Schenefeld. Mit 16 bekam die Schenefelderin die lebensbedrohliche Diagnose Leukämie. Nun lernte sie ihren Stammzellenspender kennen.

„Plötzlich ist nichts mehr wie es war.“ Mit diesem Satz beschreibt Hans Rüpcke aus Schenefeld den Moment, in dem seine Schwester Paula die niederschmetternde Diagnose bekam: Blutkrebs. Im Jahr 2017 wurde bei der jungen Frau aus dem Kreis Pinneberg die lebensgefährliche Erkrankung festgestellt. „Die Diagnose hat der ganzen Familie den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt ihr großer Bruder Hans.

Doch Paulas Geschichte hatte ein Happy-End. Die Stammzellenspende eines Unbekannten rettete ihr Leben. Heute ist Paula 21 Jahre alt und gesund. Und der Unbekannte, der ihr Leben rettete, ist nun auch kein Unbekannter mehr.

Leukämie: Paula trifft ihren Lebensretter Tobias

Denn kürzlich konnte Paula ihren Lebensretter kennenlernen: Tobias Hilsmann aus Werne in Nordrhein-Westfalen. Aus der weltweiten Datenbank der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) liefert er die lebensrettende Stammzellenspende für Paula. Die junge Frau macht mittlerweile eine Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen. Und jetzt traf sie in der Elbphilharmonie für den „RTL-Jahresrückblick“ im Beisein eines Kamerateams erstmals auf ihren Lebensretter. Und beide waren sich direkt sympathisch.

„Wir haben sofort eine Verbindung zueinander gespürt“: Paula Rüpcke aus Schenefeld umarmt ihren Lebensretter Tobias Hilsmann.
„Wir haben sofort eine Verbindung zueinander gespürt“: Paula Rüpcke aus Schenefeld umarmt ihren Lebensretter Tobias Hilsmann. © Chris Winter I&U TV /DKMS | Chris Winter I&U TV

Schenefeld: Mehr als 3000 Menschen ließen sich 2017 typisieren

„Sie fühlt sich schon jetzt an wie meine kleine Schwester“, sagt Hilsmann. „Es ist so schön zu sehen, dass du gesund bist.“ „Für mich bist du mein Held“, sagte Paula. Als solcher sieht sicht Tobias Hilsmann aber gar nicht. Er findet, sein Anteil an Paulas Rettung sei minimal gewesen. „Ich hab nur den Sprit geliefert. Sie musste selbst den Motor wieder ans Laufen bekommen“, so der 35-Jährige. Seine Stammzellen spendete der Berufssoldat mithilfe der ambulanten Entnahmemethode. „Das ging blitzschnell. Nach anderthalb Stunden war ich schon fertig.“

Ohne zu zögern hatte Hilsmann zugesagt, als er 2017 den Anruf der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) bekam, dass er als Spender infrage käme. Ein Jahr vorher hatte sich Hilsmann bei der DKMS registriert, als der Vater einer Freundin an Blutkrebs erkrankt war.

Schenefeld: Paulas Diagnose war für ihre ganze Familie ein Schock

Paulas Leukämie-Erkrankung hatte 2017 im Kreis Pinneberg großes Mitgefühl und viel Solidarität ausgelöst. Mehr als 3000 Menschen ließen sich bei einer Typisierungsaktion im Mai als potenzielle Stammzellenspender registrieren.

Begonnen hatte es bei Paula damals mit einer harmlosen Mandelentzündung. Doch die Behandlung schlug nicht wirklich an, ihr Zustand verschlechterte sich. Im Februar 2017 erhielt die damals 16-Jährige dann die Diagnose Blutkrebs. „Das war natürlich ein totaler Schock. Meine ganze Familie ist ins Krankenhaus gekommen, wir haben alle geweint“, erzählt Paula.

Leukämie: Die Datenbank der DKMS lieferte schließlich einen Treffer

Unter ihren drei Geschwistern fand sich kein passender Spender, auch bei der Typisierungsaktion wurde kein passendes Match gefunden. Doch die Datenbank der DKMS lieferte schließlich einen Treffer. Und Tobias Hilsmann die lebensrettende Stammzellenspende.

Dabei liegt das Stammzellenspenden fast schon in der Familie, denn Paulas Bruder Hans hatte sich schon 2014, noch vor der Hiobsbotschaft bei seiner Schwester, auf dem Metal-Festival Wacken Open Air als Stammzellenspender bei der DKMS registrieren lassen. „Ich dachte mir, ich helfe schon seit vielen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr – da mache ich das einfach auch noch“, so der Schenefelder. Doch dann herrschte lange Funkstelle, bis das Thema Krebs plötzlich ganz nah an ihn heranrückte. Mit der Diagnose seiner kleinen Schwester.

Hans Ruepcke mit seiner Schwester Paula. Im Jahr 2017 erhielt die junge Frau selbst eine Stammzellspende, Hans organisierte eine Typisierungsaktion mit der DKMS.
Hans Ruepcke mit seiner Schwester Paula. Im Jahr 2017 erhielt die junge Frau selbst eine Stammzellspende, Hans organisierte eine Typisierungsaktion mit der DKMS. © HA | DKMS

Leukämie: Paulas Bruder wurde erst kürzlich selbst Stammzellenspender

Erst kürzlich, Ende des vergangenen Jahres, tauchte das Thema dann erneut in Hans Rüpckes Leben auf. Da klingelte das Handy des heute 27-Jährigen während einer Reserveübung der Bundeswehr. Ein Anruf der DKMS. Die Frau am Telefon fragte, ob Rüpcke noch als Spender zur Verfügung stünde. Seine Gewebemerkmale würden zu einem Erkrankten irgendwo auf der Welt passen.

„Das war für mich ein sehr emotionaler Moment“, sagt Hans. „Jetzt konnte ich der Mensch sein, den meine Schwester und unsere gesamte Familie einige Jahre zuvor so dringend gesucht hatten. Sofort kamen die Erinnerungen wieder hoch, wie sehr Paula gelitten hatte. Ich musste nicht überlegen, ob ich das mache. Ich dachte nur: Super, jetzt gebe ich noch mal was zurück!“

Leukämie: Eine Stammzellenspende ist ganz einfach

In Dresden spendete Hans Rüpcke seine Stammzellenspende. „Die Spende selbst verlief problemlos. Danach war ich ziemlich erschöpft, aber nach einer Woche war ich wieder topfit.“ Anders als im Fall seiner Schwester gab es hier allerdings kein Happy-End. Der Empfänger habe es nicht geschafft. Dennoch, sagt Hans, wisse er, dass sein Einsatz einer Familie Hoffnung geschenkt habe – und wertvolle Zeit.

Zeit, die auch Paula durch die Stammzellenspende von Tobias Hilsmann erhalten hat. Beiden ist wichtig, auf die Einfachheit der Stammzellenspende aufmerksam zu machen. So wollen sie viele weitere Menschen motivieren, sich bei der DKMS zu registrieren. „Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein“, zitiert Tobias Hilsmann den Slogan der DKMS dann auch im RTL-Jahresrückblick.

Leukämie: Registrierung als Stammzellenspender ist ganz leicht

Und die Geschichte der beiden zeigte Wirkung: Laut DKMS bestellten in den Tagen nach der Ausstrahlung mehr als 5700 Personen ein Registrierungsset. Ein Erfolg. Denn: Je mehr Menschen sich registrieren, desto eher werden Stammzellenspender gefunden. Und desto eher gibt es Geschichten mit Happy-End. Wie die von Paula und Tobias.

Sets zur Registrierung können alle gesunden Menschen zwischen 17 und 55 Jahren hier anfordern: www.dkms.de