Hetlingen. „Kein Anschluss unter dieser Nummer“: Die Telefone in Hetlingen sind lahmgelegt. Der Ausfall hat eine Vorgeschichte.
„Oberärgerlich“ ist es für Dita Ladiges. Ihr Festnetzanschluss der Telekom ist seit fast zwei Monaten tot. Keine Anrufe, keine Hilfe. Schon seit dem 20. Oktober empfängt die Frau aus Hetlingen nichts mehr. Und dafür hat sie auch einen Schuldigen ausgemacht: „Die Telekom“.
Denn wie Dita Ladiges geht es den Bewohnern von drei weiteren Siedlerhäusern im Bereich von Hauptstraße und Op’n Feld in Hetlingen. Trotz vielfacher Beschwerden ist es dem Telekommunikationsriesen bis heute nicht gelungen, ihre betagten Kunden wieder ans Festnetz anzuschließen.
Hetlingen: Seniorinnen seit Wochen ohne Festnetzanschluss
Für Marianne Wrage, die an einer Stichstraße zur Hauptstraße lebt, hat sich ihr Sohn Günther sowie Enkelin Jasmin Wrage um die Beschwerden gegenüber der Telekom gekümmert. Für die anderen drei älteren Damen engagiert sich Wolfram Hartwig. Er ist Rentner, wohnt ebenfalls in diesem Teil Hetlingens und ist eine Art Kümmerer für die Nachbarn.
Die Drei können über eine umfangreiche Kommunikation via SMS, WhatsApp und Telefon mit der Telekom berichten. Es gab einen Reparaturtermin am 18. November, also gut vier Wochen nach dem Ausfall der Hausanschlüsse. Doch niemand von der Telekom ließ sich blicken. Nach weiteren Beschwerden wurde der 2. Dezember für die Wiederinbetriebnahme anberaumt. Doch es tat sich wieder nichts. „Ich kann nicht daran glauben, dass in diesem Jahr noch etwas passiert“, ärgert sich Jasmin Wrage.
Hetlingen: Notfall-Handy als kurzfristige Lösung
Bei Marianne Wrage kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Ihr DRK-Hausnotruf, der in ernsten medizinischen Fällen schnelle Hilfe gewährleistet, läuft über den Festnetzanschluss. Bei einem Unfall im Haus hatte ihr dieser Notruf schon einmal gute Dienste erwiesen. Jetzt war der im Ernstfall lebensrettenden Anschluss fast zwei Monate lang nicht mehr erreichbar, schlicht nicht funktionstüchtig.
Doch die Telekom hatte ein Angebot parat. Marianne Wrage bekam ein Not-Handy gestellt. „Das war erstmal eine gute Sache“, so Günther Wrage. Das Handy kam mit Sim-Karte und funktionierte sofort nach dem Einschalten. Zudem war es kostenlos und es sollte sich nach drei Monaten automatisch abschalten.
Aber in der Praxis erwies es sich als wenig hilfreich. „Die Tasten sind zu klein und die Benutzerführung ist zu kompliziert für ältere Menschen“, erklärt Adelheid Wrage, Tochter von Marianne Wrage.
Hetlingen: Telekom vertröstet die Betroffenen immer wieder
Für Kümmerer Hartwig gibt es eine Vorgeschichte des Ausfalls der Festnetzanschlüsse, die schon ein Jahr zurückliegt. Im Winter 2021 war der Fahrer eines VW Bulli auf glatter Fahrbahn ins Schleudern geraten und hatte „den alten grauen Verteilerkasten der Telekom“, so Hartwich, sowie den Teil einer Mauer am Beginn der Stichstraße umgefahren.
Den vier älteren Damen fiel schon damals der Festnetzanschluss aus. Die Telekom baute den demolierten Kasten ab, Techniker des Unternehmens kamen in die Häuser und nahmen Umschaltungen an den Anschlüssen vor. Die Telefone funktionierten wieder, zumindest zeitweise.
Beim aktuellen Problem war die Telekom nicht verlegen, die Verzögerungen zu begründen. Wolfram Hartwig und Günther Wrage haben seit dem 20. Oktober jedenfalls schon einige Begründungen für die Verschleppung der aktuellen Reparatur gelesen und gehört.
Viele Telekom-Mitarbeiter seien im Ahrtal unterwegs, um die Menschen wieder ans Glasfasernetz anzuschließen, lautete eine Erklärung des Unternehmens. Es fehle die Grabeerlaubnis für die Reparatur, hörten die beiden ein anderes Mal. Ohne diese Erlaubnis könne die Telekom nicht arbeiten.
„Ende der Woche“ soll es nach Abendblatt-Anfrage Besserung geben
Darauf bezieht sich auch die Telekom in der Antwort auf eine Abendblatt-Anfrage. „Leider können wir nicht einfach losgraben und den Schaden beheben, denn das defekte Kabelstück befindet sich im öffentlichen Straßenraum – direkt an einer Bushaltestelle.
Dafür benötigen wir eine verkehrsrechtliche Genehmigung“, so Nico Göricke von der Telekom. Denn die Ursache der Störung, so viel sei immerhin bekannt, sei ein defektes Kabel. Die Leitung sei durch eindringendes Wasser beschädigt worden. Die Fehlerstelle wurde bereits geortet und eingemessen.
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Die Genehmigungen für die nun nötigen Grabungen erteilt die Verwaltungsbehörde für Hetlingen, das Amt Geest und Marsch Südholstein (GuMS). „In der Regel erteilen wir Genehmigungen spätestens einen Tag, nachdem der Antrag gestellt worden ist“, erklärt Amtsdirektor Rainer Jürgensen.
Bei dem Vorhaben an der Hauptstraße wurde durch eine von der Telekom beauftragte Firma bereits am 1. November ein Antrag gestellt und am 2. November von dem Amt eine Aufgabengenehmigung erteilt. Es hätte von Amts wegen also losgehen können.
Der Sprecher der Telekom bleibt trotz dieser ungeklärten Verzögerung optimistisch und stellt sogar einen konkreten Reparaturtermin in Aussicht: „Sofern uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, erfolgt die Montage des Kabels voraussichtlich bis Ende dieser Woche. Dann sollten alle betroffenen Anschlüsse wieder funktionieren“, so Nico Göricke.