Elmshorn. Nach Finanzaffäre blickt der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf in die Zukunft. Mitgliederschwund bereitet Verantwortlichen Sorgen.
Auf der Synode des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf wurde nicht nur Steffen Paar zum neuen, zweiten Propst der Doppelspitze mit Thielko Stadtland gewählt – nach Möglichkeit soll der Blick nun auch, zumindest öffentlich, nicht mehr auf die Vergangenheit mit der Finanzaffäre im Februar gerichtet sein. Statt um den entlassenen Verwaltungsleiter Thomas Janßen und den zurückgetretenen Propst Thomas Bergemann will sich der Kirchenkreis um die Zukunft kümmern. Und die soll neben Umstrukturierungen vor allem klimafreundlicher werden. Mit durchaus kreativen Ideen.
Elmshorn: Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf will klimafreundlicher werden
Zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten sind für das kommende Jahr 400.000 Euro aus Rücklagen vorgesehen. Das sieht der verabschiedete Haushaltsplan vor. „Die Kirche soll beim Thema Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen. Es geht auch um die Bewahrung der Schöpfung“, sagte Beate Raudies, Präses der Synode. Bisher gibt es am Kirchlichen Zentrum Elmshorn ein Elektro-Auto und eines mit Verbrennermotor. Der Verbrenner soll nach Ablauf des Leasingvertrages abgeschafft werden. Nach Möglichkeit sollen Fahrgemeinschaften gebildet werden.
„Im Kirchenkreis soll es keine personenbezogenen Dienstwagen mehr geben. Auch nicht für die Pröpste“, so Propst Thielko Stadtland. Zwischen Elmshorn und Itzehoe fahre ein Zug, wirft Raudies ein. Zum Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf zählen die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden in Elmshorn, Barmstedt, Klein Nordende, Hohenfelde-Hörnerkirchen und Kollmar.
In den kommenden Jahren würde auch mehr Geld für besseres Klima ausgegeben werden. Das Thema der CO2-Emissionen sei in der Vergangenheit nicht gut bedacht worden. 0,8 Prozent der Mittel sind dafür zweckgebunden vorgesehen. Die Summe ist von 120.000 Euro aus dem Vorjahr nun auf die veranschlagten 400.000 Euro angestiegen. „2024 sind es dann eventuell noch mehr als diese 0,8 Prozent“, sagt Stadtland.
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Kirchenkreis: Heizen wird vor allem in den Wintermonaten wichtig
Sabine Tischendorf, seit April Leiterin der Verwaltung, prüft die Möglichkeiten von Photovoltaik auf Kirchendächern und Windkraft-Anlagen auf den Gebieten der kirchlichen Gemeinden. Die Gespräche mit den in Betracht kommenden Gemeinden stünden aber noch an.
Viele Kirchen seien zudem eher schlecht isoliert. Gerade das Thema Heizen in den Wintermonaten spielt eine große Rolle. Der Kirchenkreis hat eine Empfehlung für seine Gotteshäuser herausgegeben, die Nutzungstemperatur nicht über 16 Grad steigen zu lassen, die Grundtemperatur soll nicht unter fünf Grad fallen. „Letztlich liegt die Entscheidung über die genaue Gradzahl aber bei der jeweiligen Gemeinde“, sagt Stadtland.
Kirchenkreis bereitet sich auf Personalmangel vor
Auf personeller Ebene droht dem Kirchenkreis ein Aderlass. Allein bis zum Jahr 2029 scheiden 18 Prozent der Mitarbeiter aus Altersgründen aus. „Die Personalakquise gestaltet sich schwierig, da müssen wir auch flexibler werden und auch über neue Medien suchen“, sagt Tischendorf. Schon 2023 würden acht Pastoren des Gebiets in den Ruhestand gehen, diese Pfarrstellen bleiben vorerst vakant, da nur Geld für 2,5 Pfarrstellen im Haushalt geplant sind. Insgesamt hatte es zuvor 60 Pfarrer – also ausgebildete Geistliche im Dienst der Kirche – gegeben.
Propst Stadtland sprach sogar von einer „Ruhestandswelle“. Nun werde ein Umstrukturierungsprozess angeschoben, ein Pastor wird dann für mehr Gemeindemitglieder in unterschiedlichen Kirchen verantwortlich sein. Mit 2600 Mitgliedern pro Pfarrstelle werde gerechnet. Aber: Wie stehen die Pastoren dem gegenüber?
„Das Stimmungsbild ist positiv. Es geht eher in Richtung: Endlich geht es los, die Gemeinden neu zu strukturieren. Einige sind sehr motiviert, andere natürlich noch etwas zögerlich“, sagt der Propst. Die Jüngeren seien generell teamorientierter. Auch in der Verwaltung herrsche Aufbruchstimmung.
Kirchenkreis will sich nach Finanzaffäre neu aufstellen
Unterdessen habe der Kirchenkreis wie fast alle Kirchen mit schwindenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. In den vergangenen fünf Jahren sank die Zahl – größtenteils auf natürlichem Wege – um 14,5 Prozent. Aktuell gebe es damit nur noch 84.067 Mitglieder. Die Kirchensteuerzuweisung der Landeskirche für den Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf beträgt für 2023 gut 13,7 Millionen Euro, allerdings wird davon noch der sogenannte Gemeinschaftsanteil abgezogen, also Aufgaben, die Kirchenkreis- und Gemeinden gemeinsam betreffen, etwa die Pfarrbesoldungskosten, die mit gut vier Millionen Euro zu Buche stehen, oder die Kosten für das Verwaltungszentrum in Itzehoe.
Es bleibt eine Nettoverteilmasse von fast 5,7 Millionen Euro, die zu 32 Prozent dem Kirchenkreis und zu 68 Prozent dem Gemeindeanteil zugeordnet wird. „Wir sind mit den Beiträgen aus der Kirchensteuer mittlerweile wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Allerdings steht uns dadurch nicht mehr Geld zur Verfügung“, so Stadtland. Unter anderem seien die Kosten durch die erhöhten Gaspreise noch überhaupt nicht abschätzbar.