Quickborn. Sowohl die Hinterlassenschaften als auch die Beschwerden hatten sich zuletzt gehäuft. Nun werden Reiter in die Pflicht genommen.
Mit einer konzertierten Aktion soll jetzt ein ewiges Ärgernis zwischen den Erholungssuchenden, Spaziergängern und Reitern im Quickborner Himmelmoor beseitigt werden. An vier markanten Stellen entlang der Reitwege rund um das Moor sind jetzt Pfähle mit Schaufeln angebracht worden, mit denen die Pferdeliebhaber die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner sofort aufsammeln und ins Gebüsch kehren können und sollen. Ein kleines Schild weist sie darauf hin. Und damit die Reiterinnen und Reiter nach der Säuberungsaktion auch wieder bequem aus dem und in den Sattel kommen können, steht jeweils ein dicker Baumstamm als Auf- und Abstiegshilfe für sie bereit.
„Die Pferdeäpfel auf den öffentlichen Wegen, in Feld, Wald und Flur im Quickborner Himmelmoor sorgen schon seit vielen Jahren für Ärger zwischen den Spaziergängern und Reitern“, erklärt Hans-Ulrich Plaschke, der diese Aktion initiiert hat. Immer wieder habe es Beschwerden in der Verwaltung gegeben, endlich für saubere Wege im Moor zu sorgen.
Jetzt hofft der Begründer der Reitervereinigung der Reitregion Quickborn, zu der etwa 3000 Freizeitsportler gehören, dass die Reiterinnen und Reiter dieses Angebot sowie die Aufforderung zum Handeln auch annehmen. Die Ausrede, sie kämen nicht wieder aufs Pferd, wenn sie abstiegen, zähle nicht mehr. Aber auch Fußgänger, die hier entlang gingen und sich von Pferdehaufen auf den Wegen gestört fühlen, könnten jetzt selbst schnell Hand anlegen, ohne sich schmutzig zu machen.
Reiter sollen sich an Hundehaltern orientieren – und den Tierkot entfernen
Der Erste Stadtrat Bernd Weiher vergleicht das Schaufelangebot mit den Aufstiegshilfen mit Hundekotbeuteln, die in Quickborn seit vielen Jahren in den Parks aushängen, damit Hundehalter beim Gassi-Gehen die unangenehm riechenden Tretminen sofort entfernen können und niemand aus Versehen seine Schuhe dreckig macht. Da habe es sich inzwischen gut eingespielt, dass die Hundehalter sich ihrer Verantwortung bewusst seien und den Kot mit den Beuteln sogleich entsorgten. Das erwarte er nun auch von den Reiterinnen und Reitern im Himmelmoor, damit die Beschwerden im Rathaus endlich aufhörten, sagt Weiher.
Da die Pferde besonders dann äpfelten, wenn sie Angst hätten, sind an der blauen Brücke im Himmelmoor gleich zwei Pferdeäpfel-Stationen vom Quickborner Bauhof aufgestellt worden, erklärt Plaschke. Auf jeder Seite eines, sodass die Verschmutzung, die in diesem Bereich oft besonders groß sei, gut eingedämmt werden könnte. Die Aufstiegshilfen dienten zudem nicht nur den kleineren Zweibeinern, die sich nicht so leicht wieder in den Sattel schwingen können. Auch die Rücken der Pferde würden dadurch geschont.
Eine Reiterin in Kisdorf, die ihm von einer ähnlichen Aktion in ihrem Reitrevier erzählte, brachte ihn auf diese Idee, berichtet Plaschke. Dort seien Schaufeln an Laternenpfählen befestigt worden. Diesen Vorschlag habe er dann der Quickborner Verwaltung für das Himmelmoor unterbreitet und sei sofort auf offene Ohren bei Noch-Bürgermeister Thomas Köppl gestoßen, lobt Plaschke. Dann sei alles recht schnell gegangen und die Schilder, Pfähle und Baumstämme innerhalb weniger Wochen aufgestellt worden. „Dank an die Verwaltung.“
Bei den Pferdeliebhabern der Umgebung kommt das neue Angebot gut an. Malte Köhn, der in Quickborn eine Island-Pferdezucht mit 100 Tieren betreibt, sagt: „Ich werde unsere 50 Reiterinnen und Reiter darauf hinweisen und dazu anhalten, dass sie hier gleich absteigen und die Pferdeäpfel wegschaufeln. Um des lieben Friedens willen und damit Ruhe einkehrt.“ Köhn betreibt auch eine Reitschule und erfreut Kinder in den Kindergärten mit seinen etwas kleineren, aber sehr robusten Islandpferden.
Auch von Landesseite wird die Quickborner Pferdeäpfel-Aktion sehr gelobt. Dieter Medow, Vorsitzender des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein, dem 30.000 Mitglieder angehören, sagt: „Die Idee, wie in Quickborn dieses Problem jetzt gelöst werden soll, finde ich sehr gut.“ Die Pferdeäpfel-Problematik gebe es überall im Land. Nun komme es darauf an, wie die Resonanz ausfällt, und ob sich die Reiterinnen und Reiter daran hielten, sagt Medow. „Hoffentlich sind die Schaufeln nicht plötzlich weg.“
Landesvorsitzender der Reiter findet die Quickborner Aktion gut
In früheren Zeiten, als die Pferde noch zum gewohnten Straßenbild gehörten, habe es diese Probleme nicht gegeben, erinnert Verbandschef Medow. „Da haben die Leute die Pferdeäpfel als Dünger für ihre Rosen genommen.“ Auf diese Weise seien die Reitwege fast von allein sauber geblieben. Das sei heute natürlich völlig anders und deshalb müssten die Reitsportler zu dieser Reinhaltungsprozedur verpflichtet werden.
„Und selbst wenn sie bei ihrem Ausritt nicht sofort absteigen können, wäre es schön, wenn sie anschließend, nachdem sie das Pferd versorgt haben, zurückkehrten und die Pferdeäpfel wegmachten“, sagt Medow. Auch wenn er weiß, dass das für die Reiterfreunde aus Hamburg, die im Himmelmoor ausritten, etwas aufwendig sei, wenn sie erst wieder zu Hause sind. Medow: „Es ist uns ein Hauptanliegen, dass in der Natur und auf den Wegen ein friedliches Miteinander zwischen den Reitern und den Spaziergängern herrscht.“