberg oder Elmshorn errichtet werden. Doch wenn im März 2023 von den beiden Gesellschaftern – der Kreis Pinneberg und Sana AG – der endgültige Standort festgelegt werde, müsse sofort gehandelt werden. „Sana müsste dann das angebotene Grundstück kaufen. Das wird der Konzern aber nicht tun, ohne zu wissen, dass dort auch gebaut werden kann“, sagt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. „Das geht gar nicht. Dafür haben wir kein Verständnis.“
Die Auswirkungen dieses Signals seien fatal. Das Image der Regio Kliniken als attraktiver, größter Arbeitgeber in der Region gehe verloren. Der Fachkräftemangel, der sich nur schwer aufhalten ließe, werde ungeahnte Dimensionen entfalten. „Aber es werden ja bald Kommunalwahlen im Mai sein“, sagt Herta Laages. „Unsere 2500 Kolleginnen und Kolleginnen sind auch 2500 Wähler im Kreis.“
Ihre Hoffnung sei jetzt ein Appell an die Landesregierung, zu ihrem Wort zu stehen. Dafür möchten sie jetzt alle acht Landtagsabgeordneten aus dem Kreis einladen. Darunter sind mit Peter Lehnert, Martin Balasus, Birte Glißmann, Karin Prien (alle CDU) und Eka von Kalben (Grüne) fünf Fraktionsmitglieder der Landesregierung.