Quickborn. Neuer Verwaltungschef will Ämter im Rathaus umstrukturieren – mit mehr Stellen. Das sorgt in der Politik für Gegenwind.

Quickborns neuer Bürgermeister Thomas Beckmann (FDP), noch keine 80 Tage im Amt, steht vor seiner ersten großen Bewährungsprobe, die auch eine Machtprobe sein wird. So plant der neue Verwaltungschef, ganz ähnlich wie sein Amtsvorgänger Thomas Köppl es vor 18 Jahren getan hat, quasi als erste Amtshandlung eine Verwaltungsreform im Rathaus zu etablieren. Vier von zehn Fachbereichen will er zusammenlegen und eng ans Bürgermeisterbüro binden.

Quickborn: Machtprobe um Verwaltungsreform im Rathaus

Doch die Politik ist davon noch nicht recht überzeugt. In erster Lesung vor Weihnachten lehnten sie diesen Vorschlag einmütig im Hauptausschuss ab – auch die FDP. Inzwischen stehen noch drei der vier Fraktionen dem Vorhaben skeptisch bis ablehnend gegenüber. Dass ausgerechnet der ehemalige FDP-Vorsitzende, der Beckmann bis zu seinem Amtsantritt war und der immer einer Verschlankung der Verwaltung das Wort geredet hat, nun plötzlich 23 zusätzliche Stellen schaffen und damit das Personal um knapp acht Prozent auf rund 281 Stellen aufstocken will, stößt einigen Politikern sauer auf.

Um seine Verwaltungsreform durchzubringen, braucht Beckmann auf der eigens dafür einberufenen Sondersitzung der Ratsversammlung am Montag, 16. Januar, zumindest die Zustimmung von 13 der 38 Ratsmitglieder. Da dem ehemaligen FDP-Vorsitzenden die Liberalen mit ihren acht Stimmen an der Seite stehen, fehlen ihm noch fünf Voten der anderen Fraktionen, die er von der Sinnhaftigkeit überzeugen muss. Dem aufgestockten Stellenplan muss eine Mehrheit der Ratsversammlung zustimmen, damit die Stellen ausgeschrieben werden können.

Quickborn: Was Bürgermeister Beckmann mit der Verwaltung vor hat

Beckmann will die Fachbereiche Recht und interne Dienste, Büroleitung, Koordination der vier mitverwalteten Gemeinden sowie Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung zu einem Fachbereich zusammenlegen. Die Abteilungen darunter sollen künftig zu Fachdiensten werden, was dann denselben Bezeichnungen wie in der Kreisverwaltung entspräche. Doch CDU, SPD und ein Teil der Grünen wollen den wichtigen Bereich der Stadtentwicklung unbedingt eigenständig belassen. Dass die Wirtschaftsförderung gestärkt und somit künftig Chefsache werden soll, könnten sie nachvollziehen und unterstützten sie, beteuern alle auf Abendblatt-Nachfrage.

„Uns stört, dass der Bürgermeister hier eine weitere Verwaltungsebene einziehen will, die zusätzlich Distanz zum Bürgermeister schafft“, sagt CDU-Fraktionschefin Annegret Tegen. Dann müsse sie ja jedes Mal, wenn sie sich über das Thema Stadtentwicklung informieren oder dazu etwas anzumerken habe, sich direkt an den Bürgermeister statt an den Fachbereichsleiter wenden, gibt sie zu bedenken.

Auch Astrid Huemke, SPD-Fraktionsvorsitzende, ist nicht recht überzeugt von der Idee, Fachbereichsleiter Felix Thermann in diesen neuen, übergeordneten Fachbereich zu integrieren. „Das passt irgendwie nicht“, findet sie. Die Stadtentwicklung sei so wichtig, dass sie nicht in einer Melange von mehreren Aufgabenbereichen untergehen dürfe. „Wir wollen, dass der Bereich Stadtentwicklung so bleibt, wie er ist.“

Quickborn: Politik befürchtet erhebliche Mehrkosten

Zugleich betonen aber Tegen und Huemke, dass sie den Bürgermeister in seiner Arbeit nicht blockieren wollen. Beide aber fürchten erhebliche Mehrkosten durch die neue Verwaltungsgliederung. Das weist Beckmann aber von sich. „Im Zuge der Verwaltungsreform gibt es keine einzige neue Personalstelle im Rathaus“, versichert er. Dotiert werden soll die neue Fachbereichsleitung mit Stufe A14 (4500 bis 6000 Euro brutto im Monat), die ohnehin vorhanden, aber nicht besetzt sei.

Moderatere Töne kommen vonseiten der Grünen. Fraktionschef Dirk Salewsky begrüßt es ausdrücklich, dass Bürgermeister Beckmann die Verwaltung so strukturieren wolle, dass alle Bereiche so aufgestellt sind, dass keiner unterbesetzt ist. So argumentiert Beckmann, mit größeren Organisationseinheiten in der Verwaltung ließen sich vakante Stellen eher besetzen und Vertretungen leichter kompensieren.

Dazu sagt Salewsky: „Es ist gut und richtig, dass der Bürgermeister dieser unnötigen Mehrbelastung schnell entgegenwirken will.“ Ein Teil seiner Fraktion habe aber ebenfalls Bedenken, dass der Bereich Stadtentwicklung in diesen neuen Super-Fachbereich eingegliedert werden soll. Die Stimmung stehe bei „50:50“, so Salewsky.

Die Freien Demokraten unterstützen das Vorhaben des Bürgermeisters

Volle Zustimmung bekommt Beckmann erwartungsgemäß von der FDP-Fraktion. Fraktionschef Jürgen Scharley betont: „Wir sind damit einverstanden.“ Die Neugliederung mache Sinn und beende endlich die unsägliche Ausweitung der Stadtverwaltung auf zehn Fachbereiche, wie sie Köppl seinerzeit geschaffen habe, unterstützt FDP-Vizefraktionschefin Annabell Krämer ihren Parteikollegen.

Beckmann selbst, der von Haus aus Diplombiologe ist, sagt, dass er die Stadtentwicklung als übergreifende Querschnittsaufgabe verstehe, die er ganz eng ans Bürgermeisterbüro andocken wolle. „Es geht darum, das Thema Klimaneutralität zu einer zentralen Aufgabe zu machen, um den Bürgerinnen und Bürgern eine Infrastruktur zu ermöglichen, in der sie möglichst energiearm leben können.“

Quickborn: Beckmann betont, Personalrat habe Plänen zugestimmt

Darum will er auch, dass die halbe Stelle des bewilligten Klimamanagers auch zu einer Vollzeitstelle aufgestockt wird. In zahlreichen Bereichen der Verwaltung gebe es Verknüpfungen zum Klimaschutz. „Da sind viele Synergieeffekte möglich“, ist Beckmann überzeugt, wohlwissend, dass er dafür noch erheblich mehr Überzeugungsarbeit bis Montag werde leisten müssen. „Ich weiß ja, dass es manchmal schwerfällt, mit Veränderungen umzugehen“, sagt er. Aber auch der Personalrat habe diesen Plänen voll zugestimmt. Zumal keine der künftig wegfallenden Fachbereichsleitungen finanzielle Einbußen davon tragen sollen.

Beim neuen Stellenplan weiß Beckmann, dass er da auf die mehrheitliche Zustimmung der Ratsversammlung angewiesen ist. Aber die gewünschte Aufstockung des Personals resultiere nicht aus der neuen Verwaltungsgliederung, sondern den gewachsenen Aufgaben in der Verwaltung. So seien zwölf der 23 zusätzlich zu besetzenden Personalstellen ohnehin schon vor seiner Amtszeit bewilligt worden. Und weitere knapp vier Stellen wären durch Gebühren und Zuschüsse der verwalteten Gemeinden gegenfinanziert.