Elmshorn. Weniger Kirchgänger, hohe Energiekosten, weniger Pastoren: Elmshorner Gemeinden führen Rotationsprinzip ein. Die Details.

Auch die Kirchen müssen Energie sparen. In Elmshorn werden aus diesem Grund nun Gottesdienste zusammengelegt. Statt in jeder Kirche parallel Gottesdienste anzubieten, haben die Gemeinden im Stadtkonvent – dem monatlichen Treffen der christlichen Religionsgemeinschaften in Elmshorn – ein Rotationsprinzip beschlossen. St. Nikolai, Emmausgemeinde und Bugenhagen in Klein Nordende bieten jeweils drei Gottesdienste in der eigenen Kirche und einen vierten an einem der anderen Orte an.

Elmshorn: Warum die Kirchen ihre Gottesdienste zusammenkürzen

Die Friedenskirchengemeinde feiert ab sofort entweder in der Luther- oder in der Ansgarkirche. Für die Besucher aus anderen Gemeinden wird ein Fahrdienst angeboten. „Allein in der Friedenskirchengemeinde hätten wir ansonsten 70.000 Euro mehr an Energiekosten aufbringen müssen“, sagt Pastorin Britta Stender. Mitgerechnet ist neben den beiden Gotteshäusern das Haus der Begegnung, das sich in Trägerschaft der Friedenskirchengemeinde befindet.

Allerdings ginge es nicht nur darum, Energiekosten zu sparen. Gründe für das Zusammenrücken seien auch rückläufige Pastorenstellen und sinkende Besucherzahlen. „Wir platzen längst nicht mehr aus allen Nähten“, beschreibt Stender die Situation in den Gottesdiensten. Insbesondere die zweiten Feiertage wie Ostermontag oder Pfingstmontag würden nicht mehr wie früher angenommen. „Und Himmelfahrt wird auch immer mehr zum Vatertag.“

Gemeinden verzeichnen immer weniger Kirchgänger

Besucherzahlen – auch aus Vor-Corona-Zeiten – würden genau ausgewertet. „Am vergangenen Wochenende waren es etwa 50 Menschen im Gottesdienst“, sagt Stender. Mehr als während der Pandemie. „Wir machen auch gerade aktiv Werbung.“ Aber es sind eben auch weniger als vor zehn Jahren. Die Schlussfolgerung: Die Anzahl der Gottesdienste der Friedenskirchengemeinde – bislang waren es zwei pro Sonntag – werden halbiert und finden abwechselnd in der Ansgar- und in der Lutherkirche statt.

„Wenn die Menschen die Angebote der Kirche nicht nutzen, können wir sie auch nicht ewig vorhalten.“ Wenn niemand in den Sommerferien die Gottesdienst besuche, müsse man sich fragen, ob diese noch sinnvoll seien, Grundsätzlich schaue man, was die Elmshorner wollten.

Die fünfte Gemeinde im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf, Zum Guten Hirten, unterscheidet sich von den anderen im inhaltlichen Profil und will daher nicht rotieren, sondern behält ihr Programm bei. Am Standort Uhlenhorst feiern Pastor Hartmuth Wahnung und Team jeden Sonntag Gottesdienst und Kindergottesdienst.

Elmshorner Kirchengemeinden wollen enger zusammenrücken

Die vier anderen Kirchengemeinden möchten ihr neues Konzept nicht als Mangelwirtschaft aufgrund der aktuellen Lage verstanden wissen. Schon lange gebe es Gespräche, wie Gemeinden enger zusammenrücken und auch ihre Gebäude besser nutzen können. „Nur für die eigene Gemeinde zu denken, ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Pastorin Stender. Die jungen Pastoren, von denen es auch einige in Elmshorn gibt, lernten von Anfang an, Kirche für die Stadt zu entwickeln und nicht für den eigenen Kirchturm.

„Wir sind für alle Menschen da“, ergänzt Pastorin Karin Johannigmann aus der Emmausgemeinde. Sie weist darauf hin, dass für viele Elmshorner die Gemeindegrenzen nicht mehr so wichtig sind, sondern das inhaltliche Angebot sowie die Beziehung, die Menschen zu bestimmten Personen in der Kirche aufbauten.

An dieser Stelle, bei der Priorisierung von Inhalten, stünden die Weichen schon auf Zukunft, so Johannigmann. Kirche werde irgendwann nicht mehr als Vollservice aller Angebote an allen Orten verstanden werden. Sondern an einem Ort wird Jugendarbeit angeboten, woanders der Schwerpunkt auf Musik gesetzt oder auf Seniorenarbeit. Dort engagieren sich Pastorinnen, Diakone und Ehrenamtliche dann speziell für ihr Thema und ihre Zielgruppe.

Elmshorn: Was die Kirchengemeinden in diesem Jahr vorhaben

Auch eine Zusammenlegung von Verwaltungsstrukturen sei grundsätzlich möglich – und vielleicht irgendwann eine einzige Kirchengemeinde Elmshorn? Doch dies sei Zukunftsmusik, da sind sich die Beteiligten im Stadtkonvent erstmal einig. Schließlich sei die Kirche für die Menschen da und diese wolle man mitnehmen bei den Planungen.

Gottesdienste, die besonders beliebt sind, werden beibehalten. Glanzpunkte sind Himmelfahrt unter freiem Himmel auf dem Hof Uhlenhoff Reumann in Kölln-Reisiek. Dort werden in diesem Jahr alle Elmshorner Gemeinden feiern. Auch der Kantatengottesdienst zu Weihnachten in der St. Nikolaikirche zählt zu den Highlights, die bleiben. Ein großes Tauffest wollen die Kirchengemeinden am 17. Juni feiern – voraussichtlich im Freibad des Badeparks Elmshorn. Das ist eine Premiere.