Elmshorn. Serie, Teil 2: Rathaus-Neubau und Umgestaltung des Bahnhofs sind zwei Mammutprojekte. Was sonst noch in Elmshorn ansteht.

Der Neubau eines bürgerfreundlichen Rathauses, Sanierungen der Grundschulen, die Umgestaltung des Bahnhofsareals und Klimaneutralität bis 2035 sind Ziele, die Elmshorn in den kommenden Jahren nachhaltig prägen sollen. Daher stehen die Zeichen auch im kommenden Jahr ganz auf Bauen. Der Stadtumbau West läuft seit 2004 und ist ein Thema, das die größte Stadt des Kreises Pinneberg noch eine lange Zeit beschäftigen wird. Sichtbar ist im Sanierungsgebiet bisher wenig passiert. Statt Aufbruch registrieren viele Bürger eher Stillstand, oft manifestiert an den Knechtschen Hallen, deren Entwicklung im Herzen des Stadtumbaugebietes bisher nicht gelungen ist. Oder an dem alten Postgebäude an der Berliner Straße, das schon lange abgerissen sein sollte. Was die Krückau-Stadt 2022 macht, was die Nachbarn in den umliegenden Amtsgemeinden planen – der Überblick.

1. Rathaus
Der Rathaus-Neubau „steht auf grün, es kann losgehen“, sagt Bürgermeister Volker Hatje. „Wir haben einen ganz klaren Plan, die Baugenehmigung liegt vor, die Finanzierung steht.“ Der erste Spatenstich kann allerdings erst im November 2023 erfolgen. Denn Voraussetzung für den Neubau südlich des Buttermarktes und südlich der Schauenburger Straße sind die Verlegung der Schauenburger Straße sowie der Ausbau der Berliner Straße mit dem Abriss der Häuser Nummer 18 und 20. Mitte Januar sollen die Abrissbagger an der ehemaligen Post anrücken. Der ehemalige Sky-Markt wird in der zweiten Hälfte des Jahres abgerissen.

2. Haus der Technik
Das Haus der Technik am Südufer des Hafens an der Straße Vormstegen ist das erste öffentliche Gebäude im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen, das fertig wird. Die Stadtentwässerung hat es als Schöpfwerk geplant. Der technische Teil im Untergrund ist fertig. Im Rahmenplan ist ein mehrgeschossiger Baukörper vorgesehen. In den oberen drei Geschossen werden Büroräume errichtet, die vom Sommer an von der Stadtverwaltung genutzt werden sollen. Von dort aus wird dann auch der Bau des Rathauses gesteuert. Elmshorn investierte knapp vier Millionen Euro in das Gebäude.

3. Knechtsche Hallen
Seit 15 Jahren stehen sie leer, die drei Hallen mit ihren mehr als 20.000 Quadratmeter Fläche. Die Stadt, die Eigentümerfamilie Sachau (Kibek) und der Freundeskreis sind an einem Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles interessiert, doch dazu werden Geldgeber oder Investoren gebraucht. Seit Oktober 2020 steht ein Nutzungskonzept für die Bauruine im Herzen des Sanierungsgebietes. Bis Ende 2021 haben acht Investoren erste Konzepte vorgelegt. Mit drei favorisierten Investoren sollen im neuen Jahr vertiefende Gespräche geführt werden.

4. Grundschulen
Im Grundschulbereich hat die Stadt ein Millionenprojekt angeschoben, um die offene Ganztagsschule an allen Einrichtungen einzuführen, und geht nun die nächsten Schritte. Die Astrid-Lindgren-Schule ist fertig. An der Friedrich-Ebert-Schule wird zurzeit für 6,5 Millionen Euro ein Anbau errichtet. Die Grundschule Kaltenweide wird folgen, denn in dieses Quartier ziehen viele junge Familien, und „die Schule platzt aus allen Nähten“, so Bürgermeister Hatje. Ein Erweiterungsbau soll im März 2023 begonnen und bis Ende 2024 fertiggestellt werden. 2027 sollen die Grundschule Hafenstraße und die Timm-Kröger-Schule fertig sein. Als letzte Grundschule dann die Einrichtung in Hainholz 2028.

5. Feuerwehr
Elmshorn wächst, die Aufgaben für die Feuerwehr wachsen mit. Doch die beiden Feuerwachen entsprechen nicht mehr den Vorschriften der Unfallkasse. Die Wache Nord an der Peterstraße war 1985 umgebaut worden. Und auch die 2004 in Dienst gestellte Wache Süd an der Hamburger Straße erfüllt schon lange nicht mehr alle Auflagen. Eine Machbarkeitsstudie befürwortet den Aus- und Umbau der Wache Süd zu einer großen, zentralen Hauptfeuerwache. Von hier soll dann ein Großteil der Einsätze gefahren werden. Die Kosten: 16 bis 20 Millionen, so der Verwaltungschef.

6. Bahnhof
Neben dem Stadtumbau ist es das zweite große Mammutprojekt: Der Umbau des Elmshorner Bahnhofs soll jetzt endlich starten, denn „die Bahn gibt jetzt richtig Gas“, sagt Hatje. „Die vierte Bahnsteigkante kommt.“ Bis zum Frühjahr lege die Deutsche Bahn dem Eisenbahnbundesamt einen Trassierungsvorschlag vor. Denn das ist wiederum Voraussetzung dafür, dass der neue Fernbahnhof in Hamburg-Diebsteich 2027 in Betrieb gehen kann. Elmshorn wird dann zum Pendlerknotenpunkt. Wann genau der Bahnhofsumbau starten kann, steht noch nicht fest. Volker Hatje ist zuversichtlich: „Bei der Bahn braucht es eben lange Zeit, aber dann läuft es.“

7. Innenstadtparken
Das Parkchaos in der Innenstadt soll mit dem neuen Parkraumkonzept beendet werden. Ab 2022 wird es in Elmshorn dann erstmals auch Anwohnerparken geben. Daneben werden in unterschiedlichen Zonen Parkplätze bewirtschaftet – mit einer Parkscheibenregelung, mit Parkscheinautomaten und – neu – per sogenanntem Handyparken. Ziel ist, durch einheitliche Regeln die Suche nach den besten Plätzen überflüssig zu machen und so den Suchverkehr einzudämmen. Zudem sollen mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad und auf den öffentlichen Nahverkehr bewegt werden.

8. Krankenhaus
Zu Beginn des neuen Jahres will Bürgermeister Volker Hatje offiziell die Bewerbung für den Bau eines Zentralkrankenhauses im Kreis Pinneberg an die Regio Kliniken, den Kreis Pinneberg und das Land Schleswig-Holstein einreichen. Der Bürgermeister bietet den Regio Kliniken eine Fläche von acht Hektar in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Klinik an der Agnes-Karll-Allee. Teile des jetzigen Bestandsgebäudes könnten in die Planung des Zentralkrankenhauses mit einbezogen werden. „Wir legen eine Bewerbung vor, mit der man am Standort Elmshorn nicht vorbeikommen kann.“

9. Hochwasserschutz
Wasser ist in Elmshorn schon immer ein Problem gewesen, insbesondere wenn die Krückau im Hafenbereich bedrohlich ansteigt oder es zu einem Überstau der Kanalisation kommt. Nun plant die Stadt, die Fläche der Festwiese im Steindammpark als Retentionsfläche umzugestalten. Das bedeutet, dass Erde abgetragen und die Wiese tiefergelegt wird, sodass die Stadt bei ein Starkregen oder Überschwemmung eine weitere zusätzliche Staufläche bekommt.

10. Gewerbegebiet
Elmshorn braucht dringend Gewerbefläche, so Hatje. Doch die Erschließung des neuen interkommunalen Gewerbegebiets Ost (Bokhorst) an der A 23, das Elmshorn und Kölln-Reisiek gemeinsam realisieren wollen, gerät immer wieder ins Stocken. „Uns fehlt technisches Personal“, erklärt Hatje. „Wir suchen jetzt unter anderem Tiefbauingenieure, die die Erschließungsmaßnahmen auf dem Gelände begleiten, sodass mit den Kanalbauarbeiten 2023 begonnen werden kann.“

11. Klein Nordende
Die größte Amtsgemeinde will den Verkehr für Fußgänger und Radfahrer sichererer machen und baut einen neuen Geh- und Radweg auf der Dorfstraße in Höhe des örtlichen Rewe-Lebensmittelhandels. Kostet 166.000 Euro.

12. Kölln-Reisiek
Nun wird sie gebaut, die Kindertagesstätte auf der brach liegenden Fläche zwischen dem Gemeindezentrum am Sandfohrt und der Siedlung Bergkoppel. 2019 wurde hier erstmals durch die Gemeinde eine Blühwiese eingesät. Und die ist auch der Namensgeber für das Projekt „Kita Blühwiese“, das die Gemeinde drei Millionen Euro kosten wird. Etwa 70 Kinder haben Platz in drei Krippen- und zwei Elementargruppen.

13. Seeth-Ekholt
An der Bundesstraße des so beschaulichen Seeth-Ekholt plant die Gemeinde zwei neue Bushaltestellen: in Fahrtrichtung Elmshorn auf der Höhe des Hauses Nummer 85, in Fahrtrichtung Pinneberg auf der Höhe von Nummer 74b. Die Kosten liegen bei knapp 110.000 Euro, die in Höhe von 60.000 Euro bezuschusst werden. Ebenfalls will die Gemeinde energiesparende LED-Lampen in die Straßenlaternen installieren. Die Investitionskosten liegen bei circa 50.000 Euro.

14. Klein Offenseth-Sparrieshoop
Bei der Feuerwehr wird’s eng. Die Retter fahren mehr Einsätze, die Fahrzeuge werden immer größer. Bereits 2020 kündigte Bürgermeister Günther Korff während des Neujahrsempfang den Bau eines neuen Feuerwehrhauses an. Die geschätzten Planungskosten betragen zurzeit 300.000 Euro. Eine genaue Höhe für die Kosten des Projekts sind bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Auch nach einem Standort für das neue Gebäude wird noch gesucht.

15. Seestermühe
Das alte Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Seestermühe ist mittlerweile 40 Jahre alt. Rund 200.000 Euro wird die Gemeinde in die Anschaffung eines neuen investieren.

16. Raa-Besenbek
Elmshorn wächst und braucht dringend Betreuungsplätze, speziell im Krippenbereich. Die neue Kita in der Nachbargemeinde Raa-Besenbek soll 135 Plätze erhalten, Elmshorn kann davon etwa 100 nutzen. Doch der Bau verzögert sich. Grund ist ein fehlendes Verkehrsgutachten, da eine Verkehrszählung wegen des ausgesetzten Präsenzunterrichts an den Schulen nicht erfolgen konnte. Demnach wird der Bau erst im Mai 2024 fertig sein. Die Kosten für die Kita waren bisher mit etwa 3,7 Millionen Euro veranschlagt worden.

Und das wurde aus den Projekten der Agenda 2021

Die Schwimmhalle sollte eigentlich am 5. Dezember eröffnet werden. Doch es fehlen wichtige Materialien, technisches Equipment wie beispielsweise die Notbeleuchtung. So lange diese nicht eingebaut sind, verweigert der Tüv die Abnahme.

Das Elmshorner Frauenhaus im Nordwesten der Stadt wurde um einen Anbau flächenmäßig erweitert. Bis zu 28 Frauen, die hier mit ihren Kindern Zuflucht, Beratung, aber auch Unterstützung finden können, haben Platz. Jetzt wird das Bestandshaus saniert. Die Immobilie befindet sich in städtischem Eigentum und wird vom Verein Frauen helfen Frauen in Not betreut.

Tausende von Autos fahren täglich auf der Hamburger Straße, einer vierspurigen Verkehrsachse, die unter anderem als Autobahnzubringer fungiert. Der dritte Bauabschnitt für die Sanierung der Straße zwischen Hainholzer Damm und Adenauer Damm begann am 16. August. „Wir liegen im Zeitplan, so wie angekündigt“, sagt Bürgermeister Volker Hatje.

Nach Jahrzehnten im Keller der Weißen Villa hat das Elmshorner Stadtarchiv nun seinen neuen Sitz in der Marktstraße 16 bezogen. Das fünfstöckige Wohn- und Geschäftshaus stiftete Eigentümer Herbert Gewers an die Bürgerstiftung, die dafür sorgte, dass das Stadtarchiv dort einziehen konnte. Zu Ehren des Stifters erhielt das repräsentative Haus in bester Innenstadtlage am Montag eine Tafel mit der Inschrift „Gewers-Haus“.