Quickborn. Nach der Unterschutzstellung des Quickborner Moores durch das Land haben Helfer jetzt Hand angelegt. Das sind die Maßnahmen.
Selbst eisige Temperaturen und Schnee konnten die Helfer im Himmelmoor nicht aufhalten. Nachdem das Land Schleswig-Holstein die 582 Hektar große Fläche nahe Quickborn erst jüngst zum Naturschutzgebiet erklärt hatte, lag der Fokus der Arbeiten auf der Renaturierung. „Wir haben unter anderem eine 60 Meter lange Benjeshecke gepflanzt und dafür 80 Pfähle in den Boden gerammt“, sagt Dan Zelck, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Torfbahn Himmelmoor.
Quickborn: Helfer machen Himmelmoor reif für Naturschutz
Mit einem Erdbohrer sei das selbst bei gefrorenem Böden problemlos möglich. Die Entkusselung – also das Entfernen von jungen Sträuchern, um die Bewaldung zu verhindern – klappe bei Kälte sogar besser. „Bei Frost ist der Boden härter und wir sinken nicht ein“, sagt der 37 Jahre alte Quickborner. In Benjeshecken wird Grünschnitt zwischen die Pfähle gelegt – sie dienen unter anderem als Lebensraum für Insekten oder als Nistplatz für Vögel.
Wie das Abendblatt berichtete , will das Umweltministerium künftig Tourismus mit dem Naturschutz verbinden. Dazu wurde ein Naherholungskonzept mit den örtlichen Ämtern erstellt. Demnach können Besucher weiterhin mit der historischen Torfbahn zwischen Ostern und Oktober durch das Moor fahren. Zudem gibt es sechs Aussichtspunkte, die Wander- und Reitwege durch und um das Moor bleiben erhalten. Hunde müssen im Naturschutzgebiet künftig angeleint werden.
Bis zum 28. Februar müssen nun die Torfbahner noch vieles erledigen, anschließend dürfen aus Vogelschutzgründen keine größeren Vegetationsarbeiten mehr durchgeführt werden. Im Zentrum des Gebiets sollen sich Moorflächen erholen, im Außenbereich stehen Mischwälder. Bedrohten Arten wie Moorfrosch, Kreuzotter, Schlingnatter oder dem vom Aussterben bedrohten Kiebitz soll das Himmelmoor als Rückzugsraum dienen.
Quickborn: Renaturierung des Himmelmoors liegt im Zeitplan
Laut den Helfern liegen die Renaturierungsarbeiten, die der Vernässung und damit dem Schutz des Moorgebiets dienen, gut im Zeitplan. „Es geht auf jeden Fall voran. In den vergangenen Monaten haben sich insgesamt gut 150 Leute an den Arbeitseinsätzen im Himmelmoor beteiligt“, so Zelck, der hauptberuflich Verkehrsleiter für den Busbetrieb der Hochbahn Hamburg ist. Ehrenamtlich sitzen seine Frau und er regelmäßig im Bagger, zum Beispiel um gepflasterte Flächen aus Zeiten des Torf-Abbaus zu entfernen.
Bis Ende Februar soll weiter entkusselt werden. Der Förderverein Himmelmoor wird durch die Torfbahner mit Technik und Know-how unterstützt, etwa bei der Herausnahme von Brücken, die im Naturschutzplan nicht mehr enthalten sind oder bei der Pflanzung von Benjeshecken.
Mit der Unterschutzstellung seien bisher die meisten Besucher einverstanden. „In den vergangenen Jahren ist ja durchaus ein Klimaschutztrend eingetreten. Der Großteil findet es gut, aber es sind eben auch Wege geschlossen worden und da gab es vereinzelt Beschwerden, dass die gewohnten Spazierrouten geändert werden mussten“, sagt Zelck.
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Warum das Quickborner Himmelmoor wichtig fürs Klima ist
Hintergrund des Plans ist auch, dass Moore gute CO2-Speicher sind, durch die Wiedervernässung sollen sie sich erholen. „Das funktioniert nur über Regenwasser. Wasser aus einem See wäre zu nährstoffreich. Birken beispielsweise entziehen dem Moor Wasser und über Blätterabwurf erhält der Boden dann auch zu viele Nährstoffe“, so Zelck. Viele Birken mussten deshalb entfernt werden. Wegen des trockenen Sommers waren die Wasserstände an einigen Stellen auf Null gesunken. Es lagen viele Flächen trocken. Passiert das zu häufig, siedeln sich dort vor allem Birken an, die weiteres Wasser entziehen.
Der Schlachtplan, entwickelt mit der unteren Naturschutzbehörde, lautet nun: Durch große Kunststoffrohre haben die Torfbahner Wasser ins Moor geleitet, um die Pegelstände zu erhöhen. Dadurch ist im Winter mehr Wasser im Moor gespeichert, so dass im Sommer etwas mehr Reserven vorhanden sein dürften. „Das Himmelmoor soll sich Stück für Stück zurück in Richtung Natur entwickeln“, sagt der Vorsitzende.
Quickborner Himmelmoor ist elftes Naturschutzgebiet des Kreises
Die Torfbahner selbst hatten in jüngerer Vergangenheit fünf Einsätze, bei denen jeweils bis zu zehn Mitglieder mithalfen. Im Januar bittet der ökologische Jagd-, Fischerei- und Naturschutzverband Hamburg (ÖJFN) seine Mitglieder ins Quickborner Himmelmoor. Viele weitere Vereine unterstützen das Projekt. Regelmäßig sind auch Jugendliche von der Bildungs- und Förderstätte Himmelmoor bei den Naturschutzarbeiten dabei. Sogar Geocacher – Anhänger der Schnitzeljagd mittels GPS-Koordinaten – packten schon mit an.
Anfang Oktober waren die Arbeiten mit der Entfernung der amerikanischen Traubenkirsche gestartet. Dieser Baum ist ein Einwanderer und steht dem Wachstum der heimischen und moortypischen Pflanzen im Weg. Einige freiwillige Quickborner halfen mit, auch die stellvertretene Kreistagspräsidentin Elke Schreiber.
Im Bereich der Wege und Gleise muss in der Zukunft die Vegetation kurzgehalten werden. Insgesamt müssen so jedes Jahr etwa zehn Kilometer Strecke mit drei Motorsensen bearbeitet werden. Allein im Oktober und November sind etwa 1000 Stunden von Vereinsmitgliedern in den Naturschutz geflossen. Das Himmelmoor, in dem bis 2018 Torf abgebaut wurde, ist das elfte Naturschutzgebiet des Kreises Pinneberg und das 203. in Schleswig-Holstein.