Kreis Pinneberg. Darum gilt die Elbstadt als klarer Favorit bei der Standortvergabe für ein neues Gründerzentrum im Kreis Pinneberg.
Die Würfel sind jetzt wohl wirklich in Richtung Elbestadt gefallen – zumindest im Hinblick auf das geplante Gründungs- und Technologiezentrum (GTZ) für den Kreis Pinneberg. Der Wirtschaftsausschuss des Kreistages hat sich auf einer Sondersitzung noch einmal die Konzepte der drei Bewerber-Kommunen Elmshorn, Pinneberg und Wedel angehört. Dabei stach die Stadt Wedel klar heraus.
Gründerzentrum: Warum Wedel gute Chancen als Standort hat
Bürgermeister Gernot Kaser und seine Mitstreiter hatten sich hervorragend vorbereitet. Zumal anschließend der erfahrene Gutachter Jörg Lennardt dem Ausschuss noch mal in nichtöffentlicher Sitzung im Detail erläuterte, warum er dem Kreis eindeutig Wedel als Standort für das GTZ empfiehlt. Lennardt ist Experte, er hat den größten Technologiepark Deutschlands in Dortmund mitgegründet.
Der Unterschied zwischen den drei Bewerbern sei „signifikant“, sagte Gutachter Lennardt bereits während der Dezember-Sitzung des Gremiums, als er den Kreispolitikern erstmals seine Bewertung vorstellte. Dieser Vorteil Wedels lässt sich nun auch mit Zahlen eindeutig belegen. So wurden alle drei Vorschläge nach 64 Kriterien beurteilt, für die der Gutachter bis zu zehn Punkte verteilte. Am Ende liegt hier Wedel mit 371 Punkten klar und deutlich vor der Stadt Elmshorn mit 310 Punkten. Die Stadt Pinneberg landet in diesem Ranking abgeschlagen mit 280 Punkten an dritter Stelle.
- Neues Gründerzentrum: Warum nun Wedel der Favorit ist
- Nordgate – Wirtschaftliches Erfolgsmodell für die Region
- Stadt Elmshorn bewirbt sich um neues Gründerzentrum
Gründerzentrum: Endgültige Entscheidung fällt im Februar
Für den Kreistag dürfte es schwer werden, von dieser bewerteten Reihenfolge bei der Entscheidung im Februar abzuweichen oder sie zu ignorieren, sagte ein Kreistagsmitglied dazu im Anschluss. Zumal der Kreis dafür fünf Millionen Euro als Anschubfinanzierung bereitstellen will und dieselbe Investitionssumme von der künftigen Standortkommune für Bau und Betrieb des GTZ erwartet.
Auch von der Präsentation des Wedeler Konzeptes zeigten sich die Ausschussmitglieder beeindruckt. „Das war eine starke Vorstellung von Wedel“, sagte Vorsitzender Jens Petersen (FDP). Und Nadine Mai (Grüne) überzeugte, „dass Wedel als einzige Kommune die Unternehmen als Partner und Mitorganisatoren des Gründerzentrums betrachtet“ und die jungen Menschen in den Mittelpunkt stellt. Immerhin sollen vor allem sie damit angesprochen werden, um Kreativität und Mut bei einer Geschäftsidee zu stärken und zu fördern. Auch Helmuth Jahnke (SPD) hält die Vorteile Wedels für „plausibel und nachvollziehbar“.
Wedel kann mit Fachhochschule als Standortfaktor punkten
Wedel bietet dem Kreis ein 16.000 Quadratmeter großes, voll erschlossenes Areal am Businesspark direkt an der Elbe als möglichen Standort für das GTZ an, erläuterte der städtische Wirtschaftsförderer Manuel Baehr. Kreisweit verfüge die Stadt mit knapp 80 Prozent über den höchsten Fachkräfteanteil bei den Beschäftigten. Jeder vierte habe einen akademischen Abschluss, was beinahe doppelt so viel wie der Durchschnitt im Kreis sei.
Als einziger Bewerber kann Wedel dabei mit einer Fachhochschule punkten, die bereits seit Jahren eine „Gründerkultur“ bei ihren Studierenden entfacht habe, wie Prof. Jan-Paul Lüdtke ausführte. „Ein Gründerzentrum braucht eigene aktive Netzwerke“, sagte der Dozent, der über Start-ups einschlägig geforscht hat. „Etablierte Unternehmen profitieren von einem lebendigen GTZ“, sagte der Professor und nannte ein anschauliches Beispiel. Demnach hätten Studenten eine kostengünstige, virtuelle Variante entwickelt, wie Rettungssanitäter fachlich ausgebildet werden könnten. Den „marktreifen Prototypen“ haben sie bereits Fachfirmen präsentiert. „Ein Gründerzentrum funktioniert als Kommunikationsplattform und strahlt als Influencer positiv nach außen“, so der Professor.
Gründerzentrum: Elmshorn favorisiert eine Lösung mit einem Investort
Elmshorn dagegen bringt beim GTZ nicht seine Nordakademie ins Spiel. Ohnehin will sich die Stadt nicht sonderlich finanziell engagieren, wie Bürgermeister Volker Hatje betonte. Anders als in Pinneberg und Wedel soll ein Investor das GTZ auf seinem 7600 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe des Kreishauses errichten. Das Gebäude sollen dann der Kreis, die WEP und weitere Kommunen für das GTZ anmieten. „Der Kreis muss den Hut auf haben“, sagt Hatje. Folglich stehe Elmshorn für etwas anderes als das Investorenmodell „nicht zur Verfügung“.
Die Kreisstadt Pinneberg hat ihr Areal auf dem Eggerstedt-Gelände mit 19.000 Quadratmetern jetzt erheblich gegenüber dem ursprünglichen Angebot nachgebessert. „Da können Sie sofort anfangen zu bauen. Sie müssen nur zuschlagen“, warb Wirtschaftsförderin Birgit Schmidt-Hader für die Kreisstadt. Energie und Umwelt sollten die vornehmlichen Branchen für das GTZ sein. Wobei sie mögliche Partnerfirmen in Heide und Husum nannte. Die dortigen Kreise und auch Steinburg betreiben aber allesamt bereits eigene Gründerzentren.
Gründerzentrum: Entscheidung über Standortfrage soll im Februar fallen
Auch bei der Finanzierung spreche alles für Wedel, das ein finanzielles Engagement in Aussicht stelle, heißt es von politischer Seite. So würde das Elmshorner Investorenmodell die Hauptlast dem Kreis überlassen. Und die Kreisstadt gehe mit einer Investitionssumme von 6,8 Millionen Euro von eher falschen Erwartungen aus. Die Summe werde eher eine zweistellige Millionensumme sein müssen, sagen die Experten.
Die von Pinneberg genannten 2500 Neugründungen im Jahr wären völlig unrealistisch und bezögen sich auf Gewerbeanmeldungen, die aber eher überwiegend Ein-Mann-Betriebe oder steuerliche Veränderungen seien. Tatsächliche Neugründungen durch das Gründerzentrum dürften im Bereich von fünf bis 20 pro Jahr liegen, schätzt WEP-Chef Harald G. Schroers. „Das sind die Erfahrungen von den anderen Gründerzentren im Land.“
Die Entscheidung zur Standortfrage soll während der nächsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Montag, 13. Februar, fallen.